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Der beste Tag meines Lebens

Der beste Tag meines Lebens

Titel: Der beste Tag meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashley Miller , Zack Stentz
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Sportplatz brach in Gelächter über diesen spektakulären Fehlwurf aus. Mr. Turrentine fuhr herum. Gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Colin tapfer in Richtung des Baseballfelds seinem Ball hinterherhoppelte.
    Mr. Turrentines Bart und seine Oberlippe darunter zuckten, bevor er sich den zwei Reihen seiner Basketballer zuwandte. »Alles klar, weitermachen, Leute«, sagte er. »Noch fünf Minuten, dann ein paar Runden Pässe und Cool-down.«
    Einen Augenblick lang war es, als stünde alles still. Das Gelächter erstarb ebenso wie das Dribbeln, Werfen und die leise gemurmelten Gespräche. Colin sah zwischen seinen Klassenkameraden hin und her und wünschte, er hätte sein Notizbuch zur Hand, um diese unvergleichliche Demonstration pädagogischer Autorität darin festzuhalten. Dann war die Stille auch schon wieder vorbei, und eine Kakophonie aus Dribbeln, Werfen, Schlurfen und Geplapper hob erneut an. Colin bemerkte, dass Mr. Turrentine auf ihn zukam, mit raschen, aber leichten Schritten. Einen Moment lang starrte er auf die Füße des Mannes – berührten sie überhaupt den Boden?
    »Fischer. Hier rüber.« Turrentine zeigte auf einen leeren Court. Colin kam zögernd näher und zuckte leicht zusammen, als sein Lehrer ihm einen Basketball vors Gesicht hielt. Der Ball war so nah vor ihm, dass er die unebene Oberfläche genau erkennen konnte, die ihn an Fingerabdrücke erinnerte. Colin fragte sich, ob er wohl die Anzahl der Unebenheiten ausrechnen könnte, und begann sofort damit.
    »Ist das eine scharfe Granate, Fischer? Wird sie dir im Gesicht explodieren?«
    »Nein«, erwiderte Colin. Marie hatte den Sommer über einige Tage mit dem Versuch zugebracht, ihm beizubringen, wie man eine rhetorische Frage als solche erkennt, aber es gelang ihm nie bei mehr als fünfzig Prozent der Testfragen. Also fand er es am besten, einfach jede Frage so zu beantworten, als sei sie ernsthaft gestellt. In diesem Fall schien seine Antwort Mr. Turrentines Zustimmung zu finden.
    »Du bist ein Genie, Fischer. Das ist keine scharfe Granate. Sie wird dir nicht im Gesicht explodieren. Also wirf auch nicht so, als ob du das glauben würdest.«
    Mr. Turrentine beugte sich leicht vor, um seinen letzten Satz zu unterstreichen. Und als er so drohend über ihm aufragte, bemerkte Colin erstmals eine kleine Ansammlung von erhabenen Muttermalen auf der rechten Wange des Lehrers. Kurz versuchte er, sich vorzustellen, wie der wohl um sie herumrasierte, um sich nicht zu schneiden. Doch er ließ das Gedankenspiel unvollendet, weil Mr. Turrentine mit den Fingern schnippte und sich so Colins volle Aufmerksamkeit sicherte. »Stell dich auf diese Linie.«
    »Sir?«
    »Hab ich mich versprochen, Fischer? Hab ich genuschelt, gehustet oder mich sonst wie unverständlich ausgedrückt? Stell dich auf diese Linie.«
    Colin wusste diese konkrete Klarstellung zu schätzen. Gehorsam stellte er sich auf die ausgebleichte weiße Linie und drehte sich dann zu Mr. Turrentine um.
    »Beim Basketballspielen muss man nur eine einzige Sache verstehen«, sagte Turrentine. »Gott ist ein vielbeschäftigter Mann. Er hat bei seinem unsäglich vollen Terminkalender keine Zeit, auf meinem Court zu erscheinen und deine Bälle wundersamerweise in einen Korb zu befördern, der neun Fuß über dem Boden hängt.«
    »Mr. Turrentine?«
    »Ja, Fischer?«
    »Ich glaube nicht an Gott.«
    Colin wartete auf die seiner Ansicht nach unvermeidliche Entgegnung. Schon seit Jahren fehlte ihm der Glaube an ein höheres Wesen. Ausgehend von der Enttarnung des Weihnachtsmannes und der Zahnfee in der dritten Klasse. Doch oft war er auf Feindseligkeit gestoßen, wenn das Gespräch darauf kam. Mr. Turrentine blieb eindrucksvoll ungerührt.
    »Na, das macht auch nichts, Fischer, denn ich glaube an dich.«
    Mr. Turrentine trat einen Schritt beiseite und musterte Colins Haltung. »Jetzt straff deine Schultern. Die Ellbogen locker«, sagte er. »Lass sie frei schwingen.«
    Seine Worte waren klar und deutlich. Nicht einfach nur laut, sondern bestimmend. Genau genommen waren sie eigentlich gar nicht richtig »laut« – einfach nur laut
genug.
Colin stellte die Theorie auf, dass Mr. Turrentine nie brüllte, obwohl er sich die Möglichkeit offenließ, dass künftige Begegnungen diesen Eindruck widerlegen mochten.
    Mr. Turrentine streckte die Hand aus, um Colins Ellbogen zu berühren und so zu korrigieren. Instinktiv zog Colin den Arm erschrocken zurück.
    »Bitte tun Sie das nicht«, sagte Colin

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