Der Besen im System
Prietht.
»Keck?«
»Jetzt seien Sie endlich so gütig und sehen im Kabeltunnel nach«, sagte Lenore zu Peter Abbott. Die Anlage fiepte wie verrückt, aber Lenore ignorierte das mittlerweile. »Wir alle würden uns nämlich sehr über funktionierende Leitungen freuen, ganz besonders die viel beschäftigten Mädchen in Bambis Katakombe, wenn Sie verstehen, was ich meine. Oder Ihr Mr. Sledgeman soll sich persönlich herbemühen.«
»Sludgeman.«
»Sludgeman.«
»Mr. Sludgeman kann sich nicht persönlich herbemühen, er sitzt im Rollstuhl. Hat sich bei der großen Störung '81 die Wirbelsäule gebrochen. Und ich kann auch nicht einfach da runtersteigen und irgendwo herumfummeln. Kabeltunnel sind empfindlich. Das musst du dir wie ein Nervensystem vorstellen. Die Stadt ist der Körper, und die Kabeltunnel sind die Nervenbahnen. Wenn du daran herummachst, wird alles nur noch schlimmer, und das wollen wir doch nicht. An Nerven fummelt man nicht herum, das überlässt man den Fachleuten. Als Tunnelmann muss man unheimlich viel bedenken.«
»Ich dachte, es wären lauter Flachwichser.«
»Sind es auch.«
»Ach herrje«, sagte Judith Prietht zu ihrer Zeitschrift. »Kinder, das müsst ihr euch anhören.«
»Ich bin sicher, Mr. Vigorous hat zu Protokoll gegeben, dass man bei Frequent & Vigorous diese gegenwärtige Situation als ziemlich zum Kotzen einstuft.«
»Kinder, hört doch mal. Kopek Spasova. Kopek Spasova«, sagte Judith. »Der Superstar.«
»Wer?«, sagte Peter Abbott.
»Kopek Spasova, die kleine Turnerin aus Russland, die sämtliche Goldmedaillen gewonnen hat. Hier steht, nächsten Freitag kommt sie nach Cleveland zu einer Präsentation.«
»Darf ich mal sehen?«, sagte Lenore. Die Telefonanlage war gerade still. »Heiliger«, sagte Lenore. Das Bild in People zeigte Kopek Spasova bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul, wo sie sich bei den Überschwüngen am Stufenbarren allein mit den Füßen festgehalten hatte. »Ich habe sie im Fernsehen gesehen«, sagte Lenore. »Sie ist echt unglaublich.«
»Hier steht, sie kommt zu einer Präsentation von Gerber Baby Food in die Lobby des Erieview Towers«, sagte Judith.
»›Bringt frischen Wind in die Eröffnungsveranstaltung des Babykost-Riesen: Kinderstar Kopek Spasova‹«, las Judith laut. »›Begleitet von Vater und Trainer Ruble Spasov, der mit der Firma soeben einen Werbevertrag in zweistelliger Millionenhöhe unterschrieben hat.‹ Das ist ja schon in ein paar Tagen.«
»Werbevertrag für Babykost?«
»Na ja, sie ist erst acht und noch ziemlich klein«, sagte Lenore. Erneut schaute sie in die Zeitschrift. »Dad wird nicht erfreut sein. Jetzt hat es Gerber schon wieder getan. Und dann noch hier in Cleveland.«
»Wie kommt ein Kommunist an einen Werbevertrag in den USA?«, fragte Judith Prietht. »Ich dachte immer, in Russland steht darauf die Todesstrafe.«
»Sie ist keine Russin mehr«, sagte Lenore.
»Stimmt, der Vater hat so einen Asi-Antrag gestellt.«
»Asylantrag.«
»Sag ich ja.«
»Genau.«
»Ich muss gehen. Kundenbetreuung in dieser Zoohandlung«, sagte Peter Abbott. »Sobald wir Zugang zum Kabeltunnel haben, garantieren wir Ihnen auch wieder Ihre gewohnte Kundenzufriedenheit, mein Wort drauf.«
»Tröstlich zu wissen.«
»Alles Gute.«
»Kopek Spasova ... tschühüüs!«, rief ihm Judith Prietht hinterher.
» Adios .«
»Das möchte ich sehen. Frequent & Vigorous.«
│d│
Jedes Jahr im August machte Monroe Fieldbinder mit seiner Familie Urlaub an einem Waldsee in den Adirondacks. An diesem speziellen Tag stand Monroe Fieldbinder am Ufer des klaren, kalten Waldsees in den Adirondacks. Die Angelleine hing schlaff im klaren Wasser. Monroe Fieldbinder schaute über den See hinüber zum Wald am anderen Ufer, wo ein Ferienhaus brannte. In der Ferne hörte Fieldbinder das Prasseln des Feuers und beobachtete, wie sich die schwarze Rauchsäule langsam in den klaren blauen Himmel schraubte. Er sah die stiebenden Funken und die winzig kleinen Bewohner des Ferienhauses, die hin und her liefen, schrien und Eimer mit Wasser in das Inferno schütteten. Fieldbinder zog seine weiße Anglerkappe tiefer in die Stirn und grinste schief angesichts der chaotischen Szene.
und grinste schief angesichts der Szene.
│e│
»Halt ihn fest! Halt ihn fest!«
»Okay, ich hab ihn.«
»Festhalten, Shorlit.«
»Alles klar.«
»Gott, was für eine Scheiße.«
»Gott.«
»Wir brauchen Wetzel. Wir müssen Wetzel anrufen.«
»Der ist ja voll neben der
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