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Der blaue Mond

Der blaue Mond

Titel: Der blaue Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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allem, was sie mir angetan haben.« Ich schüttele den Kopf, damit sie weiß, wie weh mir das tut.
    Und obwohl ich ihre Antwort schon ein paar Sekundenbruchteile früher höre, mildert es den Tiefschlag nicht ab, als sie sagt: »Haben sie dich geschubst? Haben sie dich gestoßen oder dir ein Bein gestellt oder dich irgendwie dazu gebracht, auf diesen BH-Ständer zu fallen? Oder hast du das ganz allein gemacht?« Mit hochgezogenen Brauen und geschürzten Lippen sieht sie mich aus schmalen Augen an. Und ich stehe da, sprachlos und stumm, während mir die Kehle dermaßen brennt, dass ich, selbst wenn ich wollte, kein Wort herausbrächte.
    »Es ist eben - sei doch nicht so verkrampft, okay?« Sie verdreht die Augen. »Sie haben es doch nur witzig gemeint. Und du wärst wesentlich glücklicher, wenn du mal lockerlassen könntest. Hör auf, dich selbst und alles um dich herum so wahnsinnig ernst zu nehmen, und lern verdammt noch mal, ein bisschen zu leben! Also, im Ernst, Ever. Denk mal drüber nach, okay?«
    Sie wendet sich ab und verschmilzt nahtlos mit den Schülermassen, die allesamt wie die Lemminge auf ihrem neuen Mittagspausenzug zu dem extra langen Tisch unterwegs sind, während ich zum Schultor rase.
    Ich meine, warum soll ich mich quälen? Warum soll ich dableiben, nur damit ich Damen mit Stacia flirten sehe und von meinen Freunden als Freak bezeichnet werde? Warum habe ich all diese übersinnlichen Fähigkeiten, wenn ich sie nicht anwende und in meinem Sinne nutze - zum Beispiel, um die Schule zu schwänzen?
    »Willst du schon weg?«
    Ich ignoriere die Stimme hinter mir und gehe weiter. Roman ist so ziemlich der letzte Mensch, mit dem ich in diesem Moment reden will.
    »Ever, hey, bleib stehen! Ich mein's ernst!« Er lacht und beschleunigt seinen Schritt, bis er direkt neben mir ist. »Wo brennt's denn?«
    Ich schließe mein Auto auf, setze mich hinein und habe die Tür schon fast zugeschlagen, als er sie mit der Hand aufhält. Und obwohl ich weiß, dass ich stärker bin, dass ich, wenn ich wirklich wollte, die Tür zuziehen und davonfahren könnte, hindert mich die Tatsache, dass ich nach wie vor nicht an meine neue unsterbliche Kraft gewöhnt bin, daran. Denn so wenig ich Roman auch leiden kann, schrecke ich doch ein bisschen davor zurück, sie so zuzudonnern, dass ich ihm dabei die Hand abschlage.
    Das spare ich mir lieber dafür auf, wenn ich es wirklich brauche.
    »Wenn du nichts dagegen hast, würde ich jetzt gern fahren.« Ich ziehe erneut an der Tür, doch er umfasst sie bloß fester. Und als ich seine belustigte Miene mit der verblüffenden Kraft seiner Finger in Zusammenhang bringe, verspüre ich ein höchst sonderbares Kribbeln im Magen, als mir klar wird, dass diese vermeintlich so zufällig auftretenden Phänomene meinen schlimmsten Verdacht bestätigen.
    Während ich beobachte, wie er die Hand hebt, um aus seiner Limodose zu trinken, entblößt er ein Handgelenk ohne jede Markierung, ohne irgendein Zeichen von einer Schlange, die ihren eigenen Schwanz frisst - das mythische Ouroboros-Symbol, das Zeichen eines bösartig gewordenen Unsterblichen -, und ich werde einfach nicht schlau aus alldem. Denn er isst und trinkt nicht nur, er hat nicht nur eine Aura und (zumindest für mich) zugängliche Gedanken, sondern er hat - so ungern ich es auch zugebe - meines Wissens keine äußerlichen Anzeichen des Bösen. Und wenn man das alles zusammennimmt, liegt auf der I land, dass mein Verdacht nicht nur paranoid ist, sondern auch noch unbegründet.
    Was heißt, dass er nicht der böswillige Zerstörer ist, für den ich ihn gehalten habe.
    Was wiederum heißt, dass er weder dafür verantwortlich ist, dass Damen mich verlassen hat, noch für Miles' und Havens Abtrünnigkeit. Nein, das würde wieder total auf mich zurückfallen.
    Und obwohl sämtliche Beweise diese Theorie unterstützen, weigere ich mich, es zu akzeptieren. Denn wenn ich ihn erneut ansehe, geht mein Puls schneller, in meinem Magen sticht es, und mich überkommt ein Gefühl von Unbehagen und Beklommenheit, das es mir unmöglich macht zu glauben, dass er einfach ein lustiger junger Typ aus England ist, der zufällig an unserer Schule gelandet ist und sich in mich verguckt hat.
    Denn eines weiß ich sicher: Alles war in Ordnung, bevor er hier auftauchte. Und seither ist nichts mehr, wie es war.
    »Du lässt die Mittagspause sausen, was?«
    Ich verdrehe die Augen. Ich meine, es ist ziemlich offensichtlich, was ich vorhabe, also verschwende ich meine

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