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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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Stress und nur um sicherzugehen, dass wirklich nichts passiert ist.« Er schaute Evelyn an. »Aber es ist ja nichts passiert. Es sieht mir überhaupt nicht danach aus. Trotzdem solltet ihr möglicherweise ... mit ihm reden.«
    »Ich wecke ihn«, sagte Slotnik. Er stand auf. Auch Fieldbinder und Evelyn standen auf. Fieldbinder nahm seinen Regenmantel, faltete ihn auseinander und strich über die Knitterfalten.
    »Gute Idee, Don«, sagte er. »Es ist immer gut, offen über solche Sachen zu reden. Ich denke, das genügt dann aber auch. Und, Don, wenn du rüberkommen willst, um dir die Sachen anzusehen, ich bin noch eine Stunde da.«
    »Nein danke, wirklich nicht«, sagte Slotnik. »Ich fände es nur gut, wenn die Entrümpelungsfirma den Kram restlos entsorgt. Ich will jedenfalls nichts davon sehen.« Er attackierte seine widerspenstige Tolle. »Aber wenn er den Jungen auch nur angefasst hat, bringe ich ihn um.«
    Ein Augenblick verging.
    »Na gut«, sagte Fieldbinder. »Ich muss. Ich hoffe nur, ich habe das Richtige getan. Tut mir Leid, wenn ich euch beunruhigt habe. Aber ich dachte, ihr solltet es wissen.«
    »Monroe«, sagte Slotnik, »du bist ein wahrer Freund. Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast. Es war mit Sicherheit das Richtige. Wir sind dir wirklich sehr dankbar.« Er streckte eine klebrige Hand aus, die Fieldbinder ergriff. Fieldbinder roch den Sirup. Dann drehte sich Slotnik in seinen Pantoletten um und ging zur Treppe.
    Evelyn begleitete Fieldbinder zur Tür. Sie sagte nichts.
    An der Tür drehte sich Fieldbinder zu ihr um. »Hör zu«, sagte er und warf einen kurzen Blick zur Treppe. »Ich weiß, das ist jetzt nicht der richtige Moment.« Er lächelte warm. »Aber ich würde dich gerne sehen. Und dir sage ich, dass ich tatsächlich noch den ganzen Tag drüben bin. Ich muss heute unbedingt damit fertig werden, ich bin derart mit allem im Rückstand. Wie gesagt, ich bin da. Obwohl, um drei Uhr kommt die Entrümpelungsfirma. Nur damit du Bescheid weißt. Wenn du willst, komm vorbei. Vielleicht, wenn die anderen beim Baseball sind ...«
    Evelyn sagte nichts. Sie öffnete die Tür für Fieldbinder und sah etwas hinter ihm auf der Wiese. Auch Fieldbinder drehte sich danach um.
    »Da ist ja Scott«, sagte er. »Hallo, Scott. Weißt du noch, wer ich bin?«
    Am Ende des gepflasterten Wegs, unmittelbar an der Straße, ließ Scott einen Tennisball über den Boden springen. Der Ball machte ein dumpfes Geräusch, wenn er auf den Grasresten auftraf, die dort lagen. Auf Fieldbinders Zuruf blickte Scott hoch.
    Es war still bis auf das Geschnatter einer elektrischen Heckenschere auf der anderen Straßenseite. Evelyn starrte auf Scott und an ihm vorbei. Dann fuhr sie zusammen. »Scott!«, rief sie scharf. »Bitte komm sofort her.«
    Fieldbinder drehte sich nach Evelyn um. Er lächelte und legte die Hand auf den Ärmel ihres Bademantels. »Hey«, sagte er mitfühlend, »das Leben geht weiter.«
    Evelyn sah Fieldbinders Hand auf ihrem Arm. Scott ging auf das Haus zu. Sie sah ihm nach. »Schon gut, Schatz«, rief sie. »Von mir aus kannst du auch draußen spielen, wenn du willst.«
    Scott blickte auf Fieldbinder und seine Mutter und dann auf den Ball in seiner Hand.
    »Jedenfalls, du weißt, wo ich zu finden bin. Ich bin da, bis drei«, sagte Fieldbinder.
    »Ja«, sagte Evelyn. Sie ging ins Haus zurück, ließ jedoch die Tür offen.
    Fieldbinder ging über den gepflasterten Weg auf Scott Slotnik zu.
    Durch das Fenster im Wohnzimmer konnte Evelyn sehen, wie Fieldbinder stehen blieb und sich neben Scott hinkniete, um ihm etwas zu sagen. Irgendetwas von dem, was er sagte, entlockte Scott ein schüchternes Lächeln. Er nickte, und Fieldbinder lachte. Evelyn strich sich ihr zerzaustes Haar über die Ohren. Ihre klebrigen Daumen ziepten an den Haaren.
│16│   1990
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9. September
    Ein Traum so allumfassend beängstigend, verwirrend und unheilschwanger, dass Fieldbinder in einer Flut erwachte.
    »Dr. J___ befindet sich in signifikanter persönlicher Gefahr«, dachte er schief.
    Lang und ich sind in meinem Büro, jeder auf seinem Stuhl, die Übersetzung zwischen uns. Aus ungeklärter Ursache und beklemmenderweise sind wir beide nackt. Es ist Mittag; der Schatten rückt vor. Ich schaue an mir hinunter und bedecke mich mit einem Teebeutel, aber da ist Lang in all seinem Schrecken. Auf die letzte Seite von »Liebe« malt Lang ein Bild von Lenore. Es ist ein erstaunlich gut getroffenes Bild der unbekleideten Lenore. Hinter

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