Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der blaue Stern

Der blaue Stern

Titel: Der blaue Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
Methoden.«
    Eindaumen lachte mit ihm. »Ich kann ein bißchen davon entbehren, wenn du etwas möchtest.«
    »Oh - nein, nicht im Dienst.« Der Eunuch lehnte sein Schwert an die Wand und kramte ein Stück Pergament aus seinem Geldgürtel. »Aber ich könnte es mir für die Freizeit aufheben.« Eindaumen gab ihm eine großzügige Prise. Ungläubig starrte der Eunuch darauf. »Schwarz - Caronne?«
    »Der beste!«
    »Und du hast so viel davon!« Er griff nicht nach seinem Schwert.
    Eindaumens freie Hand lag um den Knauf seines Degens. »Ich verkaufe es, die ganzen zwanzig Grimales.«
    »Ein Mann ohne Skrupel würde dich dafür umbringen.«
    Der Zahnlückige grinste. »Dann bin ich ja doppelt sicher vor dir!«
    Der Eunuch nickte, steckte den Krrf weg und griff wieder nach seinem Breitschwert. »Sicher vor jedem, außer einem Fremden.« Jeder im Labyrinth wußte von dem teuflischen Fluch, mit dem Eindaumen sein Leben schützte. Tötete man ihn, würde sein Mörder nie sterben, sondern in endloser Qual dahinsiechen.
    Brenne den Sternen gleich;
    Brenne, wenn sie längst erloschen sind.
    Nie den Frieden der Asche _ finden,
    außer Sicht und Hilfe
    von Menschen, Göttern und Geistern:
    Brenne bis zum Ende aller Zeit.
    Eindaumen vermutete, daß dieser Zauber nur so lange anhielt, wie der Magier, von dem er ihn hatte, selbst lebte. Doch das war von keiner so großen Bedeutung. Der Ruf Mizraiths, des Zauberers, sowie die Bedrohlichkeit des Zaubers hielten ihm Klingen fern und Gift aus seinem Wein.
    »Ich werde die Botschaft ausrichten. Und vielen Dank!«
    »Am besten, du mischst ihn mit Schnupftabak. Er ist sehr stark, weißt du.« Eindaumen öffnete einen Samtvorhang und trat in die Empfangshalle. Er grüßte einige der Frauen, die sich dort aufhielten, in weiche Schleier gewandet (Schnitt und Farbe dieser Schleier verrieten den Preis und in manchen Fällen ausgefallene Sonderleistungen), und ging auf die Straße, ins schwindende Licht des endenden Tages.
    Der Nachmittag hielt für einen, dessen Nase so fein wie groß war, einige interessante Wahrnehmungen bereit. Zunächst das Festmahl mit all den würzigen twandschen Köstlichkeiten, dann der gute, seltene Wein mit dem erregenden Hauch von Halbgift, danach das fast beißende Krrfaroma, hinterher der schlachthausgleiche Geruch beim Zerteilen, gefolgt vom modrig-schweißigen der Geheimtunnelwände, schließlich die Parfüme und das Räucherwerk in der Empfangshalle, und nun der vertraute Gestank der Straße. Während Eindaumen durch das Tor in die eigentliche Stadt spazierte, schnupperte er in den Wind, der nun aus Westen kam, das erkannte er allein schon daran, daß der ländliche Geruch aus den Viehpferchen stärker war als der Gestank von altem Urin in den Trögen der Gerber. Sogar den angenehmen Duft frischausgenommenen Fisches roch er heraus, so wie andere ein Wispern aus einer durcheinanderrufenden Menge herauszuhören vermögen. Es gab wahrhaftig wenige Nasen, die so etwas vermochten. Wie gewöhnlich genoß er diese ersten paar Minuten innerhalb der Stadtmauern, ehe der Gestank selbst seine Nase abstumpfte.
    Die meisten Stände auf dem Bauernmarkt waren jetzt geschlossen, aber er konnte trotzdem noch für zwei Kupfermünzen eine frische Melone erstehen, die er auf dem Weg in den Basar schälte. Die Packung Krrf trug er unauffällig unter dem Arm.
    Er feilschte eine Weile mit einem Kupferschmied, der noch neu im Basar war, um zwei Lampen als Ersatz für die, die in der vergangenen Nacht aus dem Einhorn gestohlen worden waren. Eine Zeitlang schaute er den Gauklern zu, dann machte er seine Runde bei den Weinhändlern, um sich nach den Preisen für die nächste Lieferung zu erkundigen. Er bestellte ein Faß Salzfleisch, gleich in mundgroße Happen zerteilt, das noch an diesem Abend geliefert werden sollte. Dann ging er in die Söldnergildenhalle, um sich nach einem neuen Wächter umzusehen, der nüchterner bleiben würde als der bisherige, der den Diebstahl der Lampen nicht einmal bemerkt hatte. Danach spazierte er zum Breitenweg, wo er ein frühes Abendessen zu sich nahm, bestehend aus rohem Fisch und in Öl gebackenen Krabben.
    Wie der Eunuch schon festgestellt hatte: Von den ansässigen Bewohnern des Labyrinths hatte Eindaumen nichts zu befürchten. Unholde, die zum Spaß Kinder zerstückelten (ein Zeitvertreib, der seit der Einführung absolut unfehlbarer pflanzlicher Abtreibungsmittel immer seltener wurde) lüpften ehrerbietig den Hut oder gingen ihm aus dem Weg.

Weitere Kostenlose Bücher