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Der Bestseller

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Titel: Der Bestseller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Carter
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nach überflüssig. Nein, diese Mauern sind genug.
    »Beide Denkmäler erinnern an Kriege«, sagte ich, »denn immerhin war Lincoln ja Präsident in Kriegszeiten. Die Tragödie ist, daß er nicht mehr dazu kam, in Friedenszeiten zu regieren.«
    Tim nickte. »Dann sähe unsere Geschichte vielleicht anders aus.«
    »Dieser Scheißkerl John Wilkes Booth. Ich habe ihm nie verziehen.«
    »Oder Lee Harvey Oswald. Oder Sirhan Sirhan.«
    >Der Einzeltäter<, dachte ich. >Er schlägt immer ohne Vorwarnung zu. Wie der, der Parker umgebracht hat.<

    Der Sonntagnachmittag war schön und sonnig, und es ging eine leichte Brise, gerade stark genug, um das sprießende Gras der Wiese zu bewegen. Ich machte einen Spaziergang mit Bonnie und Zachary, unseren beiden Labradors, die übermütig herumsprangen, bellten, das Timoteusgras beschnupperten und erfolglos Vögel jagten. In Connecticut ist der Sommer eine Jahreszeit kleiner, unvergleichlicher Freuden: Es gibt frische Beeren, kühle Bäche, den Schatten riesiger Eichen, und gelegentlich tritt ein Hirsch aus dem Wald, um an den Büschen und Bäumen in unserem Garten zu knabbern.
    Ja, für mich ist der Sommer in Connecticut ein großer Genuß. Ebenso wie der Frühling in Connecticut. Oder der Herbst. Und wo wir gerade davon sprechen: Auch der Winter hat seine schönen Seiten, auch wenn ich nicht genau sagen könnte, welche das sind, wenn man nicht Ski fährt oder Schlittschuh läuft — oder Schnee schaufelt.
    Wie jedesmal, wenn ich hier war, nahm ich Empfindungen in mich auf, wie man sonst Geräusche oder Gerüche aufnimmt — flüchtige, kraftspendende Erinnerungen, die mir helfen würden, die Pflichten und Unannehmlichkeiten zu ertragen, welche die kommende Woche für mich bereithielt.
    Zum Beispiel am nächsten Tag die Beerdigung von Parker Foxcroft.

14

    D ie Trauerfeierlichkeiten für Foxcroft sollten um elf Uhr in der Kirche zur Verklärung Christi in der 29. Straße Ost stattfinden. Wie immer betrat ich um halb zehn mein Büro. Kaum hatte ich mich gesetzt, da summte die Gegensprechanlage, und Hannah sagte mir, daß Lester Crispin mich sprechen wolle.
    »Schicken Sie ihn rein«, sagte ich.
    Crispin verschwendete keine Zeit mit Floskeln, ja, er machte sich nicht einmal die Mühe, mich zu begrüßen. Er machte es sich auf dem Sofa bequem, schlug die Beine übereinander, räusperte sich und sagte: »Nick, ich weiß, daß ich mich letzten Dienstag ziemlich aufgeregt und sogar gekündigt habe...«
    »Aufgeregt?«
    »Haben Sie das etwa schon wieder vergessen?« Er schüttelte den Kopf und seufzte.
    »Tja, hier war so viel los...« Ich konnte verstehen, daß er sich ärgerte. Es stimmte: Ich hatte es vergessen. Vielleicht hatte ich nicht geglaubt, daß er es ernst meinte. »Ich nehme an, Sie haben es sich anders überlegt, jetzt, da Parker« — ich beugte mich vor und fuhr mir mit dem Finger über die Kehle — »nicht mehr unter uns ist.«
    Ich hätte schwören können, daß Crispin errötete, jedenfalls der Teil seines Gesichts, der nicht vom Bart verborgen war.
    »Ja, ehrlich gesagt, ich habe es mir anders überlegt.«
    »Das freut mich. Ich hätte Sie nicht gern verloren.« Das war nicht gelogen — Crispin war ein verdammt guter Art-director.
    »Ich bin hergekommen, sobald ich davon erfahren habe.«
    »Gerade rechtzeitig, um von der Polizei in die Zange genommen zu werden, nehme ich an.«
    Er nickte. »Ich hab ein paar ziemlich schlimme Sachen über Foxcroft gesagt...«
    »Allerdings.« An diesen Teil der Episode konnte ich mich erinnern.
    »Ja, also... Ich hab vielleicht irgendwelche Drohungen ausgestoßen, aber ich wäre nie so weit gegangen, dieses Arschloch umzubringen, das wissen Sie doch, oder?«
    »Ja, natürlich.« Das war gelogen — wie hätte ich das auch wissen sollen? Doch es schien mir ein Gebot der Höflichkeit, ihm zuzustimmen.
    Ich stand auf und erwartete, daß Crispin sich ebenfalls erhob, doch er blieb sitzen.
    »Ist noch etwas?« fragte ich.
    »Ja. Wissen Sie zufällig, ob die Polizei einen bestimmten Verdacht hat?«
    »Ich tappe ebensosehr im dunkeln wie Sie.«
    Er grunzte. »Trotzdem wäre es mir lieber, wenn keiner erfährt, was für einen Haß ich auf Foxcroft hatte.«
    »Ich sehe keine Möglichkeit, das geheimzuhalten. Irgend jemand wird es irgendwann erwähnen. Von mir wird es die Polizei allerdings nicht erfahren.«
    »Danke.«
    »Ach ja, Les«, sagte ich. »Ich weiß ja, daß es mich nichts angeht, und wahrscheinlich sind Sie ohnehin schon

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