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Der blaue Mond

Der blaue Mond

Titel: Der blaue Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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habe, dass ich den Grund bereits weiß. Und wenn sich herausstellt, dass ich Recht habe, dann ist Miles ohnehin nicht dafür verantwortlich.
    »Okay, gut zu wissen.« Ich ringe mir ein Lächeln ab, das ich definitiv nicht fühle. »Wir sehen uns dann«, sage ich, während meine Finger gegen den Schalthebel trommeln und ich auf eine Antwort warte, die ich in absehbarer Zeit nicht bekommen werde. Ich stoße erst dann rückwärts aus Miles' Einfahrt, als Craig hinter mir vorfährt, zweimal hupt und mir bedeutet, Platz zu machen.
     
    In Englisch ist es noch schlimmer, als ich erwartet habe. Ich bin noch nicht einmal halb durchs Klassenzimmer gegangen, als mir auffällt, dass Damen mittlerweile bei Stacia sitzt.
    Und damit meine ich, dass er nicht nur bei Stacia sitzt, sondern mit ihr Händchen hält, Briefchen austauscht und tuschelt.
    Während ich wie eine Ausgestoßene allein hinten sitzen muss.
    Ich presse die Lippen zusammen, während ich mir den Weg zu meiner Bank bahne. Dabei höre ich alle meine Klassenkameraden im Chor zischen: »Freak! Pass auf, Freak! Fall nicht hin, Freak!«
    Dieselben Worte, die ich gehört habe, seit ich aus dem Auto gestiegen bin.
    Ich kann nicht behaupten, dass es mich übermäßig stören würde - bis Damen mit einstimmt. Denn in dem Moment, in dem er anfängt, zusammen mit den anderen zu lachen und zu höhnen, will ich nur noch weg. Zurück zu meinem Auto und wieder nach Hause, wo ich in Sicherheit bin.
    Doch ich gehe nicht. Ich kann nicht. Ich muss hier bleiben. Mir selbst versichern, dass es nur vorübergehend ist - dass das Schlimmste bald überstanden sein wird und völlig ausgeschlossen ist, dass ich Damen für immer verloren habe.
    Und irgendwie hilft mir das, die Sache durchzustehen. Na ja, das und Mr. Robins' Ermahnung, sie sollen still sein. Als es dann endlich klingelt und alle hinausstürmen, ruft Mr. Robins nach mir.
    »Ever? Kann ich dich kurz sprechen?«
    Abrupt bleibe ich im Türrahmen stehen.
    »Ich halte dich auch nicht lange auf.«
    Also hole ich tief Luft und stelle meinen iPod lauter, sowie ich in sein Gesicht sehe.
    Mr. Robins hat mich noch nie nach dem Unterricht dabehalten. Er ist einfach nicht der Typ, der einen dabehält, um mit einem zu reden. Außerdem habe ich die ganze Zeit gedacht, dass ich vor so etwas sicher wäre, solange ich meine Hausaufgaben mache und in Klassenarbeiten gut abschneide.
    »Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, und ich will mir hier auch nichts anmaßen, aber ich glaube wirklich, ich muss dir etwas sagen. Es geht um ...«
    Damen.
    Es geht um meinen einzig wahren Seelenfreund. Meine unsterbliche Liebe. Meinen größten Fan im Lauf der letzten vierhundert Jahre, der sich auf einmal total von mir abgestoßen fühlt.
    Und der erst heute Morgen darum gebeten hat, sich auf einen anderen Platz setzen zu dürfen.
    Weil er mich für eine Stalkerin hält.
    Und jetzt will mir Mr. Robins, mein frisch getrennt lebender, wohlmeinender Englischlehrer, der keinen blassen Schimmer von mir, von Damen oder von sonst irgendwas hat, abgesehen von muffigen alten Romanen von lange verstorbenen Autoren, erklären, wie Beziehungen funktionieren.
    Dass junge Liebe intensiv sei. Dass einem alles so unabdingbar erschiene, als wäre es das Wichtigste auf der Welt, solange es anhält - nur dass das ein Irrtum ist. Es wird noch viele andere Lieben geben, wenn ich nur loslasse. Und ich muss loslassen. Es geht nicht anders. Vor allem weil ...
    »Weil Stalking keine Lösung ist«, sagt er. »Sondern eine Straftat. Eine sehr schwere Straftat mit ernsten Konsequenzen.« Er runzelt die Stirn und hofft, er kann mir vermitteln, wie gravierend das alles ist.
    »Ich stalke ihn nicht«, sage ich und begreife zu spät, dass meine Verteidigung gegen den Stalkingvorwurf mich enorm verdächtig aussehen lässt, da ich nicht zuvor all die üblichen Fragen abgehakt habe wie: Was hat er gesagt? Warum tut er das? Was meint er damit?, wie es ein normaler Mensch tun würde. Und so muss ich schwer schlucken, als ich hinzufüge: »Mr. Robins, bei allem Respekt, ich weiß, dass Sie es gut meinen, und ich weiß nicht, was Ihnen Damen erzählt hat, aber ...«
    Ich blicke ihm in die Augen und sehe ganz genau, was ihm Damen erzählt hat: dass ich besessen von ihm bin, dass ich verrückt bin, dass ich Tag und Nacht an seinem Haus vorüber fahre, dass ich ihn unzählige Male anrufe und beängstigende, zwanghafte, peinliche Nachrichten hinterlasse - was ja teilweise zutreffen mag, aber

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