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Der Bestseller

Der Bestseller

Titel: Der Bestseller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Carter
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Poole.
    »Genau.«
    »Vielleicht später?« warf Kay ein.
    »Wir werden sehen.«
    Zunächst einmal, erinnerte ich Kay, war da noch die Kleinigkeit des Vertrags zu erörtern.
    »Normalerweise würden wir die Rechte versteigern, Nick, aber dieser Fall ist etwas Besonderes. Wir müssen in Betracht ziehen, daß Herbert noch nie einen Kriminalroman geschrieben hat und Ihre redaktionelle Hilfe brauchen wird. Die Vorauszahlung, die wir haben möchten, ist kleiner als die, die wir sonst fordern würden, aber wir wollen neunzig Prozent der Taschenbuchrechte und die üblichen In- und Auslandsrechte.«
    Ich wußte, was Kay damit meinte: hundert Prozent der Rechte für Aufführungen, Vorabdrucke, Nachabdrucke, Buchclubausgaben, Großdruckausgaben, Büchereiausgaben, gekürzte Ausgaben, Fernsehfilme...
    »Elektronische Verwertung...«, sagte ich laut.
    »Und elektronische Publikation in Teletext, Videotext und allen anderen bereits bestehenden oder noch zu entwickelnden Formen«, vollendete Kay meinen Satz. Die Sprache der Verträge beherrschten wir perfekt.
    »Nur zehn Prozent der Taschenbuchrechte«, sagte ich. »Ich frage mich, ob ich damit über die Runden komme.«
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, sagte Kay. »Sie gehen in Ihren Verlag und rechnen aus, wieviel Sie mit der gebundenen Ausgabe allein voraussichtlich verdienen werden, und dann schlagen Sie mir eine Vorauszahlung vor. Die werden wir dann mit einer fünfzehnprozentigen Beteiligung am Ladennettopreis verrechnen.«
    »Klingt fair, Kay.«
    »Bis heute nachmittag sollten wir eigentlich zu einer Regelung gekommen sein, mit der beide Seiten zufrieden sind.«
    »Das wäre schön.« Ich zeigte auf unsere leeren Gläser. »Wollen wir noch etwas trinken?«
    »Ich nicht«, sagte Poole, und auch Kay schüttelte den Kopf.
    »Dann also zu Tisch«, sagte ich und führte sie durch eine Doppeltür in den Library Dining Room. An den Wänden dieses Speisesaals stehen Regale mit allen Arten von Büchern, mit Erst- und Sonderausgaben — eigentlich wirkt er eher wie die Bibliothek eines komfortabel ausgestatteten Landsitzes.
    Wir bestellten alle drei den Fisch des Tages, nämlich gebratenen Katfisch. Der Sommelier brachte uns eine Flasche vorzüglichen Montrachet, und während wir aßen und tranken, erzählte mir Poole, was für ein Gefühl es war, als vollkommen unbekannter Schriftsteller mit einem einzigen großen Schritt ins Rampenlicht der Öffentlichkeit zu treten.
    Es sei, sagte er, »als hätte ich in der Lotterie gewonnen. Ich glaube, keines von meinen ersten Büchern ist mehr als fünf- oder sechstausendmal verkauft worden. Das erste ging sogar noch schlechter.«
    »Und Ihr neuestes?«
    »Es ist stilistisch und thematisch völlig anders — das war anscheinend der Grund.«
    Ich hob mein Weinglas. »Ich gratuliere«, sagte ich. Wir stießen an und tranken.
    »Auf die Muse des Kriminalromans«, sagte Poole. Auch darauf tranken wir.
    Es war Herbert Poole nicht unangenehm, daß er auf dem Weg hinaus von zwei Mitgliedern des Clubs erkannt wurde. Ob sie ihn von dem Foto auf dem Buchumschlag oder aus der »Today Show« kannten, weiß ich nicht.
    Kay hatte recht: Im Lauf des Nachmittags einigten wir uns auf eine Vorauszahlung, mit der Barlow & Company leben konnte und für die Herbert Poole sich nicht schämen mußte.
    Und ich konnte über das Wochenende nach Connecticut fahren und hatte im Gepäck nicht nur eine Katastrophe, sondern auch einen kleinen Triumph.

13

    I ch kenne nur wenige Orte, wo ich ein Sommerwochenende lieber verbringen würde als in Connecticut, genauer gesagt, in Weston, Connecticut, wo meine Familie sich vor sechs Generationen niedergelassen hat. Davor lebten die Barlows in Virginia, und davor... Tja, wie jeder andere habe auch ich eine Familiengeschichte und sogar einen Stammbaum, aber wenn Patriotismus, wie Samuel Johnson behauptet, die letzte Zuflucht eines Schurken ist, dann ist Ahnenverehrung nach meiner Überzeugung die letzte Zuflucht eines Snobs, und ich bin nicht gewillt, mich dem hinzugeben.
    »Zuflucht« wäre allerdings eine gute Beschreibung für die Casa Barlow in Weston. Dorthin gehe ich, wenn ich meine Batterien aufladen und wieder Boden unter die Füße bekommen will. Ich glaube, ich habe mich deutlich genug ausgedrückt: Nach ein, zwei Wochen in New York ist nichts schöner, als die Stadt hinter sich zu lassen.
    Man hat mich gefragt, warum ich nicht in Connecticut wohne und mit dem Zug zur Arbeit fahre; viele meiner Kollegen tun das, ohne

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