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Der blaue Mond

Der blaue Mond

Titel: Der blaue Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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es jede einzelne Körperzelle von innen und außen überzieht, und lass jede Traurigkeit oder jeden Ärger, der noch in dir vorhanden sein mag, von dieser mächtigen Heilkraft in Liebesenergie verwandeln. Spür, wie das Licht in dir aufsteigt wie ein steter Strahl aus Helligkeit, Liebe und Vergebung ohne Anfang oder Ende. Und wenn du merkst, dass du dich leichter fühlst, wenn du dich schließlich von Grund auf gereinigt fühlst, dann mach die Augen auf und sieh mich an, aber erst wenn du so weit bist.«
    Also gehorche ich, spule das ganze Ritual ab, entschlossen, mitzumachen und zumindest so zu tun, als nähme ich diese Schritte ernst, da Ava so viel daran liegt. Und gerade als ich mir einen goldenen Strahl ausmale, der durch meinen Körper fließt, meine Zellen überzieht und so weiter, versuche ich auch zu kalkulieren, wie lange ich es hinauszögern soll, bis ich die Augen öffne, damit es nicht zu gespielt aussieht.
    Doch dann geschieht etwas Sonderbares. Auf einmal fühle ich mich leichter, glücklicher, stärker und trotz des verzweifelten Zustands, in dem ich hier angekommen bin - erfüllt.
    Und als ich die Augen öffne, sehe ich, dass sie mich anlächelt und ihr ganzer Körper von der herrlichsten violetten Aura umgeben ist, die ich je gesehen habe.
    Sie öffnet die Tür, und ich folge ihr hinein, blinzelnd und zwinkernd, da ich mich erst an die dunkelvioletten Wände dieses kleinen Zimmers gewöhnen muss, das seiner Einrichtung nach zu urteilen auch als Schrein fungiert.
    »Hältst du hier deine Sitzungen ab?«, frage ich und mustere die große Sammlung von Kristallen, Kerzen und Kultsymbolen. Sie schüttelt den Kopf, nimmt auf einem der aufwändig bestickten Sitzkissen am Boden Platz und bedeutet mir, mich auf das Kissen rechts von ihr zu setzen.
    »Die meisten Menschen, die hierher kommen, bewohnen einen sehr dunklen emotionalen Raum, deshalb kann ich nicht riskieren, sie hier hereinzulassen. Es war harte Arbeit, die Energie in diesem Raum sauber, rein und frei von aller Dunkelheit zu halten, und ich lasse niemanden eintreten, der nicht vorher seine Energie gereinigt hat, mich selbst eingeschlossen. Die Reinigungsübung, durch die ich dich gerade geführt habe, mache ich jeden Morgen gleich nach dem Aufwachen, und dann noch einmal, ehe ich diesen Raum betrete. Und ich empfehle dir, sie auch zu machen. Ich weiß, dass du das alles für Unfug gehalten hast, aber ich weiß auch, dass es dich enorm verblüfft hat, wie viel besser du dich fühlst.«
    Ich presse die Lippen aufeinander und wende den Blick ab. Mir ist bewusst, dass sie meine Gedanken nicht zu lesen braucht, um zu wissen, was ich denke. Mein Gesicht verrät mich immer - es kann nicht lügen.
    »Ich verstehe das mit dem heilenden Licht ganz gut«, sage ich und betrachte die Bambusjalousien vor den Fenstern und das Regal mit den steinernen Statuen von Gottheiten aus aller Welt. »Und ich muss zugeben, dass ich mich jetzt wirklich besser fühle. Aber worum ging es bei dieser Wurzelsache? Das kam mir irgendwie merkwürdig vor.«
    »Das nennt man Sich-erden.« Sie lächelt. »Als du vor meiner Tür gestanden hast, kam mir deine Energie sehr zersplittert vor, und das trägt dazu bei, sie zu bündeln. Ich empfehle dir, auch diese Übung täglich zu machen.«
    »Aber das hindert uns nicht daran, zum Sommerland zu gelangen, oder? Du weißt schon, indem es uns hier erdet?«
    Sie lacht. »Nein. Wenn überhaupt, dann hilft es dir, dich auf den Ort zu konzentrieren, an den du wirklich willst.«
    Ich sehe mich im Zimmer um, doch es ist so vollgestopft, dass ich gar nicht alles aufnehmen kann. »Dann ist das hier also dein Allerheiligstes?«, frage ich schließlich.
    Sie lächelt und zupft an einem losen Faden ihres Kissens. »Das ist der Ort, an dem ich bete und meditiere und versuche, die Dimensionen des Jenseits zu erreichen. Und ich habe die starke Vermutung, dass ich diesmal hinkommen werde.«
    Sie faltet die Beine zum Lotussitz und bedeutet mir, es ihr nachzutun. Zuerst fürchte ich, dass meine neuerdings so langen, schlaksigen Beine sich niemals so wie ihre biegen und verflechten lassen werden. Doch schon im nächsten Moment bin ich erstaunt darüber, wie sie ganz von selbst in die richtige Stellung zu gleiten scheinen und sich auf eine Weise übereinanderlegen, die ganz natürlich und bequem ist und keinerlei Mühe macht.
    »Fertig?«, fragt sie und sieht mich aus ihren braunen Augen an.
    Achselzuckend mustere ich meine Fußsohlen, während ich mich

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