Der blaue Mond
Lokal - und ein toller Abend ist garantiert!«
Ich schüttele den Kopf und verdrehe die Augen, die einzige Antwort, die er von mir bekommen wird.
Doch Roman gibt nicht auf. »Ach, komm schon, Ever. Gib mir eine Chance, und überleg's dir noch mal. Du kannst jederzeit nach Hause gehen, großes Pfadfinderehrenwort. Hey, am besten machen wir gleich ein sogenanntes sicheres Wort aus. Du weißt schon, wenn du irgendwann das Gefühl hast, dass sich die Sache allzu weit von deiner Behaglichkeitszone entfernt hat, sagst du einfach das sichere Wort, dann ist alles sofort beendet, und keiner von uns wird es je wieder erwähnen.« Er stößt die Limodose beiseite und schiebt seine Hände auf meine zu, wobei seine Fingerspitzen so nahe kommen, dass ich meine Hände wegreiße. »Komm schon, gib ein bisschen nach, ja? Wie kannst du ein solches Angebot ablehnen?«
Seine Stimme ist tief und einschmeichelnd, und er sieht mir weiterhin direkt in die Augen, doch ich rolle nur weiter meinen Apfel hin und her und sehe zu, wie dabei sein Fleisch durch die Schale quillt.
»Ich verspreche, es wird ganz anders als diese miesen Dates, zu denen dich dieser Wichser Damen wahrscheinlich ausführt. Zuerst einmal würde ich ein so hübsches Mädchen wie dich niemals mutterseelenallein auf dem Parkplatz stehen lassen.« Er sieht mich an, und ein Lächeln umspielt seine Lippen, als er weiterspricht. »Ja, gut, ich schätze, ich habe ein hübsches Mädchen wie dich mutterseelenallein gelassen, aber nur weil ich deine Bitte respektiert habe. Siehst du? Ich habe schon bewiesen, dass ich dir zu Diensten stehe, bereit, jeden deiner Wünsche sofort zu erfüllen.«
»Was ist eigentlich los mit dir?«, frage ich schließlich und blicke in seine blauen Augen, ohne zu blinzeln oder wegzusehen. Wenn er mich doch bloß in Ruhe lassen und sich wieder an den einzigen anderen Lunchtisch in dieser Schule setzen würde, den Tisch, an dem jeder außer mir willkommen ist. »Ich meine, muss dich wirklicherer mögen? Geht es darum? Und falls ja, findest du nicht, dass das auf ein ganz klein wenig Unsicherheit schließen lässt?«
Er lacht. Und zwar aus vollem Hals. Nachdem er sich endlich wieder beruhigt hat, schüttelt er den Kopf und sagt: »Nein, natürlich nicht jeder. Obwohl ich zugeben muss, dass es meistens der Fall ist. Was soll ich sagen? Ich bin eben ein sympathischer Typ. Die meisten Leute finden mich ziemlich nett.«
Ich habe dieses Spiel satt und will die Sache beenden. »Tja, es tut mir ja leid, dass ich dir das sagen muss, aber du wirst mich leider unter die ganz, ganz wenigen zählen müssen, die von deinem Charme nicht im Geringsten beeindruckt sind. Aber tu uns bitte beiden einen Gefallen und betrachte das nicht als Herausforderung, und versuch nicht, meine Meinung zu ändern. Warum gehst du nicht an deinen Tisch zurück und lässt mich in Ruhe? Ich meine, warum erst alle zusammenbringen, wenn du den Spaß dann nicht auskostest?«
Er sieht mich an, lächelt und schüttelt den Kopf, während er von der Bank rutscht. Ohne mich aus den Augen zu lassen, antwortet er mir. »Ever, du bist eine absolut scharfe Braut. Ganz im Ernst. Und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, du versuchst absichtlich, mich in den Wahnsinn zu treiben.«
Ich verdrehe die Augen und sehe weg.
»Aber da ich deine Geduld nicht überstrapazieren will und durchaus kapiere, wann ich gesagt kriege, dass ich mich verziehen soll, werd ich wohl einfach ...« Er zeigt mit dem Daumen zu dem Tisch, an dem die ganze Schule sitzt. »Falls du es dir aber anders überlegst und dich zu mir setzen willst, kann ich die anderen sicher dazu überreden, dir Platz zu machen.«
Ich schüttele den Kopf und wedele ihn davon. Meine Kehle ist heiß und wie zugeschnürt, und ich bin außer Stande zu sprechen, da ich weiß, dass ich entgegen allem Anschein diese Runde nicht gewonnen habe - eher im Gegenteil.
»Ach, und ich dachte, du willst die vielleicht wiederhaben«, sagt er und stellt meine Schuhe auf den Tisch, als wären die Riemchensandaletten aus Schlangenlederimitat eine Art Friedensangebot. »Nur keine Sorge, du brauchst dich nicht bei mir zu bedanken.« Er lacht und dreht sich noch einmal um. »Aber vielleicht lässt du ein bisschen Gnade mit deinem Apfel walten, du drehst ihn ja regelrecht durch den Wolf.«
Ich drücke fester zu und beobachte, wie Roman direkt zu Haven geht, ihr mit einem Finger am Hals entlangfährt und seine Lippen an ihr Ohr presst. Das veranlasst
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