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Der blaue Mond

Der blaue Mond

Titel: Der blaue Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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zu sterben und so.« Ich sehe sie an. »Woher weißt du überhaupt davon? Bist du dort gewesen?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Ich versuche seit Jahren, einen Zugang zu finden. Und obwohl ich ihm ein paar mal nahe gekommen bin, habe ich es nie durch das Portal geschafft. Aber wenn wir unsere Energien verschmelzen, sozusagen unsere Ressourcen bündeln, könnten wir durchkommen.«
    »Das ist unmöglich«, sage ich und muss an das letzte Mal denken, als ich versucht habe, auf diese Weise hinzukommen. Selbst wenn Damen damals bereits Anzeichen von Schwäche aufwies, so ist er doch immer noch viel weiter fortgeschritten als Ava an ihrem allerbesten Tag. »Es ist nicht so einfach. Selbst wenn wir unsere Energien bündeln, bleibt es immer noch wesentlich schwieriger als du denkst.«
    Doch sie schüttelt nur den Kopf und lächelt, ehe sie aufsteht und sagt: »Aber das wissen wir erst, wenn wir es versucht haben, oder?«
     

DREIUNDZWANZIG
    Ich folge ihr einen kurzen Flur entlang und denke: Das klappt nie und nimmer.
    Ich meine, wenn ich das Portal mit Damen nicht durchschreiten konnte, wie sollte das dann mit Ava gelingen? Sie ist zwar eine ziemlich gute Hellseherin, doch sie beschränkt sich in der Ausübung ihrer Künste hauptsächlich auf Partyvorstellungen, bei denen sie den Leuten an einem Klapptisch die Karten legt und ihnen in der Hoffnung auf ein großzügiges Trinkgeld eine rosige Zukunft voraussagt.
    »Es wird nie funktionieren, wenn du nicht daran glaubst«, sagt sie und bleibt vor einer indigoblauen Tür stehen. »Du musst an den Prozess glauben. Und deshalb musst du, bevor wir hineingehen, deinen Kopf von allem Negativen befreien. Du musst alle traurigen oder unglücklichen Gedanken und alles andere abschütteln, was dich runterzieht und die Worte geht nicht beinhaltet.«
    Ich hole tief Luft und starre auf die Tür, während ich gegen den Drang ankämpfe, mit den Augen zu rollen. Toll, denke ich. Das hätte ich mir denken können. Dies ist genau die Art von Hokuspokus, mit der man sich abfinden muss, wenn man sich mit Ava einlässt.
    Doch ich sage nur: »Zerbrich dir nicht den Kopf über mich, mir geht's gut.« Dabei nicke ich auf eine Weise, von der ich hoffe, dass sie überzeugend wirkt, damit sie auf ihre übliche Zwanzig-Schritte-Meditation verzichtet oder was sie sonst für esoterischen Schmusekram im Sinn haben mag.
    Aber Ava steht nur da, die Hände auf den Hüften, und sieht mich unverwandt an. Sie lässt mich nicht hinein, bis ich einwillige, meine emotionale Last abzulegen.
    Also gehorche ich, als sie sagt: »Mach die Augen zu.« Aber nur, um die Sache zu beschleunigen.
    »Jetzt möchte ich, dass du dir lange, spindelförmige Wurzeln vorstellst, die aus deinen Fußsohlen sprießen, das Erdreich durchstoßen und sich immer weiter ausdehnen. Sie dringen tiefer und tiefer in die Erde vor, bis sie den Mittelpunkt der Erde erreicht haben und nicht mehr weiter wachsen können. Verstanden?«
    Ich nicke und male mir aus, was sie verlangt, jedoch nur, damit wir hier endlich in die Gänge kommen und nicht, weil ich daran glauben würde.
    »Jetzt hol tief Luft, hol mehrmals tief Luft, und entspann deinen ganzen Körper. Spür, wie sich deine Muskeln lockern und alle Anspannung von dir abfällt. Lass alle noch vorhandenen negativen Gedanken oder Emotionen abziehen. Vertreib sie einfach aus deinem Energiefeld, und sag ihnen, sie sollen verschwinden. Schaffst du das?«
    Ahm, wenn's sein muss, denke ich. Und dann tue ich so, als folgte ich ihren Anweisungen, und bin ziemlich erstaunt, als sich meine Muskeln tatsächlich langsam entspannen. Und ich meine, richtig entspannen. Als hätte ich nach einer langen, harten Schlacht endlich Frieden gefunden.
    Offenbar war mir gar nicht bewusst, wie verspannt ich war oder wie viel Negatives ich mit mir herumgeschleppt habe, bis Ava mich dazu gebracht hat, es loszulassen. Und obwohl ich zu so ziemlich allem bereit bin, um diesen Raum zu betreten und Sommerland näher zu kommen, muss ich zugeben, dass manches von diesem Hokuspokus-Zeug vielleicht tatsächlich funktioniert.
    »Und jetzt zieh all deine Aufmerksamkeit zusammen, und konzentriere sie auf deinen Scheitel, den obersten Punkt an deinem Kopf. Stell dir einen dicken Strahl aus reinstem weißgoldenem Licht vor, das durch diese Stelle eindringt und langsam über deinen Hals, deine Glieder und deinen Rumpf bis ganz nach unten zu deinen Füßen fließt. Fühl, wie dieses warme, wundervolle Licht jeden Teil von dir heilt, wie

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