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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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dass Sie zum letzten Mal einen vernünftigen Dialog geführt, kommuniziert haben?
    LENORE: Tja, pfiff, ziemlich lange.
    JAY: Ich verstehe. Und nur um den Durchbruch konkreter zu aromatisieren: Wie lange residiert Ihre Urgroßmutter bereits im Altersheim von Shaker Heights?
    LENORE: Hmmm, auch ziemlich lang.
    JAY: Haben Sie etwas dagegen, wenn ich dieses Ding ...
    LENORE: Was ist das? Eine Gasmaske.
    JAY ( undeutlich ): Reine Vorsichtsmaßnahme.
    LENORE: Warum bezahle ich eigentlich viel Geld für einen Therapeuten, der letztlich bekloppter ist wie ich?
    JAY: Als ich.
    LENORE: Sie können froh sein, dass ich den Sicherheitsgurt anhabe.
    JAY: Deuteten Sie nicht an, Ihr Bruder hätte weitere Erkenntnisse über das Verschwindens Ihrer Urgroßmutter?
    LENORE: Erkenntnisse würde ich das nicht nennen. Auch er hat so eine Zeichnung bekommen, aber eine andere, eine mit einem Mann auf einer Düne in der Wüste. Darüber hat er eine Menge Stuss geredet, nur um mir am Ende den guten Rat zu geben, nicht mehr über mich nachzudenken. Nicht gerade hilfreich. Und es war auch deprimierend mitanzusehen, wie vollkommen schizo er mit seinem Bein umgeht und dass er persönlich für etwa fünfzig Prozent des Drogenkonsums in Neuengland verantwortlich ist.
    JAY: Mein Interesse gilt aber mehr Ihnen.
    LENORE: Entschuldigung, aber ich tendiere nun einmal dazu, mir über meinen Bruder Gedanken zu machen. Und das Bruder-Schwester-Verhältnis haben Sie doch auch immer gern thematisiert.
    JAY: Also die Wüste.
    LENORE: Wie bitte?
    JAY: Im Zusammenhang mit dieser Zeichnung sprachen Sie von einer Wüste. Meinen Sie die Wüste?
    LENORE: Naja, der Sand war schwarz, und LaVache sagte etwas von einem vermaledeiten Ort.
    JAY: Also die G. O. D.?
    LENORE: Keine Ahnung.
    JAY: Zumindest besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass das Verschwinden der alten Leute mit der Great Ohio Desert zu tun haben könnte.
    LENORE: Sagen Sie, was geht hier eigentlich vor?
    JAY: Wo?
    LENORE: Jetzt gucken Sie in Ihrer doofen Gasmaske nicht im Zimmer herum, als wäre da was. Und legen Sie mir vor allen Dingen keine Worte in den Mund.
    JAY: Wer? Ihr Bruder oder ich?
    LENORE: Warum habe ich eigentlich dauernd das Gefühl, alle wollen mich unbedingt in diese Wüste schicken? Seit Lenore sind für mich damit nämlich keine allzu angenehmen Erinnerungen verbunden. Ewig musste ich mir ihre Vorträge über Auden und Wittgenstein anhören, die für sie nämlich so etwas waren wie eine göttliche Zweieinigkeit. Danach haben wir geangelt und in die schwarze Wüste geguckt ...
    JAY: In der Tat eine auffällige Hmmmm ...
    LENORE: Sie sagen es. Aber wie kommt es, dass ihr mich alle wieder dort hinlocken wollt? Sie. Mein Bruder. Rick hat ebenfalls die Wüste erwähnt. Vlad rezitiert aus demselben Gedicht von Auden, das mir Großmutter in der Wüste vorgelesen hat.
    JAY: Stoff zum Nachdenken, wenn ich so sagen darf ...
    LENORE: Und Mr. Schlurchi Bloemker belabert mich, als wollte er mir eine verkaufen – ehe seine Freundin schlapp macht und alle ihre Klamotten verliert.
    JAY: Wie bitte?
    LENORE: Und dann taucht von irgendwoher dieser Typ auf, den ich früher schon einmal getroffen habe und der jetzt mit einer ehemaligen Mitbewohnerin meiner Schwester verheiratet ist, und es stellt sich heraus, sein Vater hat die G. O. D. mehr oder weniger gebaut. Seinem Vater gehört nämlich Industrial Desert Design. Dad war gleich unglaublich interessiert. Jedenfalls sehr viel mehr als an irgendwelchen Strichmännchen-Zeichnungen.
    JAY: Welcher Typ?
    LENORE: Andrew Sealander Lang, der zurzeit für Frequent & Vigorous an einer obskuren Übersetzung arbeitet. Rick hat ihn in einer Bar in Amherst kennen gelernt.
    JAY: Und Sie sind ihm also vorher schon begegnet?
    LENORE: Warum fragen Sie?
    JAY: Warum dieses Gesicht?
    LENORE: Welches Gesicht?
    JAY: Dieses verträumte Gesicht.
    LENORE: Stimmt doch gar nicht.
    JAY: Fühlen Sie sich von diesem Mann angezogen?
    LENORE: Sind Sie jetzt vollkommen verrückt geworden? Was ist eigentlich heute mit Ihnen los? Kriegen Sie unter dem Ding überhaupt genug Luft?
    JAY: Auf jeden Fall erkenne ich ein verliebtes Gesicht. Psychologen sind auf nonverbale Zeichen geeicht.
    LENORE: Geeicht?
    JAY: Ihre Pupillen sind so weit wie Gullydeckel.
    LENORE: Netter Vergleich.
    JAY: Weiß Rick davon?
    LENORE: Wovon?
    JAY: Von Ihrem Verlangen nach dem Übersetzungs- und Wüstenmann.
    LENORE: Sie kotzen mich an.
    JAY: Es steht Ihnen nämlich ins Gesicht geschrieben.
    LENORE: Auf

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