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Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Titel: Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Swierczynski
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dem Schriftzug einer Bar im Nordosten von Philly, Grey Lodge , und ging ihr bis halb über die Oberschenkel.
    Hardie sagte: »Jetzt siehst du sehr viel besser aus.«
    »Na ja. Ich bin zerschunden, zerschrammt und zerkratzt. Ich entdecke Blutergüsse an Stellen, wo heute Morgen garantiert noch keine waren. Ich schätze, dass ich es für eine Weile auf keine Titelseite schaffen werde.«
    »Aber du lebst.«
    »Ich lebe.«
    Hardie sah sie jetzt mit anderen Augen. Nicht nur, weil der Dreck fort war oder weil sie sein T-Shirt trug. Den ganzen
Tag über hatte er sie als arrogantes Miststück abgetan, das sich selbst in Schwierigkeiten gebracht hatte. Doch ihre beiden Lebenswege in den letzten drei Jahren hatten mehr Gemeinsamkeiten, als Hardie gedacht hätte.
    » Alles wird gut«, sagte er.
    »Ich weiß.«
    Für einen Moment herrschte unbehagliches Schweigen, bis Hardie ins Badezimmer ging und die Tür hinter sich zumachte. Die weißgrauen Fliesen an den Wänden waren feucht vom Kondenswasser der Dusche. Hardie legte seine Handfläche auf das Resopal-Waschbecken und betrachtete sich im Spiegel. Na, du harter Knochen. Blendend siehst du aus.
    Er streifte seine schmutzigen, blutverschmierten Klamotten ab — das T-Shirt riss er sich buchstäblich vom Leib, denn das schien schneller zu gehen, als es über den Kopf zu ziehen. Dann trat er in die Dusche und drehte das Wasser auf. Der Duschkopf war der reinste Schrott. Das Wasser kam in einem komischen Strahl heraus, der auf der Haut wehtat, ohne dass man richtig nass wurde. Doch das war egal. Solange er den Großteil dieses Tages abwaschen konnte. Das verkrustete Blut, den Rauch, den Dreck, den Schweiß. Seine Wunden bluteten immer noch, aber wenigstens konnte er das alte Blut durch neues ersetzen.
     
    Nachdem sie das Fläschchen mit den Schmerztabletten unter das Kopfkissen gelegt hatte, genehmigte sie sich den Luxus, für einen Moment die Augen zu schließen. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie zum letzten Mal die Augen geschlossen hatte, ohne sich Sorgen zu machen —
um ihre Karriere, wegen des Zwischenfalls, wegen allem. Wenn sie sonst die Augen schloss, wurde sie von ihren Dämonen heimgesucht. Nachts war es am schlimmsten. Dann schreckte sie aus dem Schlaf hoch und dachte über all die Dinge nach, die schiefgehen konnten. Sie hatte Angst, nie wieder einen Job zu kriegen, zu viel zu trinken und zu viel zu rauchen, Angst vor einer globalen Epidemie, vor einer verheerenden Finanzkrise und Angst davor, dass ein Asteroid ins Meer stürzte und alles Leben auf dem Planeten vernichtete. Sie hasste die Nacht. Der Morgen war ebenfalls schlimm, denn an den meisten Tagen war das Pochen hinter ihren Augen unerträglich. Immerhin war jetzt nicht Nacht.
    Ja, sie fühlte sich sogar ein wenig erleichtert.
    Denn nach drei Jahren hatte Gott sie wegen dieser Sache endlich zur Rede gestellt.
    Wegen ihrer größten Sünde.
    Und sie atmete immer noch.
    Seine Hand war nicht vom Himmel herabgefahren, um sie mit einem grellen Lichtblitz zu zerschmettern. Vielleicht hatte er es versucht, durch die Unfall-Leute. Falls ja, war es nur ein halbherziger, zaghafter Versuch gewesen, denn sie war immer noch am Leben.
    Atmete immer noch.
    Bis sie sich entschloss, damit aufzuhören.
    In der Ecke brummte die Klimaanlage, und das Wasser prasselte gleichmäßig und stetig gegen die Fliesen. Sie fragte sich, ob sie es wohl schaffte, zu schlafen. Nur für ein paar Minuten. Ihr Beschützer befand sich im Nebenzimmer. Sie waren abgetaucht, irgendwo mitten im Niemandsland von
L. A. Vielleicht könnte sie sich jetzt ein bisschen entspannen.
    Schneller als erwartet, stellte sich eine Empfindung völliger Dunkelheit und frostiger Taubheit ein.
    Allerdings fühlte es sich anders an als das, worauf sie gehofft hatte.

VIERUNDZWANZIG
    Diesmal ist es persönlich.
    WERBESLOGAN FÜR DER WEISSE HAI 4
     
     
     
     
    H ardie drehte den billigen Metallhebel zu. Er hatte ziemlich kalt geduscht, damit ihn der Dampf nicht zum Schwitzen brachte, die Kälte war angenehm und erfrischend und hatte komischerweise eine leicht beruhigende Wirkung auf ihn. Nachdem er sich trockengerubbelt hatte, versuchte er erneut, seine Brustverletzung zu verbinden. Sobald Deke hier eintraf, würde er zu einem Arzt gehen. Das schwor er sich. Doch so lange könnte eine kleine Schmerztablette nicht schaden. Hardie durchwühlte seinen Kulturbeutel und tastete nach der vertrauten runden Form. Nichts. Er schaute nach. Alles andere schien da zu

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