Der beste Tag meines Lebens
zu tun. Aber ich kenne diese Typen. Drogen, Waffen, Hundekämpfe – und dann noch die richtig schlimmen Sachen.«
Wayne kennt »diese Typen«. Das impliziert Vertrautheit. Verbindungen in die Unterwelt?
Colin nickte. Aus den Artikeln, die er gelesen hatte, wusste er sehr genau, was mit »schlimmen Sachen« gemeint war. »Hast du deshalb am ersten Tag die Schule verlassen? Um dich mit ihnen zu treffen?« Das war pure Spekulation von Colin. Fernsehdetektive hätten das vielleicht Fischzug genannt. Es war nicht gerade seine liebste Ermittlungsmethode, aber manchmal brachte sie nützliche Ergebnisse.
»Du stellst eine Menge Fragen«, bemerkte Wayne.
»Ja.«
»Nein.« Waynes Antwort war kurz und demonstrativ. Seine Miene dazu neutral. Entweder sagte er die Wahrheit, oder er war ein begnadeter Lügner. Aber wie auch immer, jedenfalls hatte er zu dem Thema nichts weiter zu sagen. Colin wusste, dass er Waynes Leugnen akzeptieren musste – bei seinem metaphorischen Fischzug hatte er nichts als einen alten Schuh geangelt.
Ganz versunken plante er den nächsten Schritt seiner Ermittlungen, als ihm einfiel, dass er Wayne in sein Vorhaben einweihen sollte. »Wir wissen, was wir als Nächstes zu tun haben.«
»Aufgeben?«, unterbrach Wayne ihn. Er sah VERBITTERT drein.
Colin hob eine Augenbraue. Dieses Mienenspiel hatte er von Mr. Spock gelernt und durch stundenlanges Training vor dem Spiegel perfektioniert. In diesem Fall bedeutete es, dass er nicht verstand, was es bringen sollte, jetzt aufzugeben, oder warum Wayne das überhaupt in Betracht zog. »Nein«, sagte er, als hätte er Waynes Vorschlag ernsthaft erwogen. »Wir finden raus, wer die Waffe gekauft hat, und verfolgen die Spur bis zu jemand, der sich zum Zeitpunkt, als der Schuss fiel, in der Cafeteria aufhielt. Mich hat die Polizei auch nach Aktivitäten von Gangs im West Valley gefragt, was darauf schließen lässt, dass irgendjemand an der Schule entweder in Verbindung zu
La Familia
steht oder weiß, wie man sie kontaktiert.«
»Das ist alles?«
Colin war zu beschäftigt damit, in seinem Rucksack nach einem Plan mit den Busrouten im San Fernando Valley zu suchen, so dass ihm Waynes sarkastische Miene entging. Und das war in gewisser Weise jammerschade, denn noch nie war ein echtes Gesicht den Zeichnungen auf Colins Spickzettel so nah gekommen.
»Ist es nicht«, sagte Colin und zog endlich die Karte hervor. »Weißt du, wo wir einen Waffenschieber von
La Familia
finden können?«
Wayne fragte sich, ob er nun derjenige war, der Probleme damit hatte, einen Witz zu verstehen. Und erst recht war er davon überzeugt, als Colin auf einmal breit grinsend hinter ihn deutete.
»Schau mal!«, rief Colin. Und aus seiner Stimme klang pure Freude.
Wayne schaute. Ein graubrauner Kojote lief selbstbewusst am Rand des Parks entlang und in Richtung der Hügel im Westen. Das Tier schien die Anwesenheit der Jungen zu spüren und warf ihnen über die Schulter einen wissenden Blick zu. Dann war es, als würde er erkennen, dass Wayne und Colin keine Gefahr für ihn bedeuteten, denn er setzte seinen Weg unbeirrt fort.
»Hast recht«, sagte Wayne stirnrunzelnd und sah dem Kojoten nach, der im Gebüsch verschwand. »Mit einem Löwen wäre es echt besser.«
Colin zuckte mit den Achseln. Kojoten waren auch ziemlich cool.
***
Fünfzehn Minuten später klingelte in der Küche der Fischers das Telefon. Colins Mutter packte gerade Lebensmittel aus Einkaufstüten, während Danny vor dem offenen Kühlschrank stand und mit der Auswahl der ihm zur Verfügung stehenden Snacks sichtlich unzufrieden war.
Es war Colin. Mrs. Fischer stellte eine Schachtel Cornflakes hin und nahm den Anruf entgegen. »Hey, du bist das. Alles in Ordnung?«
»O ja«, hörte sie Colin sagen. »Mir ist nur gerade klargeworden, dass ich noch ein bisschen weiterrecherchieren muss, deshalb wollte ich dir Bescheid sagen. Bis zum Abendessen sollte ich aber zu Hause sein.«
»Okay …« Mrs. Fischer wollte einen längeren Satz beginnen, aber sie wurde abgelenkt, als sie ein seltsames Geräusch im Hintergrund bemerkte. Es klang wie das tiefe Brummen eines Dieselmotors.
»Colin – höre ich da einen Motor?«
»Das Buch, das ich brauche, steht in der Bibliothek von Chatsworth«, sagte Colin, als hätte seine Mutter nicht etwas ganz anderes gefragt. »Deshalb nehme ich den Bus Richtung Northridge. Das sollte nicht allzu lange dauern.«
Seine Mutter blickte finster drein. Irgendetwas am Inhalt und an
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