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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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Und was Ihren Herrn Vater angeht ...« So gut er konnte, bedeckte Mr. Bloemker Brendas Blöße mit seinem Sakko und bewegte sich Richtung Tür. Vereinzelt waren Pfiffe zu hören und dünner Applaus. Dann rannte Mr. Bloemker auf einmal los und stieß ausgerechnet mit dem Barmann zusammen, der im selben Moment mit einem Tablett voll milchig-cremiger White Russians hinter der Theke hervorkam. Es gab ein Riesenscheppern, Glas klirrte, der Barmann fiel rücklings zu Boden, bohrte sich den Daumen ins Auge, und links und rechts flogen die White Russians. Ein Splitter der zerschmetterten White Russians traf allerdings Brenda, die sich sofort aus Mr. Bloemkers Arm losriss und in pfeifenden Spiralen durch den Saal flog, bis ihr die Luft ausging und sie drucklos trudelnd in einem Palmkübel landete, wo sie schlapp, aber anmutig zu liegen kam, ein Bein um den Hals geschnörkelt. Mr. Bloemker hechtete zur Tür, Lenore, in einem Kondensstreifen aus Twizzler, hinterher. Die Gäste lachten und klatschten.
    »Aua, Gilligan.«
│9│   1990
│a│
    »Komm rein. Wartest du schon lange? Kaum ist man ein paar Tage weg, quillt der Schreibtisch über. Foamwhistle, raus. Und sag Goggins von Pott und Pupik von Deckel, sie sollen hier nur noch gemeinsam antreten. Aber tu es auch, wie oft soll ich das noch sagen? Eine Firma, die Pott und Deckel nicht koordinieren kann, ist eine schlechte Firma, und ich führe keine schlechte Firma. Los, schieb ab. Und du, komm rein. Und keine Intimitäten, bitte, unterhalten könnt ihr euch später, ihr verplempert nur meine Zeit. Also, komm rein. Und wenn ich der Grund für die Warterei gewesen sein sollte, entschuldige ich mich ausdrücklich dafür, aber ich war nicht der Grund. Na, gefällt er dir? Prachtbursche, was? Findest du jetzt nicht? Ich habe ihn aber selber gefangen. Und sofort ausstopfen lassen. Sieht doch richtig frisch aus, fast noch feucht. Dann eben nicht. Hab ihn in Kanada gefangen. War mit Gerber nämlich in Kanada. Sogar richtig braun geworden, echte Bräune, sag deiner Schwester das. Nicht da, hier, komm näher. Scheißlicht heute wieder. Warum Foamwhistle nicht mal ein Büro aussuchen kann, das lichtmäßig ohne Fenster auskommt, werde ich nie begreifen. Wenigstens kann ich dich von hier aus sehen. Sag mal, wirst du wirklich schon grau oder liegt das nur am Licht? Obwohl, der Regen auf dem Fenster ist schön, ich gucke auch mal gerne raus, wenn ich Zeit habe, also nie. Der See bei Regen ist schön. Regen reinigt den See. Das Geräusch der Regentropfen auf dem Fenster ... Gefällt dir auch, oder? Nicht? Okay, zur Sache. Ich nehme an, Stonecipher ist inzwischen in Amherst. Wie lange ist das jetzt her, drei Wochen? Wieso ich in drei Wochen nicht mal eine Stunde Zeit habe? Ich weiß, was du jetzt sagen willst, aber die Kanada-Sache kam einfach dazwischen. Gerbers Idee. So was kann man nicht planen, sonst kommen sie einem gleich wieder mit der ganzen Kartellscheiße. Du hast doch auch nie Zeit. Siehst du, so ist das. Irgendwann hat man keine Zeit mehr. Was macht der Job? Was verdienst du eigentlich da? Hast du Geld? Okay, wenn du nichts sagst, gehe ich davon aus, dass du Geld hast. Alles Weitere haben wir ja schon beim letzten Mal besprochen. Nicht? Keine Ideen für die Zukunft? Keine Vision? Abschluss mit Auszeichnung in Oberlin, nicht zu fassen. Wahrscheinlich das überqualifizierteste Telefonmäuschen in der Geschichte von Cleveland. Und die Firma? Ich warte sehnsüchtig auf das erste Buch. Hat die Firma schon ein Buch herausgebracht? Norslan? Das ist kein Buch, das ist Werbung. Egal, Produktion ist Produktion, wer weiß das besser als ich. Kriegst du jetzt wenigstens vier Dollar zehn? Nicht? Immer noch vier die Stunde? Aber wie lange noch? Nein. An sich völlig in Ordnung, wenn du nach dem Studium mal etwas anderes machen willst, ohne Schule, ohne richtigen Beruf oder irgendwelche Verantwortung, und von Heirat will ich gar nicht erst reden. Aber wie lange noch? Die Frage darf ja wohl erlaubt sein, sie ist nur vernünftig. Moment. Moment. Eine nichtnukleare Verwandte zu lieben ist erst einmal ein gute Sache. Sich ihr verbunden zu fühlen ... entschuldige, verbunden zu fühlen auch. Aber diese Verwandte bis ins Kleinste zu imitieren ... das nicht. Und gar sie sein zu wollen, das ist widernatürlich. Folglich schlecht. Was heißt hier nicht fair? Stimmt’s etwa nicht? Ich meine, du legst es doch drauf an, also beklag dich nicht. Ich weiß nicht, ob die Frage angemessen ist. Aber warum

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