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Der blaue Mond

Der blaue Mond

Titel: Der blaue Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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Kopf, und so trete ich beiseite und gehe ihr aus dem Weg.
    »O Ever - das tut mir ja so leid! Ich wusste nicht...«, sagt sie, während ihre Hände hilflos seitlich herabhängen, da sie nicht weiß, was sie mit ihnen anfangen soll, jetzt, da ich mich von ihr entfernt habe.
    Ich nicke und habe ein schlechtes Gewissen, weil ich mich wie üblich so kalt und distanziert gebe. Ich wünschte, ich könnte ihr erklären, dass ich den Körperkontakt nicht riskieren kann, da es mir zu gefährlich ist, ihre Geheimnisse zu erfahren. Dass mich das bloß aufwühlt und mir Bilder liefert, die mich nichts angehen. Ich meine, ich komme schon kaum mit meinen eigenen Geheimnissen klar, also bin ich alles andere als scharf darauf, auch noch ihre mit in den Topf zu werfen.
    »Es ... Es ging ziemlich schnell«, sage ich, da ich weiß, dass sie keine Ruhe geben wird, bis sie ein bisschen mehr
    aus mir herausgeholt hat. »Ich meine, es ist einfach irgendwie passiert ... und, ach, ich weiß eigentlich gar nicht, was ich sagen soll.«
    »Ich bin da, falls du jemanden zum Reden brauchst.«
    »Ich kann noch nicht darüber reden. Es ist... Es ist noch zu frisch, und ich muss mir erst über alles klar werden. Vielleicht später.« Ich zucke die Achseln und hoffe, dass zu dem »späteren« Zeitpunkt Damen und ich wieder zusammen sein werden und die ganze Angelegenheit geklärt ist.
     

ZWANZIG
    Als ich bei Miles eintreffe, bin ich ein bisschen nervös, da ich keine Ahnung habe, was mich erwartet. Doch sowie ich ihn draußen auf der Veranda sitzen sehe, stoße ich einen kleinen Seufzer der Erleichterung aus, denn nun weiß ich, dass alles doch nicht ganz so schlimm ist, wie ich befürchtet habe.
    Ich halte vor seiner Einfahrt an, lasse das Fenster herunter und rufe: »Hey, Miles, steig ein!«
    Er sieht von seinem Handy auf, schüttelt den Kopf und sagt: »Sorry, ich dachte, ich hätte dir gesagt, dass ich mit Craig fahre.«
    Mir bleibt der Mund offen stehen, und mein Lächeln erstarrt, als ich seine Worte in Gedanken noch einmal ablaufen lasse.
    Craig? Honors Freund Craig? Der sexuell verwirrte Neandertaler-Athlet, von dessen wahren Vorlieben ich  erfahren habe, als ich seine Gedanken belauscht habe? Der Typ, der quasi dafür lebt, sich über Miles lustig zu machen, weil er sich dann »sicher« sein kann - dass er keiner von »denen« ist?
    Dieser Craig?
    »Seit wann bist du mit Craig befreundet?«, frage ich, schüttele den Kopf und blinzele ihn an.
    Miles erhebt sich widerwillig und kommt zu mir herüber. Er unterbricht seine Simserei nur für ein kurzes Statement. »Seit ich beschlossen habe aufzuwachen, mich zu entfalten und meinen Horizont zu erweitern. Vielleicht solltest du das auch mal versuchen. Er ist ziemlich cool, wenn man ihn besser kennt.«
    Ich sehe zu, wie sich seine Daumen wieder an die Arbeit machen, während ich versuche, seine Worte zu verarbeiten. Ich fühle mich, als wäre ich in einem verrückten, absurden Paralleluniversum gelandet, in dem Cheerleader mit Gothics plaudern und Sportfanatiker mit Theaterfreaks. Ein dermaßen unnatürlicher Ort, dass es ihn in Wirklichkeit gar nicht geben kann.
    Außer dass es ihn gibt. An einer Schule namens Bay View High.
    »Sprichst du vom selben Craig, der dich eine Schwuchtel genannt und dir am ersten Tag den Arm umgedreht hat?«
    Miles zuckt die Achseln. »Menschen ändern sich.«
    Ach was. Genau das tun sie nämlich nicht.
    Oder zumindest nicht so massiv innerhalb eines einzigen Tages, es sei denn, sie haben einen sehr triftigen Grund dafür - es sei denn, ein Außenstehender, jemand hinter den Kulissen, veranlasst sie dazu, zieht sozusagen die Fäden. Manipuliert sie gegen ihren Willen und lässt sie Dinge tun und sagen, die ihrem wahren Wesen komplett widersprechen - alles ohne ihre Erlaubnis und ohne dass es ihnen überhaupt bewusst ist.
    »Sony, ich dachte, ich hätte es dir gesagt, aber ich war wohl zu beschäftigt. Du brauchst übrigens nicht mehr zu kommen, ich bin versorgt«, sagt er und beendet unsere Freundschaft mit einem Schulterzucken, als wäre sie nicht bedeutender als eine Mitfahrgelegenheit zur Schule.
    Ich schlucke schwer und unterdrücke den Drang, ihn bei den Schultern zu packen und zu verlangen, dass er mir erklärt, was los ist, warum er sich so benimmt, warum sich alle so benehmen und warum sie sich alle einmütig gegen mich gestellt haben.
    Doch ich verkneife es mir. Irgendwie schaffe ich es, mich zu beherrschen. Vor allem weil ich den schrecklichen Verdacht

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