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Der beste Tag meines Lebens

Der beste Tag meines Lebens

Titel: Der beste Tag meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashley Miller , Zack Stentz
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mit sehr leiser Stimme. Sein Lehrer verriet mit keiner Regung, ob er ihn gehört hatte, aber er versuchte auch nicht, Colin noch einmal anzufassen. Stattdessen machte er ihm die Haltung für den freien Wurf selbst vor, so dass Colin ihn beobachten und dann versuchen konnte, diese Haltung nachzuahmen.
    »So?«, fragte Colin. Seine Stellung war das exakte Spiegelbild von Turrentines. Acht Jahre therapeutische Begleitung hatten ihn gut darauf vorbereitet, Instruktionen zur Richtung und Art einer Bewegung umzusetzen.
    »Genau so«, antwortete Mr. Turrentine. Colin bemerkte einen neuen Ton in der Stimme seines Lehrers und versuchte, ihn zu identifizieren. BEEINDRUCKT , befand Colin. Vielleicht auch AMÜSIERT . Ohne Aufzeichnung und genauere Analyse konnte Colin sich nicht ganz sicher sein.
    »Und jetzt schließ die Augen«, fuhr Mr. Turrentine fort. Er wartete einen Moment, bis Colin dieser Aufforderung nachkam. »Nun visualisier den Korb und die Entfernung zwischen deinen Händen und dem Reifen. Dann stell dir vor, wie du deinen Ball in den Korb wirfst. Siehst du ihn?«
    Colin stand mit gerunzelter Stirn da, und seine Augen schossen unter den geschlossenen Lidern so rasch hin und her, als würde er heftig träumen. Nach ein paar Sekunden antwortete er.
    »Nein. Den habe ich danebengeworfen.«
    Mr. Turrentine beobachtete Colin, der den Ball langsam dribbelte, die Augen immer noch geschlossen hielt und hin und wieder Worte wie »Nein«, »Nicht ganz« und »Daneben« ausstieß.
    Colin verzog bestürzt das Gesicht und wünschte sich, er hätte sein Notizbuch vor sich, um zunächst ein Bild zu entwerfen. Aber er hatte sein Notizbuch nicht da und bezweifelte, dass Mr. Turrentine ihm erlauben würde, es zu holen. Also machte er das Zweitbeste: Er stellte sich vor, er hätte sein Notizbuch. In dieses imaginäre Buch zeichnete Colin einen schematisierten Asphalt-Court, über den er ein kompliziertes Kräftediagramm legte, das alle Variablen enthielt, die über einen Treffer oder Fehlwurf entschieden. Er bezog jeden erdenklichen Faktor mit ein, von der Entfernung zwischen ihm und dem Reifen bis zur geschätzten Stärke der Brise, die er auf seinem Gesicht spürte. Befriedigt begriff Colin die Parameter des Problems und übertrug das Diagramm aus dem imaginären Notizbuch auf das dreidimensionale Bild von sich und dem Korb vor seinem inneren Auge. Colin führte in seiner Phantasie Wurf um Wurf aus, um seine Berechnungen zu überprüfen, bis er schließlich auf die präzise Kombination von Winkel, Geschwindigkeit und Drall kam, die den Ball sicher im Korb versenken würde.
    »Geschafft«, sagte Colin. Er riss die Augen auf.
    Ohne Zögern warf er und stieß den Ball dabei mit beiden Händen in Brusthöhe von sich weg. Der vollführte einen parabolischen Bogen durch die Luft und in den Korb. Dabei erzeugte er ein leises, wischendes Geräusch, als er durch das Netz rauschte, ohne den Rand auch nur zu touchieren.
    Colin blinzelte und schien unsicher, ob ihm das wirklich gelungen war oder er nur gerade eine weitere mentale Simulation durchlebte. Andere Schüler, die auf einen weiteren Fehlwurf von ihm gewartet hatten, standen einfach nur da und glotzten.
    »Na also, Fischer«, sagte Mr. Turrentine. Seine Miene war ausdruckslos. »Genau so. Du bist ein verdammtes Basketballwunder. Jetzt geh deinen Ball holen und stell dich wieder in die Reihe.«
    Colin wandte sich ab, um seinem Ball nachzujagen, dann blieb er stehen, weil ihm etwas einfiel. Er schaute zu seinem Lehrer zurück.
    »Mr. Turrentine«, fragte er, »sind Sie Gott?«
    »Nein, Fischer. Ich bin ein Sportlehrer. Ich muss mir meinen Lebensunterhalt verdienen.«
    Zufrieden mit dieser Antwort trottete Colin hinter dem Ball her, der auf der Linie in der Mitte des Courts liegen geblieben war. Colin hob ihn auf, spürte das Gewicht in seiner Hand, maß die Entfernung zum Korb und warf einhändig. Auch dieser Ball segelte sauber in den Korb, was Mr. Turrentine mit einem Kopfnicken zur Kenntnis nahm. Die anderen Schüler murmelten irgendwas, während Colin an ihnen vorbeitappte. Einmal treffen, das war Glück, zweimal bedeutete schon Können.
    »Shortbus hat einen fiesen Dreier gelandet«, sagte Cooper, und die Bewunderung in seiner Stimme war unüberhörbar. Stan kniff die Augen ein wenig zusammen und schaute böse, als Colin seinen Platz am Ende der Schlange einnahm.
    »Halt’s Maul«, sagte Stan.

5 . Kapitel
    Primatenverhalten
    Viele Meinungsäußerungen von Leuten über die

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