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Der beste Tag meines Lebens

Der beste Tag meines Lebens

Titel: Der beste Tag meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashley Miller , Zack Stentz
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Einzigartigkeit menschlichen Verhaltens stellen sich später als unrichtig heraus. Meine Lehrerin in der vierten Klasse, Mrs. Ferguson, hat uns einmal erklärt, dass wir Menschen die einzigen Lebewesen seien, die Werkzeuge herstellen und verwenden. Ich versuchte, sie darauf hinzuweisen, dass Schimpansen Stöckchen benutzen, um sich Termiten zu angeln, dass Seeotter sich bestimmte Steine aussuchen, mit denen sie Muscheln und Ohrschnecken aufschlagen, und dass Neukaledonien-Krähen sich sogar Draht zu behelfsmäßigen Haken zurechtbiegen. Danach setzte mich Mrs. Ferguson im Klassenzimmer ganz nach hinten und rief mich für den Rest des Schuljahres nicht mehr auf.
    Ich persönlich finde ja die Ähnlichkeiten im Verhalten von uns Menschen und unseren nächsten Verwandten – Schimpansen, Gorillas und anderen höheren Primaten – weitaus interessanter. Beispielsweise unsere Reaktion auf Gefahren. Im Unterschied zu den meisten Tieren, die typischerweise vor allem fliehen, was laut, grell und ihnen unbekannt ist, neigen Primaten tatsächlich dazu, sich auf grelles Licht und laute Geräusche zuzubewegen, weil sie den Grund solchen Aufruhrs erfahren und erforschen wollen.
    Menschen und andere Primaten sind übrigens auch die einzigen Lebewesen, die lachen, wenn man sie kitzelt – wobei ich normalerweise allerdings eher schreie.
    ***
    Colin saß allein in der Cafeteria. Mit dem Rücken zur Wand und den Blick auf Fenster und Türen gerichtet. Sein Vater nannte das den »Revolverheldenplatz«. Er behauptete nämlich, Revolverhelden im Wilden Westen hätten sich im Saloon immer den Platz ausgesucht, von dem aus sie drohende Gefahren am besten erkennen konnten. [5] Colin fand diese Strategie absolut nachvollziehbar, doch die Wahrscheinlichkeit, irgendwo einem echten Revolverhelden zu begegnen, war seinen Berechnungen zufolge zwar aufregend, aber verschwindend gering.
    Obwohl er sich den Platz also der Aussicht entsprechend gewählt hatte, hielt Colin den Kopf gesenkt. Das gestattete es ihm, die Kakophonie aus Geschirrklappern, Geschrei und Gesprächen auszublenden, die ihn sonst überwältigt hätte. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, das Mittagessen zu katalogisieren, das seine Mutter ihm eingepackt hatte: auf Salzstangen gespießte Schinkenscheiben, kleine Karotten, Staudensellerie und ein ganzer Apfel. Dass der nicht aufgeschnitten war, bewahrte ihn vor dem Oxidieren, so wurde er im Lauf des Vormittags nicht braun.
    Nachdem er sich an den Lärm gewöhnt hatte, wagte Colin von seinem Essen aufzuschauen und seine Schulkameraden zu beobachten. Den Sommer über hatte Colins Mutter viele beliebte Filme über Highschools aus ihrer eigenen Zeit als Teenager ausgeliehen, ganz offensichtlich um ihm dabei zu helfen, sich in diesem sozialen Minenfeld zurechtzufinden. Doch er verlor rasch das Interesse an Geschichten über unbeholfene Mädchen, die beliebte reiche Jungs anschmachten, und über Schüler aus verschiedenen Cliquen, die unwahrscheinliche Freundschaften schließen, während sie die Autorität der Erwachsenen untergraben. Am Ende sah seine Mutter sich
Pretty in Pink
und andere Romanzen allein an und murmelte dabei so kryptische Sätze wie »Ich wollte einen Blaine und bin bei einem Duckie gelandet«. Aber immerhin bekam Colin auf diese Weise genug Datenmaterial, um sich daraus eine funktionierende Taxonomie diverser Schülerkategorien an einer Highschool zu erstellen.
    Colin beobachtete die anderen mit dem unvoreingenommenen Interesse eines Anthropologen und hielt in seinem Notizbuch die Aktionen der Nerds, der beliebten Mädchen, der Sportskanonen, der Goths, der Emo-Kids und mit größter Neugier die der Möchtegern-Gangsta fest. Seine Augen scannten den gesamten Raum, und als sie bei der Tür angelangt waren, bemerkte er, dass Melissa gerade hereinkam. Colin hörte auf zu schreiben.
    Melissa war allein, lächelte aber. Sie trug einen abgeschabten roten Rucksack, den sie auch schon in all den Jahren an der Mittelschule benutzt hatte. Colin registrierte, dass er nicht der Einzige war, der von ihr Notiz nahm. Viele schauten in ihre Richtung. Vor allem Jungen.
     
    12 : 07  Uhr. Melissa Greer betritt Cafeteria. Andere Schüler lächeln und winken ihr zu. Ich kenne sie nicht alle aus der 8 . Klasse, also müssen sie aus ihren Vormittagskursen sein. Melissa lächelt und winkt zurück, während sie zu einem Tisch in der Mitte der Cafeteria geht. Er steht unter einem Transparent, auf dem »Willkommen, Schüler« zu

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