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Der blaue Mond

Der blaue Mond

Titel: Der blaue Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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schüttele den Kopf. »Ich ... ähm ... hatte gewisse Schwierigkeiten«, antworte ich, während mich eine Welle der Scham überkommt, vor allem, wenn ich daran denke, dass die Schwierigkeiten weitgehend selbst gemacht waren. »Ich fürchte, ich bin wieder genau da, wo ich angefangen habe«, füge ich hinzu und fühle mich wie die schlimmste Versagerin weit und breit.
    »Vielleicht kann ich dir helfen?« Sie lächelt und drückt meinen Arm, damit ich weiß, dass sie es ehrlich meint.
    Doch ich zucke nur die Achseln und bezweifle, dass sie momentan viel machen kann.
    »Gib nicht so leicht auf«, sagt sie. »Das hier ist schließlich Sommerland. Hier ist alles möglich.«
    Ich weiß, dass sie Recht hat, doch ich weiß auch, dass zu Hause, in der normalen Welt, große Aufgaben auf mich warten. Aufgaben, die meine gesamte Aufmerksamkeit und Konzentration erfordern werden und keinerlei Ablenkungen zulassen.
    Als ich mit ihr die Treppe hinuntergehe, sehe ich sie an und sage: »Also, eines könntest du tun.«
     

SIEBENUNDZWANZIG
    Obwohl Ava noch bleiben will, nehme ich sie bei der Hand und dränge sie quasi mit sanfter Gewalt zum Gehen, da wir schon genug Zeit im Sommerland vergeudet haben und ich noch andere Dinge zu erledigen habe.
    »Verdammt!« Sie linst auf ihre Finger, als wir gerade in ihrem kleinen violetten Zimmer auf den Bodenkissen gelandet sind. »Ich hatte gehofft, dass sie sich halten.«
    Ich registriere nickend, dass die mit dicken Edelsteinen besetzten Goldringe, die sie manifestiert hatte, wieder zu ihrem gewohnten Silberschmuck geworden sind und auch weder die schicken Schuhe noch die Designer-Handtasche die Reise überlebt haben.
    »Das habe ich mich auch gefragt«, sage ich, während ich mich erhebe. »Aber du weißt, dass du das auch hier machen kannst, oder? Du kannst manifestieren, was du willst, du musst nur Geduld haben.« Ich lächele und möchte gern einen positiven Abschluss finden, indem ich die gleichen ermunternden Worte äußere wie Damen, als er mit meinem Unterricht begonnen hat - einem Unterricht, bei dem ich besser hätte aufpassen sollen, doch damals dachte ich noch, als Unsterblicher hätte man alle Zeit der Welt. Außerdem bekomme ich langsam ein schlechtes Gewissen, weil ich so hart zu ihr war. Ich meine, wer kann sich bei seinem ersten Besuch im Sommerland schon sämtlichen Versuchungen entziehen?
    »Und was jetzt?«, fragt sie, während sie mir zur Haustür folgt. »Wann reisen wir wieder hin? Ich meine, du gehst doch nächstes Mal nicht ohne mich, oder?«
    Als ich mich umdrehe und sie ansehe, erkenne ich, wie erfüllt sie von ihrem Besuch ist, und ich frage mich, ob es ein Fehler war, sie mitzunehmen. Ich weiche ihrem Blick aus und gehe zu meinem Auto. »Ich rufe dich an«, sage ich noch schnell in ihre Richtung.
     
    Am nächsten Morgen mische ich mich wie an jedem anderen Tag unter den gewohnten Schülerstrom, nur dass ich mich diesmal nicht darum bemühe, Abstand zu bewahren und mir meinen persönlichen Raum freizuhalten. Stattdessen lasse ich mich einfach treiben. Ich reagiere nicht die Bohne, wenn mich Leute streifen, obwohl ich iPod, Kapuzensweatshirt und Sonnenbrille zu Hause gelassen habe.
    Das kommt daher, dass ich mich nicht mehr auf diese alten Accessoires verlasse, die ohnehin nicht so besonders funktioniert haben. Jetzt habe ich, wo ich gehe und stehe, meine Quantenfernbedienung dabei.
    Gestern, als Ava und ich Sommerland schon verlassen wollten, habe ich sie gebeten, mir zu helfen, einen besseren Schild zu bauen. Eigentlich hätte ich sie draußen warten lassen und einfach wieder in die Halle gehen können, um eine Antwort zu bekommen, aber weil sie mir helfen wollte, dachte ich, sie könnte dabei ja auch etwas lernen, und blieb mit ihr am Fuß der Treppe stehen, wo wir beide unsere Energien darauf konzentrierten, uns einen Schild zu wünschen, der es uns gestattet (na ja, vor allem mir, denn Ava hört ja weder Gedanken, noch erfährt sie allein durch Berührung ganze Lebensgeschichten), uns nach Belieben ein- und auszuloggen. Im nächsten Moment sahen wir einander an und sagten genau im selben Sekundenbruchteil: »Eine Quantenfernbedienung!«
    Wann immer ich jetzt also die Gedanken von jemandem hören will, surfe ich einfach in sein Energiefeld und gehe auf »Auswahl«. Und wenn ich meine Ruhe haben will, drücke ich auf »stumm«. Genau wie bei meiner Fernbedienung zu Hause. Nur ist die hier unsichtbar, sodass ich sie praktisch überall mit hinnehmen kann.
    Ich

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