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Der blaue Mond

Der blaue Mond

Titel: Der blaue Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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als Damen etwas sagen will, kommt Mr. Robins herein. »Allesamt hinsetzen!«, ruft er. »Ich will euch alle auf euren Plätzen sehen!«
    Und so zeige ich auf unsere Bänke und sage: »Bitte nach dir.«
    Ich folge ihm und muss den Wunsch unterdrücken, ihn an der Schulter zu packen, ihn umzudrehen und ihn zu zwingen, mir in die Augen zu sehen, während ich schreie: Warum hast du mich verlassen? Was zum Teufel ist mit dir passiert? Wie konntest du das tun - noch dazu ausgerechnet an diesem Abend?
    Doch ich weiß, dass sich diese Art von direkter Konfrontation lediglich gegen mich selbst richten wird und ich, wenn ich überhaupt irgendetwas erreichen will, cool, ruhig und gefasst bleiben muss.
    Ich werfe meine Tasche auf den Boden und lege Buch, Heft und Stift auf den Tisch. Dann lächele ich ihn an, als wäre ich nur eine gute Bekannte, die einen kleinen Montagmorgenschwatz halten will, und frage: »Und, was hast du dieses Wochenende gemacht?«
    Er zuckt die Achseln und lässt den Blick über mich schweifen, ehe er mir in die Augen sieht. Es dauert einen Moment, bis ich begreife, dass die schrecklichen Gedanken, die ich höre, direkt aus seinem Kopf kommen.
    Also, wenn ich schon eine Stalkerin am Hals haben muss, dann sieht sie wenigstens scharf aus, denkt er, während sich seine Brauen zusammenziehen und ich ganz automatisch nach meinem iPod angele, um ihn auszublenden. Doch ich weiß, ich kann es nicht riskieren, irgendetwas Wichtiges zu überhören, ganz egal, wie weh es tut. Außerdem hatte ich bisher noch nie Zugang zu Damens Geist, konnte noch nie hören, was er denkt. Jetzt, da ich es kann, weiß ich nicht mehr, ob ich es will.
    Er verzieht den Mund, kneift die Augen zusammen und denkt: Schade, dass sie komplett durchgeknallt ist - da lohnt sich das Risiko echt nicht, sie mal flachzulegen.
    Das Gift seiner Worte ist wie ein Dorn in meiner Brust. Ich bin so verblüfft von seiner beiläufigen Grausamkeit, dass ich vergesse, dass er sie nicht laut ausgesprochen hat. »Wie bitte?«, kreische ich. »Was hast du gerade gesagt?«
    Augenblicklich drehen sich alle meine Klassenkameraden um und starren uns an. Sie haben Mitleid mit Damen, weil er neben mir sitzen muss.
    »Alles in Ordnung?«, fragt Mr. Robins und blickt zwischen uns hin und her.
    Ich sitze völlig sprachlos da, und mir bleibt fast das Herz stehen, als Damen zu Mr. Robins aufblickt und sagt: »Bei mir schon. Aber sie ist nicht ganz dicht.«
     

ACHTZEHN
    Ich bin ihm gefolgt, und ich schäme mich nicht, das zuzugeben. Ich musste einfach. Er hat mir keine andere Wahl gelassen. Ich meine, wenn Damen mir unbedingt aus dem Weg gehen will, ist Überwachung meine einzige Chance.
    Und so bin ich ihm nach der Englischstunde gefolgt und habe nach der zweiten Stunde auf ihn gewartet, genau wie nach der dritten und der vierten. Dabei bin ich stets im Hintergrund geblieben und habe ihn nur von Weitem beobachtet, während ich wünschte, ich hätte zugelassen, dass er in alle meine Stunden überwechselt, wie er es ursprünglich wollte. Aber weil mir das zu gruselig, zu abhängig voneinander vorkam, habe ich ihn nicht gelassen. Deshalb bin ich jetzt gezwungen, vor der Tür seines Klassenzimmers herumzulungern und sowohl seine Gespräche als auch die Gedanken in seinem Kopf zu belauschen - Gedanken, die, wie ich zu meinem Entsetzen berichten muss, deprimierend eitel, narzisstisch und oberflächlich sind.
    Doch das ist nicht der echte Damen, davon bin ich überzeugt. Nicht dass ich glaube, er wäre ein manifestiertet Damen, denn die halten sich ja nie länger als ein paar Minuten. Was ich meine, ist, dass irgendetwas mit ihm passiert ist. Etwas Schwerwiegendes, das ihn denken und handeln lässt wie - na ja, wie die meisten Jungen an dieser Schule. Denn selbst wenn ich bisher keinen Zugang zu seinen Gedanken hatte, weiß ich einfach, dass er früher nicht so gedacht hat. Und er hat sich auch nicht so verhalten. Nein, dieser Damen ist ein komplett neues Wesen, bei dem nur das Äußere vertraut scheint, während das Innere völlig anders ist.
    Ich gehe zum Lunchtisch und wappne mich gegen das, was mich dort erwartet. Doch erst als ich meine Lunchtüte aufgezogen und den Apfel an meinem Ärmel poliert habe, begreife ich, dass ich nicht etwa deshalb allein bin, weil ich zu früh dran bin, sondern weil mich alle anderen ebenfalls verlassen haben. Ich blicke auf und höre Damens vertrautes Lachen, nur um ihn umringt von Stacia, Honor und Craig zu sehen zusammen mit den anderen

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