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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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meinem Teebeutel bekomme ich eine Erektion. Langs Stift hat die Form einer Bierflasche, In regelmäßigen Abständen saugt er an dem Stift. Auf dem Blatt ist Lenore. Sie liegt auf dem Rücken, ein Vargas-Girl, ein V. Lang schreibt seine Initialen seitlich in Lenores langes, geschwungenes Bein: ein tiefes, scharf gezacktes W. D. L.
    Als die Initialen in sie eindringen, werden Hände und Haare auf einmal reliefartig erhaben, dreidimensional. Brüste schwellen, ein Bauch regt sich, Knie heben und spreizen sich, Füße stoßen schüchtern an den Seitenrand. Lang lässt seinen Stift spielen. Lenore steigt aus der Seite und geht im Zimmer herum.
    Fingernägel klickern am Fenstern. Vor dem Fenster eine junge Mindy Metalman, wirklich sehr jung, vielleicht dreizehn, mit hellrotem Lippenstift auf ihrem kleinen verletzten Mund. Sie hat eine Heckenschere in der Hand und zeigt damit auf den Teebeutel. Der Schatten verschluckt mich, als er sich wie Tinte auf der weißen Wand ausbreitet. Kaum habe ich mich vom Fenster abgewandt, kniet Lenore hinter Lang und schreibt ihm mit dem Bierflaschen-Stift ihren Namen auf den Hintern. Sie schreibt ihn mit lila Tinte und vielen Schnörkeln, während ihre andere Hand an seiner heroischen Vorderfront sucht und findet.
    Mir entringt sich ein luftdichter Schrei, und ich uriniere explosionsartig. Der Strom schießt in die Höhe, ein Strahl aus unzählig vielen Einzelströmen, rasiermesserscharf und so heiß, dass ich mich verbrenne, als ich versuche, hindurchzugehen. Ich bin gefangen hinter meinem Fächer. Heiße Bäche strömen über den Teppichboden des Büros, schaumig gischten sie zu Lenores Brüsten empor, die beben, während sie sich an Lang abarbeitet. Der Teebeutel gibt im heißen Strahl seine Farbe ab. Tee wird zubereitet. »Tee symptosis«, sagt Lang lachend.
    Lenore ertrinkt. Mit seinem Hintern drückt Lang ihren Kopf in den Ozean aus gelbbraunem Tee. Sie schreibt weiter ihren Namen. Mäuse verbrühen mit zuckenden Schwänzchen im heißen Strom. Ich ersticke. Es ist Salada-Tee. Auf dem Teebeutel der kernige Spruch: »Groß ist der Mann, der über sich selbst lachen kann, doch größer ist der Mann, der über jenen lachen kann.«
    Lang blickt an sich hinunter und beginnt, gedankenvoll umzurühren. Ich ergebe mich dem Horror. Mein Diplom wird von der Wand gerissen und gischtend fortgeschwemmt.
    Fieldbinder erwachte in einer Flut und stellte fest, dass er tatsächlich ins Bett gemacht hatte, doch zum Glück war die nasse Stelle nicht größer als ein Tintenklecks, der sich mit einem Taschentuch entfernen ließ.
    Das Problem ist, dass sie bei den Tissaws sind und ich bin hier. Nach einer einsamen Alptraumnacht liegt eine unvorstellbar hermetische Atmosphäre über Cleveland. Eine Atmosphäre, die ich nicht einmal ansatzweise beschreiben zu können hoffen kann. Wirklich.
│b│
    AUSZUGSWEISE MITSCHRIFT DER THERAPIESITZUNG DONNERSTAG, 9. SEPTEMBER 1990, IN DER PRAXIS VON DR. CURTIS JAY, PH.D. TEILNEHMER: DR. CURTIS JAY UND MS. LENORE BEADSMAN, ALTER: 24, PAT.-NR. 770-01-4266.
    DR. JAY: Und wie fühlen Sie sich dabei?
    MS. LENORE BEADSMAN: Wie fühle ich mich bei was?
    JAY: Im augenblicklichen Zustand, den wir soeben artikulieren wollten. Wie Trennung und Schweigen seitens Ihrer Großmutter zu verstärkter Hinwendung zum Rest Ihrer Familie geführt hat.
    LENORE: Außer zu John in Chicago oder wo immer er ist.
    JAY: Lassen wir den mal außen vor.
    LENORE: Wovor?
    JAY: Lassen Sie Ihren Gedanken freien Lauf.
    LENORE: Welchen Gedanken?
    JAY: Den Gedanken, die wir soeben charakterisiert haben.
    LENORE: Ich glaube, es stimmt. Clarice hatte wirklich keine Ahnung, und sie ist auch nicht Teil dieser Lenore-Geschichte, war sie noch nie. Trotzdem musste ich mit ihr darüber reden. Um dann zu erleben, wie sie in ihrer komischen Show genau das thematisierte, über das ich mit ihr reden wollte. Und irgendwie fühlte ich mich gut dabei, geborgen, wenn Sie so wollen. Ist es dumm, wenn ich sage geborgen?
    JAY: Sie fühlten sich eingebunden.
    LENORE: Eingebunden und nicht eingebunden.
    JAY: Aber stets auf die angemessene Art.
    LENORE: Mann, sind Sie wieder geistreich heute.
    JAY: Ich spüre das erregende Aroma des Durchbruchs.
    LENORE: Und dann mein Bruder ... es war das erste Mal, dass ich überhaupt etwas länger mit LaVache gesprochen habe. Er war zwar bekifft, aber ich hatte das Gefühl, dass wir wirklich miteinander ...
    JAY: Kommunizieren konnten?
    LENORE: Ich glaube ja.
    JAY: Und wie lange ist es her,

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