Der Bestseller
Buch über Hollywood-Klatsch geschickt hatte. »Ich rate Ihnen, sich an Verlage zu wenden, deren Erzeugnisse in Supermärkten angeboten werden.«
»Das war dann ein kleiner Bestseller«, murmelte ich traurig.
»Hier ist noch ein Schmuckstück«, sagte Poole und las vor: »>Es gibt in Amerika mindestens fünfhundertneunundneunzig Schreibkurse, und Ihre unbeholfene Prosa deutet darauf hin, daß Sie alle belegt und nichts gelernt haben. Ich möchte Ihnen raten, daß Sie, sofern Sie einen wie auch immer gearteten Beruf haben, mit der unzweifelhaften Energie daran festhalten, die Sie mit der Niederschrift dieses nicht enden wollenden Manuskripts bewiesen haben.<
Oder:
>Da Sie einen frankierten Rückumschlag beigelegt haben, sende ich Ihnen Ihr Manuskript zurück, obgleich es kein Schaden wäre, wenn es in meinem Büro oder in der Post verlorengehen würde. Die Idee, einen Zehn-Dollar-Schein im zweiten Kapitel zu verstecken, um zu sehen, ob der Empfänger das Manuskript tatsächlich gelesen hat, ist so alt, daß ich sie nicht weiter kommentieren möchte. Ich brauchte das Manuskript nur zu schütteln, und der Geldschein fiel heraus. Wie Sie sehen, habe ich ihn behalten.<«
Der Fairneß halber muß man allerdings sagen: Parkers Lob war so überschwenglich wie seine Kritik vernichtend. An einen Dichter schrieb er: »Wie eine Motte sich hüten muß, der Flamme allzu nahe zu kommen, so darf der Leser sich dem strahlenden Licht, das aus Ihrem Werk leuchtet, nur mit Vorsicht nähern. Ein Talent wie Ihres ist in jeder Generation nur wenigen vergönnt. Willkommen in diesem erlauchten Kreis!«
»Muß eine Frau gewesen sein«, murmelte ich.
»Was?«
»Ach, nichts.«
Gemeinsam lasen wir weiter, bis mir die Augen weh taten.
»Ich glaube, mir reicht’s für heute«, sagte ich zu Poole.
Er sah auf und zwinkerte. »Kann ich verstehen«, antwortete er. »Ich werde noch ein bißchen weitermachen. Sie haben sicher Wichtigeres zu tun.«
»Na gut, aber denken Sie an Ihre Augen.«
»Ich lese noch ein paar Briefe, dann gehe ich auch«, meinte er. »Wir sehen uns dann morgen.«
Ich nickte und ging in mein Büro.
Das Bild, das ich jetzt von Parker Foxcroft hatte, war ziemlich vollständig. Ich glaubte nicht, daß wir noch mehr Teile dieses Puzzles finden würden. Es fehlte nur noch eines: Wer hatte ihn so sehr gehaßt, daß er ihn umgebracht hatte? Parker war ein Mann gewesen, dessen Grausamkeit und Unredlichkeit ebenso groß gewesen waren wie seine Intelligenz. Ich fand es recht erstaunlich, daß keiner dieser abgekanzelten Schriftsteller ihn wegen Beleidigung verklagt hatte — doch was hätten sie dabei gewonnen, und wie hätten sie angesichts von Parkers makellosem Ruf als Lektor überhaupt gewinnen können ? Kein Dritter kann das Urteil eines Lektors bewerten oder korrigieren. Der Lektor ist Jury und Richter in einer Person.
Es war denkbar, daß eines seiner wehrlosen Opfer ihn ins Jenseits befördert hatte, doch wahrscheinlicher war es, daß sie Alexander Michaelsons Ausweg gewählt und die Waffe gegen sich selbst gerichtet hatten.
Aber nun war es an der Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen. Ich mußte ein wichtiges Telefongespräch führen.
»Claire Bunter.«
»Ah, schön, daß ich Sie erreiche. Hier ist Nick Barlow.«
»Nick.« Ihre Stimme klang nicht sehr erfreut. Angst? Mißtrauen vielleicht?
Ich hatte meinen Text vorbereitet.
»Wenn Sie Harry sprechen wollen...«
»Nein, nein.«
»...oder wenn Sie über Harry sprechen wollen...«
»Auch nicht, Claire. Ich will über Sie sprechen. Über Ihre Arbeit.«
»Gut. Schießen Sie los.«
»Ihr Privatleben geht mich überhaupt nichts an«, sagte ich, »aber immerhin sind Sie eine von Parker Foxcrofts Autorinnen und somit eine von Barlow & Company.«
»Und?«
»Parker war nicht unser einziger Lektor. Ich habe mindestens drei Lektoren, darunter Sidney Leopold, die liebend gern Ihr nächstes Buch redigieren würden. Wollen wir uns nicht wenigstens mal darüber unterhalten?«
»Bitte.« Ich glaubte eine leise Erwärmung der Atmosphäre am anderen Ende der Leitung zu spüren.
»Haben Sie«, sagte ich mit einem bangen Unterton, »bei einem anderen Verlag unterschrieben?«
»Nein, noch nicht. Aber ich habe darüber nachgedacht.«
»Dann ist Ihr neues Buch also fertig?«
»Es wird bald fertig sein.«
»Das freut mich zu hören. Wir haben...« (wie hieß das Ding noch?) »... Nächte in Newport« (ja, so hieß es!) »sehr gut verkauft.«
»Ich weiß.«
»Darf ich Sie
Weitere Kostenlose Bücher