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Der Bestseller

Der Bestseller

Titel: Der Bestseller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Carter
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aber sie war es, und zwar eine erstaunlich überzeugte. Einmal hatte sie mein Horoskop berechnet und entdeckt, daß mich großartige Erfolge erwarteten — zu denen, wie ich nun hoffte, die Zusammenarbeit mit Herbert Poole gehörte.
    Mit einem letzten Blick auf Poole, der noch immer über seine Bücher gebeugt dasaß, verabschiedete ich mich von Kay und zog mich zur nachmittäglichen Siesta in mein Hotelzimmer zurück.
    Im Shoreham wartete eine Nachricht auf mich: Meine Mutter hatte angerufen. Bevor ich mich hinlegte, wählte ich ihre Nummer in Weston, Connecticut.
    »Hallo, Mutter«, sagte ich. »Du hast angerufen?«
    »Allerdings. Nicholas...«
    »Ja, Mutter?« Wenn sie die lange Form meines Vornamens benutzte, wußte ich, daß ich in Schwierigkeiten war. Ich nahm also die bequemste Haltung ein, die ich finden konnte: ausgestreckt auf meinem Bett.
    »Nicholas, ich habe mit deinem Mr. Mandelbaum gesprochen«, fuhr sie fort, »und er hat mir gesagt, daß es ein Problem mit der Bank gibt.«
    Mort war jetzt also mein Mr. Mandelbaum, obwohl sie doch seiner Einstellung zugestimmt hatte. Ich bin zwar Präsident und Miteigentümer des Verlages, doch meine Mutter hält die Mehrheit der Anteile und kontrolliert die Finanzen. Damit hat sie mich an einer Leine, die stärker ist als jede Nabelschnur.
    Wir besprachen ausführlich die Schwierigkeiten, die die Bank uns machte, und schließlich versicherte ich ihr, daß ich mich darum kümmern würde, sobald ich nach New York zurückgekehrt sei.
    »Das will ich auch hoffen«, sagte sie. »Da sitzt du in Washington, und dabei solltest du zu Hause sein.«
    »Mutter, heute ist Sonntag«, erinnerte ich sie so geduldig, wie ich konnte. »Da kann ich doch ohnehin nichts unternehmen.«
    »Aber in Washington...«
    »Ich bin nicht hier, um mich zu amüsieren. Die ABA ist harte Arbeit, wie du vielleicht weißt. Arbeit — kein Vergnügen. Ich würde liebend gern zu Hause sein.«
    »Na ja«, sagte sie schließlich, »aber paß auf dich auf. Geh nicht auf zu viele Parties, und trink nicht zuviel.«
    »Ja, Mutter«, seufzte ich. »Kannst du mir jetzt mal Tim geben?«
    Tim ist mein jüngerer Bruder, mein brillanter, kranker Bruder. Ich kann über ihn dasselbe sagen wie Sherlock Holmes in Die Bruce-Partington-Pläne über seinen Bruder Mycroft: »Sein Kopf ist penibler geordnet und kann mehr Fakten speichern als der irgendeines anderen Menschen.«
    »Nick«, sagte er, als meine Mutter mich zu ihm durchgestellt hatte, »was gibt’s Neues?« Seine Stimme klang energisch und kräftig, was mich sehr beruhigte. Das bedeutete nämlich, daß heute einer seiner besseren Tage war. Ich konnte nie wissen, in welcher Stimmung er sein würde. Wenn er nicht gute Gründe für diese Schwankungen hätte, würde ich meinen Bruder als manisch-depressiv bezeichnen — aber wenn jemand von der Taille abwärts gelähmt ist...
    »Es entwickelt sich etwas... Vielversprechendes«, sagte ich und erzählte ihm von Herbert Poole. Mein Gespräch mit Kay war zwar eigentlich ergebnislos geblieben, doch ich wußte, daß ihn die Aussicht auf einen neuen Bestseller — einen Kriminalroman noch dazu — aufmuntern würde.

    Als ich am nächsten Tag an unserem Stand erschien, sprachen Mary und zwei unserer Vertreter mit Buchhändlern, während Parker Foxcroft in eine erregte Diskussion mit einem Mann vertieft war. Es war Andrew Phelps, ein Literaturkritiker der Washington Post.
    »Jetzt hören Sie mir doch mal zu«, sagte Phelps, »ich habe nicht...«
    »Sie wissen , daß ich recht habe!« Parkers Stimme bekam einen drohenden Ton. »Sie haben mehr Vorurteile als Haare auf dem Kopf, das ist doch allgemein bekannt!«
    Was zum Teufel ging hier vor? Ich wußte zwar, daß Phelps nicht gerade ein guter Freund von Barlow & Company war — er hatte ein paar unserer Bücher auf, wie mir schien, ausgesprochen bösartige Weise verrissen — , aber das hier...
    »Hören Sie, Foxcroft...«
    »Nein, Sie hören mir zu, Phelps. Ich hätte Lust, Ihrem Verleger zu schreiben und mich zu beschweren.«
    »Okay, okay«, sagte Phelps. »Es tut mir leid, daß ich überhaupt an Ihren Stand gekommen bin. Ich wollte bloß...«
    Ich fand, daß es reichte, und trat hinzu. »Mr. Phelps«, sagte ich, »ich bin Nicholas Barlow, und...«
    Weiter kam ich nicht. Phelps stieß so etwas zwischen einem Schnauben und Knurren aus, kehrte mir den Rücken zu und stapfte davon.
    »Parker«, sagte ich mit soviel Höflichkeit, wie ich aufbringen konnte, »was zum Teufel

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