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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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Benzodiazepin – Zoloft stand zur Auswahl, steuerfrei mit US-Aufklebern –, um die Amphetaminschatten aufzuhellen. Um schön locker zu bleiben.
    Er schluckte die Pillen mit dem Rest seines Kaffees und schaltete auf Kanal C.
    » Oh Gott, oh Gott, oh Gott, oh Goooooooott   … «
    Wieder seufzte er, absolut unerregt. Melanie in Zimmer 3 täuschte ihre Orgasmen immer am gottesfürchtigsten vor.
    Vermutlich hätte er diesen traurigen, zwielichtigen kleinen Auftrag zu jedem anderen Zeitpunkt als Quell schuldbewusster Erregung empfunden. Aber nach einer Woche, in der er verdrießlich zwischen Schmatzlauten, Gekreisch, Grunzen, Gottesanrufungen und vereinzelten unprofessionellen Mösenfürzen hin und her geschaltet hatte, war er in einen bedauerlichen Zustand von Abgestumpftheit verfallen.
    Außerdem gab es in dieser Nacht einen weiteren Stolperstein für seine Libido, der in diesem Augenblick in einer Zigarettenrauchwolke auf dem Beifahrersitz lümmelte, sich ein weiteres Bier griff und mit zusammengekniffenen Augen zur schmucklosen Terrasse auf der gegenüberliegenden Straßenseite spähte.
    »Sieht für mich nich’ wie ’n richtiger Puff aus«, meinte er leicht lallend.
    Shaper, der schon sein Leben lang Pissoirs ohne Trennwände mied, gehörte nicht zu der Sorte von Kerlen, die in männlicher Gesellschaft unbeschwert geil werden konnten. Schon gar nicht, wenn die besagte Gesellschaft eins achtundneunzig groß war, pures Testosteron ausschwitzte und angeblich wie ein Elefant bestückt war.
    »Sei nicht albern, Vince«, murmelte er. »Wie soll ein Puff schon aussehen?«
    Vince – zu groß, zu breit und zu besoffen, um mehr zu tun, als einen gewaltigen Satz aufgeschürfter Knöchel zum Fenster hinauszuschwenken – unterdrückte ein Rülpsen. »Ich dachte bloß … na ja, du weißt schon. Offensichtlicher.«
    »Rote Lichter, Neonreklame, Titten an den Fenstern?«
    »Na ja …«
    »Wir sind hier nicht im verfluchten Amsterdam, Kumpel. Bei uns ist Diskretion gefragt.«
    Melanie wählte mit untrüglicher Präzision just diesen Moment, um zu explodieren – mit einem schrillen, flugsaurierähnlichen Aufschrei, der das Quietschen der Bettfedern überlagerte. Shaper musste die Kopfhörer von den Ohren ziehen und ignorierte Vinces Grinsen.
    »Diskret«, sagte der Schläger. »Genau.«
    Vince war Shapers bester Freund – was in ihrem Fall bedeutete, dass sie gegenseitig ihre Gesellschaft länger als die der meisten anderen ertrugen. Und trotz des ersten Eindrucks, den Vince unweigerlich vermittelte, verkörperte er einen der interessantesten Menschen, die Shaper kannte. Gut, der Mann ging verschiedensten miteinander verwandten Gelegenheitsjobs nach, für die er stets bar auf die Kralle bezahlt wurde und zu denen in der Regel gehörte, dass er auf Menschen eindrosch, bis ihm jemand sagte, dass er aufhören solle. Und doch wusste er beispielsweise aus unerfindlichem Grund unheimlich viel über edle Weine. Erlas Literatur von toten Schriftstellern, von denen Shaper noch nie gehört hatte. Außerdem war er erklärtermaßen schwul, in Wirklichkeit jedoch – und seit seinem aktuellsten Freund insgeheim – bi. Er hatte eine sonderbare Phobie gegen Tomaten und behauptete, ihre Beschaffenheit erinnere ihn an Babyhaut. Vince war ein Mensch mit mehr überraschenden, unerklärlichen Facetten, als sie irgendjemandem zustanden; nur war er eben auch ein bezahlter Schläger, der Beine für fünfhundert Ocken das Stück brach. Wahrscheinlich entschuldigte er sich hinterher sogar dafür.
    Auf seine chaotische und widersprüchliche Weise stellte Vince den Inbegriff eines Vertreters der konfusen Welt dar, in der Shaper schon lebte, so lange er zurückdenken konnte. Und Shaper merkte dem Mann an, dass er im Augenblick unerträglich gelangweilt war.
    Damit ging automatisch einher, dass er betrunken, anfällig für Rülpsen und Furzen und reizbar war. Es hatte schon seinen Grund, warum Shaper ihn noch nie zuvor zu einem Auftrag mitgenommen hatte.
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stahlen sich zwei Gestalten, auf deren fast kahlen Schädeln sich der Lampenschein wie auf blassen Eiern spiegelte, aus dem Lichtkegel einer Tür und eilten davon. Eine dritte Gestalt traf gerade ein, ein gebrechlicher Mann, der sich über einen Stock gebeugt ins Haus schleppte und aus dem Licht verschwand. Die zierliche Mrs. Swanson geriet in Sicht, um die Tür zu schließen. Ihre dick umrandete Brille beschlug in der Kälte, und sie musste sich

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