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Der blaue Mond

Der blaue Mond

Titel: Der blaue Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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Anziehungskraft, auf die ich früher abgefahren wäre. Damals, als ich alles einfach so hingenommen habe und nur selten, wenn überhaupt, hinter die Fassade geblickt habe.
    Ich sehe zu, wie er von seinem Schokoriegel abbeißt, ehe ich den Blick wieder auf Damen richte. Beim Anblick seines hinreißenden Profils füllt sich mein Herz mit derartiger Sehnsucht, dass ich es kaum aushalte. Ich sehe ihn mit den Händen herumfuchteln, während er Stada irgendeine alberne Geschichte erzählt, obwohl ich mich wesentlich weniger für die Anekdote interessiere als für die Hände an sich, wenn ich daran denke, wie wundervoll sie sich einst auf meiner Haut angefühlt haben.
    »Aber so schön es auch ist, dass du wieder bei uns bist, frage ich mich trotzdem, was eigentlich los ist«, sagt Roman, der mich nach wie vor mustert.
    Doch ich starre nach wie vor Damen an. Beobachte, wie er Stada die Lippen auf die Wange drückt, ehe er sich um ihr Ohr herum und ihren Hals hinabarbeitet.
    »Denn auch wenn es mir natürlich schmeicheln würde, dass dich mein unschlagbar gutes Aussehen und mein Charme überwältigt haben, weiß ich es doch besser. Also sag mal, Ever, was geht ab?«
    Ich höre Roman reden, seine Stimme leiert im Hintergrund vor sich hin wie ein endloses fernes Raunen, das man leicht ignorieren kann, aber mein Blick bleibt bei Damen hängen - der Liebe meines Lebens, meinem ewigen Seelenfreund, der nicht einmal wahrnimmt, dass es mich überhaupt gibt. Mein Magen rebelliert, als er mit den Lippen über Stacias Schlüsselbein streift, ehe er zu ihrem Ohr zurückkehrt und ihr leise etwas zuflüstert. Er versucht, sie zu überreden, den restlichen Unterricht sausen zu lassen, damit sie zu ihm nach Hause fahren können ...
    Moment mal - sie zu überredend Heißt das, dass sie nicht von vornherein dazu bereit ist? Bin ich die Einzige hier, die davon ausgegangen ist, dass sie längst miteinander geschlafen haben?
    Doch gerade als ich mich auf Stacia einstellen will, um zu erfahren, was sie damit bezweckt, dass sie so tut, als wäre sie schwer zu haben, tippt mir Roman auf den Arm und sagt: »Ach, komm schon, Ever. Nicht so schüchtern. Verrat mir, was du hier willst. Sag mir, was genau dich dazu veranlasst hat.«
    Noch ehe ich antworten kann, schaut mich Stacia an und sagt: »Hey, Freak, genug geglotzt?«
    Ich sage nichts, sondern tue einfach so, als hätte ich nichts gehört, während ich mich auf Damen konzentriere. Ich weigere mich, Stacia wahrzunehmen, obwohl die beiden derart ineinander verschlungen sind, dass sie praktisch verschmelzen. Wenn er sich doch nur umdrehen und mich sehen -  mich wirklich sehen - würde, so wie früher.
    Aber als er endlich aufsieht, geht sein Blick mitten durch mich hindurch, als wäre ich mittlerweile unsichtbar.
    Wie er so durch mich hindurchschaut, werde ich stumpf und atemlos, ich erstarre und kann mich nicht mehr bewegen.
    »Ähm, hal-lo?«, ruft Stacia, so laut, dass es alle hören. »Ich meine, mal im Ernst. Können wir dir helfen? Kann dir irgendwer helfen?«
    Ich sehe Miles und Haven an, die nur ein paar Meter weit weg sitzen und die Köpfe schütteln, während sie alle beide wünschen, sie hätten nie etwas mit mir zu tun gehabt. Dann schlucke ich schwer und rufe mir in Erinnerung, dass sie nicht die Kontrolle haben, sondern dass Roman Autor, Produzent, Regisseur und Schöpfer dieser gottserbärmlichen Show ist.
    Ich fange Romans Blick auf, während mein Magen sich grollend verkrampft, als ich die Gedanken in seinem Kopf betrachte. Diesmal muss ich mich durch die oberflächliche Schicht des üblichen geistlosen Krams durchgraben, denn ich will wissen, ob dahinter noch mehr steckt als der lüsterne, nervige, zuckersüchtige Teenager, als der er sich selbst präsentiert. Das kaufe ich ihm nämlich nicht ab. Das Bild, das ich auf der Kristallscheibe gesehen habe, wo sich ein fieses, triumphierendes Grinsen über sein ganzes Gesicht zog, weist auf eine wesentlich dunklere Seite hin. Und während sein Lächeln breiter wird und sein Blick sich auf mich konzentriert, wird alles dunkel.
    Alles außer Roman und mir.
    Ich purzele durch einen Tunnel und werde immer schneller, gezogen von einer Kraft außerhalb meiner Kontrolle. Ich rutsche unkontrollierbar in den dunklen Abgrund seiner Gedanken, während Roman sorgfältig einzelne Szenen auswählt, die ich sehen soll - Damen, wie er in unserer Suite im Montage eine Party schmeißt, eine Party mit Stacia, Honor, Craig und all den anderen Leuten, die

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