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Der blaue Mond

Der blaue Mond

Titel: Der blaue Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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die richtige Größe ist. Anscheinend hast du gerade einen Wachstumsschub.« Sie zuckt die Achseln. »Aber du bist ja erst sechzehn, da ist es wohl noch nicht zu spät dafür.«
    Erst sechzehn, aber verdammt nah an siebzehn, denke ich und sehne mich nach dem Tag, an dem ich achtzehn werde, mit der Schule fertig bin und allein irgendwohin ziehe, wo ich mit meinen gruseligen Geheimnissen allein sein kann, während Sabine ihr gewohntes Leben wieder aufnehmen kann. Ich habe ohnehin keine Ahnung, wie ich ihr ihre Freundlichkeit je vergelten kann, und jetzt steht auch noch eine überteuerte Jeans auf der Rechnung.
    »Ich war mit fünfzehn ausgewachsen, doch es sieht so aus, als würdest du wesentlich größer werden als ich«, sagt sie lächelnd und reicht mir eine Handvoll Löffel.
    Ich lächele matt und frage mich, wie groß ich wohl werde. Hoffentlich verwandele ich mich nicht in eine groteske Riesin wie irgendein Covergirl von Ripley's Believe it or Not! Im Laufe eines Tages acht Zentimeter größer zu werden ist kein normales Wachstum - ganz im Gegenteil.
    Doch jetzt, da sie es erwähnt, fällt mir außerdem auf, wie schnell meine Nägel mittlerweile wachsen, sodass ich sie beinahe jeden Tag schneiden muss, und dass mein Pony schon bis übers Kinn geht, obwohl ich ihn erst seit ein paar Wochen wachsen lasse. Ganz zu schweigen davon, dass das Blau meiner Augen intensiver zu werden scheint, während meine leicht schiefen Schneidezähne gerade geworden sind. Und ganz egal, wie schlecht ich sie auch behandele, wie unregelmäßig ich sie reinige, meine Gesichtshaut bleibt klar, rein und völlig makellos.
    Und jetzt bin ich seit dem Frühstück auch noch acht Zentimeter gewachsen?
    Das kann nur an einem liegen - dem Unsterblichkeitssaft, den ich getrunken habe. Ich meine, obwohl ich schon ein gutes halbes Jahr unsterblich bin, hat sich im Grunde nichts groß verändert (na ja, abgesehen davon, dass jede Verletzung auf der Stelle verheilt), bis ich begonnen habe, den Saft zu trinken. Doch jetzt hat es den Anschein, als würden alle meine positiven körperlichen Eigenschaften größer und schöner, während die eher unvorteilhaften verschwinden.
    Und während ich mich einerseits darüber freue und gespannt darauf bin, was mich noch erwartet, drängt sich mir andererseits der Gedanke auf, dass ich mein volles unsterbliches Potenzial gerade rechtzeitig entfalte, um den Rest der Ewigkeit allein zu verbringen.
    »Das muss der Saft sein, den du ständig trinkst«, lacht Sabine. »Vielleicht sollte ich den auch mal probieren. Ich hätte nichts dagegen, endlich ohne Highheels über eins zweiundsechzig zu kommen!«
    »Nein!«, sage ich, wobei mir die Worte aus dem Mund schießen, ehe ich sie zurückhalten kann, obwohl ich weiß, dass das ihr Interesse bloß weiter entfachen wird.
    Sie sieht mich an, die Brauen zusammengekniffen und den feuchten Schwamm noch in der Hand.
    »Ich meine, der schmeckt dir garantiert nicht. Wahrscheinlich fändest du ihn total eklig. Ehrlich, er schmeckt ganz schön seltsam.« Ich ringe um eine gelassene Miene, da ich mir nicht anmerken lassen will, dass mich ihre Äußerung komplett verstört hat.
    »Tja, aber das weiß ich erst, wenn ich ihn probiert habe, oder?«, sagt sie, ohne den Blick von mir zu wenden. »Wo kriegst du das Zeug eigentlich her? Ich habe es noch nie in einem Laden entdeckt. Und ein Etikett habe ich auch noch nie gesehen. Wie heißt es überhaupt?«
    »Ich bekomme den Saft von Damen«, sage ich und genieße das Gefühl seines Namens auf meinen Lippen, auch wenn das nicht dazu beiträgt, die Leere zu füllen, die seine Abwesenheit hinterlassen hat.
    »Tja, dann bitte ihn doch, mir auch welchen zu besorgen, ja?«
    Sowie sie es ausgesprochen hat, weiß ich, dass es nicht mehr nur um den Saft geht. Sie möchte mich dazu bringen, mich ihr anzuvertrauen und ihr seine Abwesenheit bei der Essenseinladung am Samstagabend und in den Tagen danach zu erklären.
    Ich mache die Spülmaschine zu und wende mich ab. Dann gebe ich vor, einen Tresen abzuwischen, der schon längst sauber ist, und vermeide jeglichen Blickkontakt. »Also, das geht leider nicht. Vor allem weil ... wir ... wir gewissermaßen Pause machen«, sage ich, wobei mir peinlicherweise die Stimme bricht.
    Sie streckt die Arme nach mir aus, will mich umarmen, mich trösten, mir versichern, dass alles wieder gut wird. Und obwohl ich ihr den Rücken zuwende und sie in physikalischem Sinne nicht sehen kann, sehe ich dennoch alles in meinem

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