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Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Titel: Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Swierczynski
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dort gedrehten Filme verhökert werden. Eines Tages, nicht heute.
    Hardie hatte es zufällig entdeckt. Lane betrachtete die Fassade.
    »Du willst dich in einem Hotelzimmer verkriechen?«
    »Wenn sie hinter dir her sind, haben sie dich wahrscheinlich beschattet. Sie kennen deine Freunde, deine Familie, jeden. Außer mir. Ich habe hier weder Freunde noch Familie, und ich halte mich nur in Häusern auf, die ich bewache. Ich folge keinem bestimmten Verhaltensmuster. Ich bin ein Niemand. Und jetzt bringt dich dieser Niemand an einen beliebigen Ort. Bis er Hilfe holen kann.«

    »Du hast nur eins nicht bedacht. Die anderen können deine Kreditkartenbewegungen zurückverfolgen. Außerdem wird man unsere Ausweise sehen wollen. Wir leben nicht in den Fünfzigern, als man in das staubige Gästebuch an der Rezeption noch irgendeinen Namen kritzeln konnte.«
    »Wer hat gesagt, dass wir dort einchecken?«
    Als er damals aus dem Krankenhaus entlassen worden war, hatte Hardie über ein halbes Jahr lang in Hotels gehaust. Im Grunde gab es nur zwei Arten von Hotels: die mit Eiswürfelmaschine und die mit Zimmerservice. Hardie war damals in den Hotels mit Eiswürfelmaschine abgestiegen. Nach und nach waren sie alle zu einem Einzigen verschmolzen. Überall die gleichen Plastikeimer für Eiswürfel, die gleiche dünne Plastikfolie, die sich nur schwer aufreißen ließ. Die gleichen Seifenstückchen, die gleichen Probefläschchen angeblicher Luxus-Shampoos, das sich erst nach einer Ewigkeit aus den Haaren waschen ließ. Der gleiche Teppichvorleger. Das gleiche Telefon. Der gleiche Flachbildschirm. Die gleichen Fernsehsendungen. Die gleichen Schließfächer. Die gleiche Klimaanlage. Der gleiche Geruch. Die gleichen diebstahlsicheren Kleiderbügel. Die gleichen Rauchen-verboten-Schilder. Die gleichen Schlüsselkartenschlösser.
    Absolut identisch, in fast allen Hotels.
    Hardie hatte eins dieser Schlösser überlistet, nachdem er spätabends von einem Applebee’s auf der anderen Straßenseite zurückgekehrt war und festgestellt hatte, dass er irgendwo seine Schlüsselkarte aus Plastik verloren hatte. Am vernünftigsten wäre es gewesen, die Rezeption aufzusuchen,
sich auszuweisen und um eine Ersatzkarte zu bitten. Doch Hardie war damals nicht in einer vernünftigen Gemütsverfassung gewesen. Nein, ganz im Gegenteil. An jenem Abend hatte er drei doppelte Bourbon, sieben (vielleicht auch acht) halbe Liter Bier in sich hineingeschüttet, und dann hatte jemand am anderen Ende der Bar angefangen, mehrere Runden Jägermeister auszugeben, um die Beförderung irgendeines Mitarbeiters in irgendeiner Firma zu feiern. Und Hardie hatte mitgetrunken, bis er fand, dass er das Ganze vielleicht mit einem oder auch zwei doppelten Bourbon abrunden sollte, um seinen Magen zu beruhigen. Im Hotel wurde ihm dann klar, dass er nicht mehr in der Lage war, die Worte zu formen, um eine Ersatzkarte zu verlangen. Die Zunge nahm keine Befehle mehr von seinem Gehirn entgegen.
    Doch seine Hände funktionierten noch.
    Er schaffte es, einen Drahtkleiderbügel aus dem Müll zu fischen, ihn durch seine Zimmertür zu schieben und die Klinke mit einem kurzen Ruck zu öffnen.
     
    Hardie wollte nicht in ein belegtes Zimmer einbrechen; sie brauchten ein leeres Zimmer. Am einfachsten fand man das heraus, indem man einen Blick auf die Kontrollkarten der Zimmermädchen warf. Normalerweise arbeiteten sie mit einem Etagenplan, der jeden Morgen ausgedruckt wurde und ihnen anzeigte, welche Zimmer sauber gemacht werden mussten und welche unbelegt waren. Es war später Nachmittag, doch das Reinigungspersonal war immer noch im Einsatz. Nachdem Hardie ein paar Minuten durch die Flure geschlichen war, stieß er auf einen Rollwagen
und schnappte sich den Etagenplan. Erfreulicherweise gab es in diesem Stockwerk reihenweise leere Zimmer. Die Nummer 426 war nicht abgeschlossen und lag in der Nähe einer Treppe. Umso besser.
    Sobald sie es betreten hatten, verkündete Lane:
    »Ich werd mal duschen.«
    »Okay. Und ich werd dann mal telefonieren. Ach ja, du kannst aus meinem Koffer nehmen, was du willst. Die Klamotten sind nicht besonders schick, aber wenigstens sind sie nicht voller Blut und stinken nicht nach Rauch.«
    Sie sah ihn mit ausdruckslosem Gesicht an.
    »Glaubst du etwa, du hast was in meiner Größe? Und einen BH?«
    Ladie schaute sie grinsend an.
    »Jetzt geht’s wirklich ans Eingemachte.«
    Lane musste ebenfalls lächeln. Ein breites, freimütiges, strahlendes Lächeln. Mein Gott,

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