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Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Titel: Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Swierczynski
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konnte nichts dagegen tun, denn sein Körper gehörte nicht länger ihm.
     
    Prozentsatz der Mordopfer, die von einer ihnen bekannten Person getötet werden: 58.
     
    Erst jetzt, in diesen hoffnungslosen Momenten, während die Kapillare in ihrem Gesicht und ihren Augen platzten, wurde Lane Madden klar, dass die Strafe sie doch noch ereilt hatte. In den vergangenen drei Jahren war sie hin- und hergerissen gewesen zwischen Verzweiflung und Hoffnung, zwischen Verdammnis und Erlösung und hatte sich gefragt, wo sie wohl enden würde.

    Sie hätte Charlie gerne gesagt: Es ist nicht deine Schuld. Du konntest es nicht verhindern. Das war mein ganz persönlicher Kampf. Du bist da nur hineingeraten. Es ist nicht deine Schuld .
    Sie hätte den Truth-Hunter -Leuten gerne gesagt: Tut mir leid, dass ich nicht die Wahrheit gesagt habe. Ich habe euer Leiden unnötig verlängert mit meinem Egoismus, meiner Gier und meinem Narzissmus.
    Sie hätte der Welt gerne gesagt: Ich bin nicht diese Person, für die ihr mich haltet. Ehrlich, das bin nicht ich, bin nicht ich …
    Und dann, im letzten Moment, dämmerte es ihr.
    Es ging hier nicht um sie.
    Es ging um die Familie bei dieser Adresse.
    Sie musste Charlie das mitteilen, sie musste es ihm sagen, denn Charlie war der Einzige, der etwas dagegen unternehmen konnte …
    Rette sie , versuchte sie mühevoll mit ihrem Mund hervorzubringen; sie gab sich größte Mühe, ihren Kiefer zu bewegen und mit den Lippen diese Worte zu formen — einen letzten Dialogsatz, ihr letzter Auftritt, Gott, bitte, mach, dass Charlie versteht, was ich ihm sagen will …
    Rette sie.
     
    Sie pressten weiter seine Hände hinunter, bis ihr Körper sich nicht mehr rührte. Eine der behandschuhten Hände ließ ihn los, um an ihrem Gelenk den Puls zu fühlen, dann fuhr sie über ihre Augenlider, drückte sie zu. Die Männer führten Hardie in die Zimmerecke zurück und setzten ihn auf den Boden. Dabei piekte etwas Spitzes in seine Pobacke,
doch darum musste er sich wohl am wenigsten Sorgen machen. Der größere der beiden Männer zog eine Spritze aus einem Etui. Und jetzt erkannte Hardie ihn. Es war der zweite Eindringling von heute Morgen, derjenige, der ihn mit dem Elektroschocker attackiert hatte und dann rückwärts aus Lowenbrucks Haus gekrabbelt war. Der große, brutale Bursche, den er, wie er glaubte, den Berg hinuntergestoßen hatte. Der bemerkte, wie Hardie die Spritze beäugte.
    »Keine Angst, Kumpel. Wir werden dich nicht töten.«
    »O nein«, sagte Hardies barbusige Freundin. »Schließlich bist du Chuck der Unverwundbare. Ich schätze, was dich betrifft, haben wir unsere Lektion gelernt. Nein, wir haben anderes mit dir vor.«
    Hardie versuchte mit aller Kraft, seinen Mund zu bewegen. Er dachte, er schaffte es, ein paar Silben hervorzustoßen —
    » Ich … Ich werde …«
    – doch er war sich nicht sicher, bis seine barbusige Freundin etwas erwiderte.
    »Du wirst was? Du wirst reden — ist es das? Worüber? Wo sind deine Beweise? Du hast nichts in den Händen, Charlie. Absolut nichts.«
    Sie nickte kurz. Und der groß gewachsene Bursche stach Hardie mit der Nadel in den Arm, doch der spürte nichts davon. Er spürte sowieso kaum noch etwas, außer vielleicht den glühenden Klumpen Wut in seinem Gehirn.
    »Das ist nur, damit du dich gut fühlst«, sagte der groß gewachsene Bursche. Und bevor du die Klappe aufreißt«, fuhr Hardies barbusige Freundin fort, »würde ich lieber an Kendra und Charlie jr. denken.«

     
    Während er in einen Zustand völliger Reglosigkeit verfiel, konnte Hardie nicht aufhören, Lanes leblosen Körper anzustarren. Sie hatte die Lider immer noch leicht geöffnet. Und ein Auge auf ihn gerichtet. Das, dem er einen Schlag verpasst hatte. Und warf ihm einen leeren, anklagenden Blick zu. Warum hast du mich nicht gerettet? Was hast du die letzten drei Jahre gemacht, außer Platz wegzunehmen, die Luft anderer Menschen zu atmen und natürliche Ressourcen zu verbrauchen? Du hast es nicht nur nicht geschafft, die Familie deines Partners zu retten — du bist schuld, dass sie getötet wurden. Und bei mir war es noch schlimmer. Du hast mich eigenhändig getötet.
    Bist du jetzt glücklich, Charlie?
    Bist du glücklich, dass du das alles zugelassen hast?
     
    O’Neal ließ ein letztes Mal seinen Blick durchs Hotelzimmer wandern. Sie hatten nicht eine Stofffaser zurückgelassen, nicht die geringste Spur. Das hier war vertrautes Terrain — er hatte Dutzende Einsätze in Hotels

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