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Der Bestseller

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Titel: Der Bestseller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Carter
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von Falco erfahren hatte. Vorher erinnerte ich ihn allerdings daran, daß die Überarbeitung seines Manuskripts Anfang August abgeschlossen sein mußte.
    »Ich liege gut im Zeitplan, Nick«, sagte er.
    Ich führte ihn zur Tür. »Das freut mich«, sagte ich.

    Einige Kenner der Verlagsbranche behaupten, das Mittagessen sei der wichtigste Teil des Tages und alles, was vorher oder nachher geschehe, sei belanglos. Ich selbst teile meine Kollegen in zwei Grundtypen ein: solche, bei denen ich mich vor dem Mittagessen um ein Entscheidung bemühen muß, und solche, die ich besser danach bearbeite. Zu welchem Typus ich gehöre? Eindeutig zum ersten. Nach einem Glas Wein betrachte ich mich nicht mehr als hartgesottenen Geschäftsmann.
    Dieser Freitag war jedoch eine Ausnahme. Als das Mittagessen vorbei war, konnte ich es gar nicht mehr erwarten, Herbert Pooles Unterschrift unter dem Autorenvertrag zu sehen.

    Wir drei — Poole, Kay McIntire und ich — trafen uns im Salon neben dem Eingang des Century — der Century Association, genauer gesagt. Der Club trägt diesen Namen, weil die Gründer im Jahr 1847 hundert Männer, die sich mit Literatur oder den schönen Künsten befaßten, einluden. Zweiundvierzig nahmen die Einladung an und wurden Gründungsmitglieder, weitere sechsundvierzig kamen im Lauf des ersten Jahres hinzu. Heute beträgt die Mitgliederzahl ein Vielfaches von Hundert: Im Verzeichnis stehen zwölfhundert Namen.
    Wenn der Players Club mein zweites Zuhause ist, mein Boxenstopp sozusagen, dann ist der Century der Ort, wo ich hofhalte. Ich bin dort Mitglied, wie mein Vater es war, und wahrscheinlich aus denselben Gründen; der Club war sein liebster Aufenthaltsort. Er bietet all das, was die Leute, die keine Privatclubs mögen — die Populisten also — , wahrscheinlich verachten: ein imposantes, von Stanford White entworfenes Gebäude, keine zwei Blocks von der Grand Central Station entfernt; eine Unmenge bequem gepolsterter Ledersessel und -sofas, in denen man gelegentlich ein schlafendes Mitglied antrifft; ein Sicherheitssystem am Eingang, das vermutlich nicht schlechter ist als das im Kongreßgebäude; livrierte Diener, größtenteils Schwarze, die anscheinend seit dem Börsenkrach im Jahr 1929 hier sind. Im Gegensatz zu den Yale- und Harvard-Clubs verfügt der Century nicht über Schlafzimmer, doch es gibt eine wunderschöne Bibliothek und im Untergeschoß ein paar Karambolage- und Pooltische, die heute allerdings kaum noch benutzt werden. Die Bedienung ist schnell, sachkundig und unaufdringlich. Ich weiß von keinem Skandal, in den der Club jemals verwickelt gewesen wäre, und das Präsidium scheut Publicity wie der Teufel das Weihwasser. Der leise Spott über die Tatsache, daß der Club ein Bild für zwei Millionen Dollar verkaufen mußte, um dringend erforderliche Reparaturen zu bezahlen, fand allerdings seinen Weg in die Presse, und auch die ursprüngliche Ablehnung des Aufnahmeantrags einer meiner Kolleginnen — einer Frau also — wurde in den Zeitungen erörtert und mit einigen sehr passenden Kommentaren versehen.
    Wir gingen die Marmortreppe hinauf in den geräumigen ersten Stock und machten es uns in einer Sitzgruppe im großen Foyer zwischen der Member’s Bar und dem East Room bequem. Ich trank meinen gewohnten Wodka Martini, Kay hatte einen Margarita bestellt, und Poole begnügte sich mit Sodawasser und einem Schuß Lime Juice. Ich kann mich bei einem Mittagessen mit einem Abstinenzler durchaus wohl fühlen, aber schöner finde ich es, wenn ich merke, daß meine Gäste wie ich den ersten Drink des Tages still genießen.
    Ich brannte darauf, zum Geschäftlichen zu kommen, war mir aber wohl bewußt, daß ich meinen beiden Gästen Höflichkeit widerfahren lassen mußte. Wir plauderten eine Weile über dies und das. Ebenso wie im Players Club sind geschäftliche Unterredungen im Century nicht gern gesehen, was aber nicht bedeutet, daß sie nicht ständig stattfinden. Nach hundert Jahren männlicher Exklusivität steht der Club nun auch weiblichen Mitgliedern offen, eine Haltung, zu der man sich allerdings erst nach langen Rückzugsgefechten durchringen konnte. Vor der »Befreiung« befand sich die einzige Damentoilette im Erdgeschoß, irgendwo in der Nähe der Garderobe; inzwischen sind einige andere hinzugekommen.
    »Kay«, sagte ich, »ich habe einen Autor, der einen Agenten sucht, und ich habe Sie empfohlen.« Ich erzählte ihr von Joe Scanlon.
    »Tja«, sagte sie, »eigentlich ist mein

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