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Der Bestseller

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Titel: Der Bestseller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Carter
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zum Mittagessen einladen? Dann könnten wir in Ruhe über Ihr neues Buch sprechen.«
    »Ich gehe nicht viel aus, Nick. Nicht, wenn ich schreibe.«
    »Ich verstehe. Die Arbeit geht vor. Aber gegen Ende des Tages tun Sie sicher etwas, um sich zu entspannen.«
    »Meistens, ja.«
    Ich war entschlossen, kein Nein — und auch kein Vielleicht — zu akzeptieren. »Darf ich Sie dann zu einem Drink im Players Club einladen?«
    »Wann?«
    »Einen Augenblick, Claire.« Ich sah in meinen Terminkalender. Keine Parties, keine Verabredungen. Nicht einmal Susans Name stand dort. Wir hatten ausgemacht, uns ein paar Tage nicht zu sehen. »Wie wär’s mit morgen?«
    »Also Mittwoch?«
    »Ja.«
    »Tja...« Sie ließ das Wort mit einem Seufzer ausklingen. »Na gut, Nick. Aber versuchen Sie bitte nicht, mir auf die harte Tour zuzusetzen.«
    »Ich? Auf die harte Tour?«
    »Und auch nicht auf die sanfte. Lassen Sie uns einfach gemütlich beisammensitzen und einen Cocktail trinken.«
    »Ich freue mich darauf. Um sechs?«
    »Viertel nach sechs«, sagte sie und legte auf.

    Einige Zeit später warf ich einen Blick auf die Uhr und sah, daß es schon lange nach Feierabend war.
    Ich ging den Flur hinunter. Es war niemand mehr da, nicht einmal Sidney, der fast immer Überstunden macht. Ich öffnete die Tür zu Parkers Büro. Es war dunkel. Auch Poole war nach Hause gegangen.
    Anscheinend gibt es Leute, denen ein leeres Büro unheimlich ist. Ich dagegen empfinde dort Ruhe und Frieden. Die Computer schlafen tief, die Telefone und Faxgeräte schweigen, und gelegentlich schaltet sich der Anrufbeantworter ein und teilt einem aufdringlichen Anrufer unsere Bürozeiten mit — all dies erzeugt die Atmosphäre eines Abschlusses, ähnlich wie die Zeremonie des Zapfenstreichs beim Militär oder das Ende des Tages, wenn die Natur das Zwielicht fast unmerklich in Dunkelheit übergehen läßt.
    Es wurde dunkel. Ich wollte gerade das Licht einschalten, als ich das Schnappen eines Schlosses hörte. Klick! Das Schloß hatte ich nach dem Mord an Parker anbringen lassen, und es sollte unerwünschte Besucher eigentlich fernhalten.
    »Du lieber Himmel«, flüsterte ich. Ich wich zurück und versuchte mich in den dunkelsten Winkel des Flurs zu drücken.
    Plötzlich flammte das Licht auf und blendete mich fast. Ich sah in die häßliche Mündung einer doppelläufigen Schrotflinte — und dahinter erhob sich drohend eine Gestalt in einer Kampfjacke, deren Gesicht hinter einer schwarzen Sturmhaube verborgen war.

22

    P olizei! Keine Bewegung!«
    Dieser Befehl war vollkommen unnötig — ich war bereits so gut wie gelähmt. In einem offenen Kampf halte ich mich so gut wie jeder andere, aber eine Schrotflinte, die auf meinen Bauch gerichtet ist, verschiebt die Vorteile doch sehr zu meinen Ungunsten. Ich gehorchte.
    »Legen Sie die Hände an die Wand und beugen Sie sich vor!«
    Ich hatte keine andere Wahl, als auch diesem Befehl zu gehorchen, nahm mir jedoch die Freiheit, etwas zu sagen.
    »Was ist hier eigentlich los?« fragte ich.
    »Maul halten!«
    So rasch, wie man es erzählen kann, war ich abgetastet und um meine Brieftasche erleichtert. Was war hier los?
    »Nicholas Barlow«, sagte die Stimme hinter mir und las offenbar von einem meiner Ausweise ab.
    »Richtig.«
    »Man hat uns einen Einbruch in diesem Büro gemeldet.«
    »Davon weiß ich nichts.«
    Ich hörte im Hintergrund eine zweite, gedämpfte Stimme. Sturmhaube hatte offenbar Gesellschaft bekommen. Aus dem wenigen, was ich hören konnte, schloß ich, daß sie — wer immer sie waren — überlegten, was sie mit mir machen sollten. Inzwischen war mir klar, daß es sich nicht um Polizisten, sondern um Einbrecher handelte.
    »Legen Sie sich auf den Boden, Barlow.«
    »Auf den Boden?«
    »Haben Sie was an den Ohren? Legen Sie sich auf den Boden, mit dem Gesicht nach unten!«
    Die Sache fing an, erniedrigend zu werden, aber ich tat, was man mir gesagt hatte.
    »Und jetzt«, sagte der falsche Polizist und stieß mir den Lauf der Schrotflinte in den Rücken, »bleiben Sie schön liegen, bis ich Ihnen sage, daß Sie auf stehen können.«
    Ich spürte die Mündung der Flinte und dachte: >Passiert es so? Wird er mich jetzt umbringen?< Bilder von Mordopfern gingen mir durch den Kopf: Leichen, die auf einem blutbefleckten Boden wie diesem lagen. Opfer von Bank- und Tankstellenräubern, übel zugerichtet und blutüberströmt. Ich kämpfte, so gut ich konnte, gegen Angst und Übelkeit an. Sollte ich beten? Das schien mir

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