Der Bestseller
Veranstaltung dauert vierundzwanzig Stunden oder länger. Ich habe auch einmal eine Passage gelesen. Aber...
»Was tun Sie hier drinnen, Fred?« fragte ich Drew.
»Was tun Sie da draußen, Nick?« fragte er zurück.
»Ich schlage vor, wir sparen uns die Einleitung und die Zitate und kommen gleich zur Sache, Fred.«
»Wie Sie wollen.«
»Warum hat die Polizei Sie im Verdacht, Parker Foxcroft umgebracht zu haben?«
»Ich hatte — wie Sie ja wissen — ein Motiv, und ich hatte die Gelegenheit.«
»Ich verstehe.«
Drew zog eine zerknautschte Zigarettenschachtel hervor, zündete sich eine an und hielt mir die Schachtel hin. Ich schüttelte den Kopf.
»Nein, danke.«
Er inhalierte tief, blies einen perfekten Rauchring und legte die Zigarette in den Aschenbecher, wo sie während unseres Gesprächs verqualmte.
»Juan hat es ihnen gesagt«, erklärte er schließlich.
»Der Barmann im Players Club?«
Er nickte. »Die Polizei hat die Angestellten vernommen. Offenbar ging es um Sie, Nick. Die wollten wissen, mit wem Sie gesprochen haben und ob irgendwelche Anrufe für Sie gekommen sind. Der Portier hat ihnen erzählt, daß Foxcroft angerufen hat, und Juan hat ausgesagt, daß ich an dem zweiten Apparat, der auf der Theke steht, mitgehört habe, als Sie mit Foxcroft gesprochen haben.«
»Und stimmt das?« — >Hatte ich also doch recht gehabt?<
»Na klar. Ich wußte, daß Foxcroft in seinem Büro auf Sie wartete, und ich beschloß, hinzugehen und ihn zur Rede zu stellen. Um ihm die Meinung zu sagen.«
»Und um ihn umzubringen.«
»Nein. Nein .«
»Und?«
»Ich bin zu dem Gebäude gegangen, in dem der Verlag ist, aber ich bin nicht hineingegangen. Ich glaube, ich hatte einfach nicht die Nerven. Vielleicht war’s auch Angst — Angst, daß der Haß mit mir durchgehen könnte und ich ihm etwas antun würde.«
Er seufzte, schloß die Augen und massierte sich den Nasenrücken. »Ich hatte nicht die Nerven«, wiederholte er. »Ich wollte, ich hätte ihn umgebracht, aber ich war’s nicht.«
»Und die Polizei?«
»Juan hat ausgesagt, daß ich die Bar nach dem Telefongespräch verlassen habe. Sie sehen: Ich hatte die Gelegenheit, Nick.«
»Ja, allerdings.«
»Aber ich war’s nicht, Nick. Sie glauben mir doch, oder?«
»Ja, ich glaube Ihnen.« Ich glaubte ihm tatsächlich — aber glauben heißt nicht wissen. »Aber ich verstehe noch immer nicht, warum man Sie verhaftet hat. Was für Beweise gibt es?«
»Keine, außer meiner Aussage bei der Vernehmung. Ich glaube, ich war betrunken. Ich war durcheinander — Sie kennen das sicher. Ich wußte nicht, was ich sagte. Ich... ach, Scheiße... ich...«
Er schwieg. Ich konnte mir die Szene gut vorstellen. Hatcher und Falco hatten dem armen Kerl wahrscheinlich zugesetzt, bis er wütend geworden war, und ein wütender, betrunkener Fred Drew würde alles mögliche sagen. Er würde sich hoffnungslos in Widersprüche verwickeln.
»Warum haben Sie überhaupt etwas gesagt?« fragte ich ihn. »Warum haben Sie auf die Fragen geantwortet? Haben die Ihnen nicht Ihre Rechte vorgelesen?«
Wieder nickte er. »Haben sie. Diese Scheißer und ihre Scheißrechte. Jedenfalls haben sie mich eingebuchtet.« Dann lächelte er. Es war ein eigenartiges Lächeln, beinah hinterhältig und verschlagen, als hätte er die Bullen gründlich an der Nase herumgeführt. Es würde ihnen noch leid tun, jawohl. Er würde es ihnen schon zeigen!
Ich machte ein, wie ich hoffte, mitfühlendes Gesicht.
»Okay, Fred«, sagte ich, »ich werde tun, was ich kann. Zunächst einmal brauchen Sie einen Anwalt.«
»Ich habe nicht viel Geld, Nick.« Er bekam einen heftigen Hustenanfall und wischte sich die Augen. Auch mir begann der Rauch seiner qualmenden Zigarette in den Augen zu brennen. »Nein, streichen Sic die letzte Zeile. Ich habe überhaupt kein Geld.«
»Wir werden schon eine Möglichkeit finden, Fred. Sie sind doch Mitglied in der Authors Guild, oder?«
»Ja.«
»Ich glaube, die haben eine Art Fonds für Fälle wie diesen. Der Players Club übrigens auch. Er heißt übrigens passenderweise John-Drew-Fonds. Ich werde mich darum kümmern. Brauchen Sie sonst noch irgend etwas?«
»Ja, aber ich glaube nicht, daß Sie es mir werden besorgen können.«
»Und was ist es?«
Er hob ein unsichtbares Glas an den Mund und tat, als würde er trinken. Typisch. Der Alkohol hatte ihn ins Gefängnis gebracht, und trotzdem wollte er noch mehr davon. Einmal ein Säufer, immer ein Säufer...
Ich wußte natürlich,
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