Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games
mir also ernsthaft weismachen, es geht dabei um die Leute von The Truth Hunters ?«
»Bitte was?«
»Ach, ja. Du stehst ja auf Kriegsfuß mit der Gegenwart. Dann hast du auch keine Ahnung, dass es eine Reality-Show über wahre Kriminalfälle mit dem Titel The Truth Hunters gibt. Konzipiert und produziert wird sie von den Eltern von Kevin Hunter, der vor drei Jahren bei einem Unfall mit Fahrerflucht getötet wurde.«
Sicher hatte er davon gehört. Erst vor ein paar Minuten, von Lane höchstpersönlich.
»Sie hat mir davon erzählt.«
»Und du sagst, der Unfall hat mit der Sache zu tun? Die Schauspielerin war darin verwickelt?«
»Ja.«
»Hast du irgendwelche Beweise?«
»Absolut nichts. Die Unfall-Leute verwischen sämtliche Spuren.«
Deke wusste, dass Hardie viel trank. Und wie er lebte. Dass er sich von allem und jedem zurückgezogen hatte. Diese geballte Ladung an Informationen war ein bisschen viel für ein Telefonat.
»Nur um sicherzugehen, dass ich das richtig verstanden habe: Diese geheimnisvollen Agenten, oder wer auch immer, wollen die Schauspielerin beseitigen, bevor sie die Wahrheit erzählt, ja? Hey, wenn sie sich sowieso schon diese Mühe machen, warum legen sie nicht auch gleich die Hunters um? Sie sind es, die auf Antworten drängen. Warum nicht live im Fernsehen?«
»Ich weiß, wie das klingt, Deke. Vor zehn Jahren hätte ich mir auch nicht geglaubt. Aber das ist die Wahrheit.«
Es entstand eine unerträglich lange Pause, in der Deke sein brutzelndes Fleisch betrachtete und überlegte, was am besten zu tun sei.
»Pass auf, Hardie, wie wär’s, wenn ich jemanden vorbeischicke? Ich kenne einen guten Mann, der in West Hollywood wohnt und am Wiltshire Boulevard arbeitet. Er kann dir helfen, die Sache zu regeln. Und sollte die Schauspielerin ernsthaft in Schwierigkeiten stecken und nicht völlig zugedröhnt sein, wird er sie beschützen und die Ermittlungen aufnehmen. Er heißt Steve …«
»Nein. Ich will nur dich, Deke. Du bist die einzige Person auf der Welt, der ich vertraue, und das ist momentan das Einzige, was zählt. Diese Leute sind gerissen und haben Beziehungen, es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie uns wieder aufgespürt haben.«
»Du klingst leicht paranoid, Hardie.«
»Nenn mich, wie du willst. Ich habe mir sicher einiges zuschulden kommen lassen, aber hast du je erlebt, dass ich übertreibe?«
Nicht, wenn er nüchtern war, nein. Das musste Deke zugeben. Nicht mal, wenn er betrunken war, wenn er recht überlegte.
»Und noch eins.«
»Du meinst außer dass ich alles stehen und liegen lassen und nach Los Angeles fliegen soll?«, fragte Deke.
»Das ist eine ernste Angelegenheit. Du musst dreimal so viele Leute für Kendra und Charlie abstellen. Sie kennen deine Adresse. Wenn sie dich aufspüren können, können sie sie auch finden. Verstehst du?«
»Was soll das heißen, sie kennen meine Adresse?«
»Ich schwör’s dir, Deke, ich hatte nur etwa eine halbe Stunde mit diesen Wichsern zu tun, und es schien, als hätten sie ein komplettes Dossier über mich. Sie wissen, dass ich eine Familie habe. Und wo ich meine Schecks hinschicke. Entweder haben sie Geldgeber mit Beziehungen, oder sie haben genug Kohle, um andere Leute zu kaufen.«
»Hardie, in was hast du mich da reingezogen?«
Als Deke sein Telefon ausschaltete, war er einverstanden, alles stehen und liegen zu lassen und nach Los Angeles zu fliegen. Im Wandschrank hatte er eine reisefertige Tasche;
auf dem Weg zum Flughafen könnte er bestimmt einen Flug buchen — bei Last-Minute-Reisen nahmen sie es mit FBI-Agenten nicht so genau. Aber was zum Henker sollte er seiner Frau erzählen? Hier, lass dir das Steak allein schmecken, ich muss los, um einem Typen zu helfen, über den ich die letzten drei Jahre pausenlos abgelästert habe.
Hardie steckte den Hörer wieder in die Ladestation und starrte sie einen Moment an. Es gab niemanden, dem er mehr vertraute als Deke Clark. Er garantierte das Überleben seiner Familie. Doch er wusste, dass Deke ihn nicht besonders mochte. Schon seit je. Allerdings gab es Dinge, die über diesen persönlichen Animositäten standen.
Nach einer Weile kam Lane nur mit einem Handtuch bekleidet aus dem Bad gehumpelt und fing an, Hardies Koffer zu durchwühlen. Fragte, ob er etwas dagegen habe. Hardie hatte nichts dagegen, logisch, und er gab sich große Mühe, nicht hinzuschauen. Natürlich passte ihr keine seiner Jeans, aber eines der T-Shirts saß einigermaßen. Es war schwarz, mit
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