Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
Vom Netzwerk:
erkennen.
    »Wenn ich mich recht erinnere, ist das Steve«, sagte er. »Richtig?«
    Die Slotniks sahen von dem Foto hoch. »Ja.«
    »Dieses Bild habe ich in einem Zimmer von Mr. Costigans Haus gefunden«, sagte Fieldbinder. Er faltete die Hände in seinem Schoß. »Das ist eindeutig von da drüben aufgenommen worden, vermutlich aus dem Obergeschoss, deshalb sind die Ahornbäume dazwischen.« Er wies auf ein Seitenfester über Evelyns Kopf und die Ahornbäume am Gartenzaun, deren neue Blätter im Morgenlicht extra grün leuchteten. »Er muss ein ziemlich gutes Teleobjektiv gehabt haben, wie ihr seht. An Steve ist jedes Detail zu erkennen. Der Mann war gut ausgerüstet.«
    »Okay«, sagte Slotnik langsam, machte aber keine Anstalten, Fieldbinder das Bild zurückzugeben. »Aber ich verstehe nicht ganz. Wir wussten nicht, dass Costigan Hobbyfotograf war, aber sonst ... Es ist ein gutes Bild.«
    »Ja, das ist es«, sagte Fieldbinder und zupfte an seinem Hosenbein. »Ähnlich gut wie Hunderte weiterer Bilder von Steve, die ich in dem besagten Zimmer gefunden habe.«
    Die Slotniks sahen Fieldbinder an.
    »Sie waren übrigens nicht schwer zu finden«, fuhr Fieldbinder fort. »Das ganze Zimmer war damit tapeziert.«
    Slotnik setzte seinen Becher wieder ab.
    »Und ich meine das wörtlich, Don. Tapeziert. Vom Boden bis zur Decke.«Fieldbinder sah auf Slotnik. Slotnik sah auf Evelyn.
    »Von diesem Zimmer aus ...«, Fieldbinder räusperte sich. »Von diesem Zimmer im Obergeschoss aus konnte ich direkt in eines eurer Fenster sehen, ein Zimmer mit einem Wimpel der Philadelphia Phillies an der Wand und demnach, sofern ihr mich nicht eines Besseren belehrt, das Zimmer von Steve ...« Er schaute auf Slotnik, doch der sagte nichts. Fieldbinder schniefte. »In dem Zimmer befanden sich des Weiteren ...«, er zählte es an den Fingern ab, »jede Menge Kohle- und Bleistiftzeichnungen, sogar einige Ölbilder, gar nicht mal schlecht, aber alle mit ein und demselben Motiv, ein Junge, der aussieht wie ... nein, der nicht nur so aussieht, sondern der ganz klar Steve ist. Dazu Skulpturen aus verschiedenen, mir teilweise unbekannten Materialien. Soweit ich erkennen konnte, Skulpturen von Steve. Weiterhin ein Videorekorder mit einem ziemlich clever eingerichteten Endlosband. Ihr ahnt es: Steve beim Footballspielen in eurem Garten oder vielmehr Mr. Costigans Garten, Steve beim Laubharken, Steve beim Rasenmähen, Steve und Scott, wie sie einen Schneemann bauen und dazu einen gefrorenen Sack als Nase nehmen. Kommt euch das bekannt vor?« Fieldbinder sah die Slotniks an. »Aber das ist noch nicht alles. In einer ziemlich soliden und offenbar auch teuren Holzkiste, die mir wie eine Schmuckschatulle vorkam und die in der Inventarliste als Antiquität geführt wird, stieß ich auf mehrere Gegenstände, die ...«
    »Was für Gegenstände?«
    »Na ja, ihr habt doch gesagt, dass Costigan auf euer Haus aufgepasst hat, wenn ihr weg wart.«
    »Nur manchmal«, sagte Evelyn. »Normalerweise hat das Mrs. Frick ...«
    Slotnik ignorierte sie. »Was für Gegenstände, Monroe?«
    Fieldbinder setzte sein neutrales Gesicht auf. »Einige Baseballkarten. Ein paar Haarsträhnen, helles Haar, auf eine Karteikarte geklebt. Ein Stiel von einem Wassereis mit Orangengeschmack. Mehrere ... Kleenex-Tücher.« Er schaute auf Evelyn. »Dazu ein T-Shirt, ein weißes T-Shirt von Fruit of the Loom. Ordentlich gebügelt und zusammengelegt, aber nicht gewaschen, sondern ein gebrauchtes T-Shirt. Mit einem Schildchen, auf dem ein Datum vermerkt war, irgendwann im August letzten Jahres.«
    Evelyn drehte sich zu Slotnik hoch. »Da waren wir doch an der See.«
    »Erinnerst du dich, dass Steve jemals irgendwelche Kleidungsstücke verloren hat?«, fragte Fieldbinder.
    »Ach Gott, die Jungs verlieren andauernd etwas. Du weißt doch, wie Kinder sind.« Evelyn hätte fast gelächelt.
    »Nein.« Fieldbinder in seinem Sessel beugte sich nach vorn. »Offen gesagt, das weiß ich nicht.«
    »Was soll das heißen: ›Hat Steven jemals irgendwelche Sachen verloren‹?«, sagte Slotnik.
    »Na ja, Don, das T-Shirt war nicht das einzige Kleidungsstück von Fruit of the Loom in der Kiste.«
    »Was bedeutet das?«
    »Das bedeutet, dass sich in der Kiste noch etliche Unterhosen Größe achtundzwanzig befanden, Don.« Fieldbinder schaute auf Evelyn, die auf einmal in eine große Ferne zu blicken schien. Mit dem Daumen drückte er einen Knick aus seiner Bügelfalte und legte erneut die Hände in den Schoß. Er

Weitere Kostenlose Bücher