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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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perfekt, das heißt genau nach Ihren Wünschen zubereitet und Ihnen zusammen mit den ausgewählten Beilagen nebst einem reichhaltigen Dessert serviert werden.«
    »Klingt delikat.«
    »Ja.«
    »Ich nehme neun.«
    »Pardon?«
    »Bringen Sie mir bitte neun Steaks.«
    »Sie wünschen neun Steaks, Sir?«
    »Wenn Sie so gütig sein wollen.«
    »Und für wen, Sir, wenn ich fragen darf, sind alle diese Steaks?«
    »Sehen Sie noch jemanden hier am Tisch? Ich esse sie alle.«
    »Wie um alles in der Welt wollen Sie das schaffen?«
    »Lassen Sie mich nachdenken. Ach ja, ich nehme heute Abend mal die rechte Hand zum Schneiden. Ich stecke die Fleischstücke in meinen Mund. Ich kaue. Bestimmte Säuren in meinem Speichel beginnen mit der Zersetzung des Muskelgewebes. Ich schlucke. Und so weiter. Und jetzt her damit!«
    »Aber, Sir, von neun Steaks wird jedem normalen Menschen schlecht.«
    »Schauen Sie mich an. Schauen Sie auf diesen Bauch. Denken Sie, mir wird schlecht? Unsinn. Kommen Sie mal her. Nein, treten Sie nah vor mich hin und schauen Sie sich diese Wampe an. Ich hebe einmal das Hemd hoch... hier. Sehen Sie, wie viel ich mit einer Hand greifen kann? Ich kann mich nicht einmal direkt an den Tisch setzen, so fett hin ich. Haben Sie in Ihrem Leben jemals etwas so Ekelhaftes gesehen?«
    »Mir sind schon dickere Bäuche untergekommen.«
    »Quatsch, Sie sind nur höflich, weil Sie auf Ihr Trinkgeld Wert legen. Aber keine Bange, Sie kriegen Ihr Trinkgeld, nachdem Sie mir meine neun Steaks gebracht haben, süperbe Steaks, das heißt perfekte, das heißt genau nach meinen Wünschen zubereitete Steaks, das heißt medium, das heißt rosa. Rosa, aber fest. Und die Kroketten nicht vergessen.«
    »Sir, mit solchen Mengen habe ich nicht die geringste Erfahrung. Ich habe eigenverantwortlich noch nie einem Gast neun Steaks gleichzeitig gebracht. Das kann Ärger geben. Was ist, wenn Sie eine Embolie bekommen? Ich mag gar nicht darüber nachdenken. Ihnen könnten Organe platzen.«
    »Habe ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollen mich anschauen? Sehen Sie nicht, was ich bin? Hören Sie wenigstens jetzt gut zu. Ich bin ein fettes, feistes, abartiges, gieriges, verfressenes Schwein , das sieht man doch. Ich bin mehr Schwein als Mensch. In meinem Wanst ist genug Raum, das heißt geometrischer Raum für jemanden wie Sie , kapiert? Vor Ihnen sitzt ein Schwein. Ein schlemmendes Ungeheuer von unbegrenzter Kapazität. Und jetzt bringen Sie mir Fleisch.«
    »Vielleicht haben Sie ja schon länger nichts mehr im Magen gehabt. Liegt es daran?«
    »Hören Sie, Sie gehen mir auf die Nerven. Ich könnte Sie mit meiner Wampe erschlagen. Außerdem, das kann ich sagen, bin ich mehr als nur vermögend. Sehen Sie das Gebäude da hinten, das mit den erleuchteten Fenstern im Schatten? Das Gebäude gehört mir. Ich könnte auch dieses Restaurant kaufen und Sie auf die Straße setzen. Ich könnte und werde vielleicht den ganzen Block kaufen, einschließlich dieser wohl nicht umsonst etwas mager geratenen Weight-Watchers-Dependance auf der anderen Straßenseite, sehen Sie sie? Wo Eingang und Fenster so angeordnet sind, dass das Gesicht eines elend grinsenden Hungerleiders herauskommt? Es läge durchaus im Rahmen meiner finanziellen Möglichkeiten, den Laden zu kaufen und ihn bis unters Dach mit rohen Steaks anzufüllen, die ich mir später einverleiben könnte und würde. In diesem Szenario wäre die Tür mit einem abgenagten Knochen verrammelt, damit nicht ein einziger dieser selbstgerechten, ausgelutschten Bet-Heinis und Abtrünnigen der großen Sache Adipositas mehr hineingelangt. Natürlich würden sie gegen die Tür schlagen, trommeln würden sie. Aber der Knochen hält. Sie haben einfach nicht mehr genügend Mumm, um die Tür aufzubrechen. Sie drücken sich an der Scheibe die Nase platt und machen große Augen und noch größere Münder. Denn hinter der Scheibe bin ich und zerstöre die große Waage am anderen Ende des Versammlungsraums, nein, ich zermalme sie unter Bergen von Essen, bis die Feder kracht. Genau, bis die Feder kracht. Wahrlich, das ist eine hübsche Vorstellung. Kann ich bitte die Weinkarte haben?«
    »Weight-Watchers?«
    »Herr Ober, ich warne Sie, vor Ihnen sitzt eine gefährliche Fressmaschine. Normalerweise handeln Menschen nicht gegen ihr Interesse. Aber fette, durchgeknallte Schweine tun es doch. Vor einiger Zeit hat mir meine Frau gesagt, sie verlässt mich, wenn ich nicht abnehme. Ich habe nicht abgenommen, im Gegenteil, ich habe zugenommen,

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