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Der beste Tag meines Lebens

Der beste Tag meines Lebens

Titel: Der beste Tag meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashley Miller , Zack Stentz
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einen der asphaltierten Basketball-Courts der West Valley Highschool. Dort brannte die Mittagssonne des San Fernando Valley mit der erbarmungslosen Glut des Wüstenhochlands auf ihn herab. Der Großteil der Klasse hatte sich in der Garderobe umgezogen. Colin hatte das dagegen allein in Mr. Turrentines Büro erledigt, nachdem er sich auf der Suche nach etwas annähernd Sauberem, das noch dazu möglichst aus Baumwolle war, durch die Fundsachen gewühlt hatte. Zu Colins Bedauern war selbst das Beste, was er in Turrentines Reich kriegen konnte, eine Beleidigung seiner Haut mit Fasern auf Mineralölbasis und eine Beleidigung seiner Nase mit dem ranzigen, abgestandenen Schweiß von Schülern, die längst das College besuchten oder sogar bereits arbeiteten.
    Neben seinem aktuellen physischen Unbehagen hegte Colin seit vielen Jahren eine Abneigung gegen Sportunterricht und Spielplätze. Zu den üblichen Gefahren eines zu engen persönlichen Kontakts, den ekligen Gerüchen und den beunruhigenden, fast animalischen Geräuschen von Menschen beim Spielen kam noch, dass Colin um seine extrem schwach ausgeprägte Koordinationsfähigkeit wusste. Er konnte weder fangen noch werfen. Die einzige sportliche Betätigung, die er beherrschte und die ihm (abgesehen vom Trampolinspringen) auch richtig Spaß machte, war das Laufen. Colin liebte es, obwohl es kein reiner Selbstzweck war. Er hatte vielmehr gelernt zu rennen, um Verfolger abzuhängen, insbesondere Wayne Connelly, der in ihrer Grundschulzeit den Großteil der Pausen damit zugebracht hatte, ihn um die Schaukeln zu jagen. Er liebte das Laufen, seit er dabei zum ersten Mal die Augen geschlossen und gespürt hatte, wie der Wind über sein Gesicht strich und ihm der Schweiß aus den Poren trat. Da hatte Colin sich allein und lebendig gefühlt.
    Der Sportunterricht an der Highschool schien eine deutlich bedrohlichere Erfahrung zu werden. Im Vergleich zu Colin waren viele der Jungs zu wahren Riesen herangewachsen; vermutlich konnten sie ihn zermalmen, ohne es überhaupt zu merken. Colin zögerte einen Augenblick. Er holte dreimal tief Luft und ging dann mutig weiter.
    Die Jungs hatten sich in zwei Reihen aufgestellt, warfen abwechselnd auf den Korb, fingen geschickt ihre Bälle wieder auf und passten sie zum nächsten Werfer, bevor sie aus der Reihe traten und sich wieder hinten anstellten. Es war ein endloser Kreis aus Dribbeln, Werfen und Laufen. Das hohle, dröhnende Donnern der springenden Basketbälle wurde nur durch Mr. Turrentines gebellte Anweisungen unterbrochen, die den Krach der Spieler mühelos zu übertönen schienen.
    »Beide Füße hinter die Linie, Ybarra.«
    »Eine einzige geschmeidige Bewegung, McKee.«
    »Hört auf zu tratschen wie die Marktweiber und stellt euch hinten wieder an.«
    Colin ging mit roboterhaften Schritten über den Platz, in einer fleckigen blauen Polyesterhose und einem T-Shirt mit dem Aufdruck einer japanischen Comic-Katze ohne Schnauze. Beim Näherkommen hörte er das vertraute Geräusch von Gelächter. Es klang nach Stan, und tatsächlich warteten Eddie, Stan und Cooper darauf, mit Werfen dranzukommen. Colin fixierte Eddie kurz, um herauszufinden, was der Grund für sein Lachen sein mochte, denn ihm war nur vage bewusst, dass es mit ihm selbst zu tun haben musste.
    Er senkte den Blick und konzentrierte sich auf seine Atmung. Jeder Atemzug tief und gleichmäßig, während er sich unter den anderen Jungen einreihte.
    Dann schaute Colin auf und wartete, dass der letzte Fänger ihm den Ball zuwarf – gerade noch rechtzeitig, um zu erkennen, dass Eddie ihn in Richtung seiner Körpermitte schleuderte. Er schlug den Ball eher weg, als dass er ihn fing, erkannte seinen Fehler und stolperte hinterher, während der Ball auf einen angrenzenden Court hüpfte.
    »Fangen, Shortbus«, sagte Eddie und lachte noch heftiger.
    »Shortbus« bezog sich auf den kleinen gelben Bus, der kreuz und quer durch die nordwestliche Ecke des San Fernando Valley fuhr, um behinderte und in ihrer Entwicklung zurückgebliebene Kinder von zu Hause zur Schule und wieder zurück zu bringen. Colin war nie darin mitgefahren, aber Eddie hatte ihm den Spottnamen in der sechsten Klasse verpasst. Seither war Colin ihn nicht mehr losgeworden.
    Er tat, als überhörte er das Kichern und Johlen, holte den Ball und stellte sich wieder an. Er dribbelte, warf ihn dann mit gestrecktem Arm nach oben, so dass er mindestens dreißig Zentimeter zu hoch über das Korbbrett flog. Der ganze

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