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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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Zusatzfeature, eingerichtet von Vern Raring von der Nachtschicht unter Zuhilfenahme eines Pfadfindermessers und eines Müllbeutelclips, ermöglicht es dem Operator, unverschämte Anrufer auf HOLD zu setzen und gegen ihren Willen und praktisch für unbegrenzte Zeit dort festzuhalten, was dem Totalausfall des betreffenden Anschlusses gleichkommt. Beliebt unter den Operators (und abermals Dank an Vern Raring) ist die Rufweiterleitung über die START-OUT-TASTE, den zwölfstelligen INTERTRUNK-REROUTE-CODE, der anschließend und zur Strafe mit einer internationalen Mehrwertnummer gekoppelt wird, gern in Australien oder in der Volksrepublik China.
    »Ich werde hier noch verrückt«, sagte Lenore. »Das ist das reinste Irrenhaus. Dauernd klingelt es, aber kaum ein vernünftiger Anruf.«
    »Jetzt siehst du mal, wie das ist, wenn man arbeiten muss«, sagte Judith Prietht, in ihrer Zeitschrift blätternd.
    »War das in meiner Mittagspause bei Candy auch schon so?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich habe andere Sachen zu tun.« Judith befeuchtete einen Finger und blätterte weiter. Eine Coladose mit grellroten Lippenstiftspuren rund um die Öffnung sowie eine Tüte mit freudlosem Strickzeug befanden sich direkt neben ihrer Telefonanlage. Bei Lenore waren es Gingerale und vier Bücher. Nicht eines davon hatte sie bisher auch nur aufschlagen können.
    Aus der Entfernung näherte sich ein Klimpern und Pfeifen. Bis Peter Abbott über die Schattengrenze trat und sich vor der Kabine aufbaute.
    »Hola«, sagte Peter Abbott.
    »Das wurde aber auch Zeit«, sagte Lenore über ihre fiepende Anlage hinweg. »Sie reparieren jetzt sofort die Anlage.«
    »Wenn das so einfach wäre«, sagte Peter Abbott und trat von hinten in die Kabine. Judith Prietht rüschte mit beiden Händen ihre Haarkreation auf. »Bei uns in der Firma steppt zurzeit der Bär«, sagte Peter. »Vielleicht interessiert es dich: Das ist die schlimmste Betriebsstörung seit dem Blizzard im März ’81, als sämtliche Anschlüsse in Cleveland unerklärlicherweise dauernd besetzt waren, ach was, die schlimmste witterungsunabhängige Störung überhaupt.«
    »Welche Ehre.«
    »Verdammte Oberkacke trifft es eher«, sagte Peter Abbott.
    Judith Prietht schaute zu Peter hinüber. »Wie geht’s dir denn so?«
    Peter unbeeindruckt: » Bueno .«
    »Also liegt es an der Anlage?«, fragte Lenore und schaute auf ihren Arbeitsplatz wie auf einen Patienten. »Sind deswegen nicht die Tunnel-Leute hier, sondern Sie?«
    »Nein, eigentlich bin ich Kundenbetreuer«, sagte Peter und sah ihr in den Ausschnitt. »Ich war gerade schon im Café von Big Bob Martinez und davor in Bambis Katakombe, übrigens, das hättest du sehen sollen da. Martinez ist vollkommen ausgerastet. Ich war auch schon bei eurem jeweiligen Boss, diesem Vigorous und dann dieser Mutti aller Tunten, die mit dem Barett und dem Doppelkinn.«
    »Ixnay«, sagte Judith Prietht.
    »Also liegt es an der Anlage?«, sagte Lenore.
    »Wir glauben nein«, sagte Peter Abbott. »Wir glauben immer noch, das Problem steckt irgendwo im Kabeltunnel. Sonst wäre ja nur ein Endgerät betroffen und nicht die anderen auch.«
    »So, das glaubt ihr? Ihr glaubt?«
    »Ach, guck doch mal, noch ein Rückblick auf die olympischen Spiele«, sagte Judith Prietht in ihr People-Magazine
    »Nun ja«, sagte Peter Abbott und fummelte nervös an einem Abisolierer.
    »Der Tunnel-Mensch hat nichts gefunden?«
    »Wie man’s nimmt. Sieht so aus, als wären die Tunnel-Leute zurzeit mehr mit sich selbst beschäftigt, und das hilft Interactive Cable natürlich wenig, das kleine Bereitstellungsproblem in den Griff zu kriegen.«
    »Kleines Bereitstellungsproblem?«
    »Die Tunnel-Leute sind völlig bescheuert. Und echte Flachwichser. Sieht so aus, als hätten sie sich ausgerechnet jetzt allesamt verpisst. Sind zum Angeln gefahren oder zum Ficken, keine Ahnung. Nicht einmal bei ihnen zu Hause weiß man, wo sie sind. Mr. Sludgeman, ihr Oberboss, ist ziemlich sauer.«
    »Moment mal, wir haben ein kleines Bereitstellungsproblem, das unseren gesamten Geschäftsbetrieb lahm legt ...«
    Judith Prietht schnaubte verächtlich.
    »... und Interactive Cable sieht sich außerstande, genügend Leute bereitzustellen, um die Bereitstellung wiederherzustellen?«
    »Tja, meine Aufgabe ist eher Kundenkommunikation«, sagte Peter Abbott.
    »Super.«
    »Darf ich mir deswegen die Bemerkung erlauben, dass du ausgesprochen schöne Beine hast?«, sagte Peter Abbott.
    »Keck«, sagte Judith

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