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Der blaue Tod

Der blaue Tod

Titel: Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Meyn
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Arbeit. Ihre Hände wirkten jedoch gepflegt, und auch ihre Zähne waren auffallend schön.
    «Ich danke Ihnen für Ihre Nachsicht», begann Sören und lächelte die Frau freundlich an.
    Ein verschmitztes Lächeln war die Antwort.
    «Was führt Sie zu mir?», fragte Sören.
    «Es geht um Marten Steen», erwiderte die Frau.
    «Marten Steen, Marten Steen? Helfen Sie mir auf die Sprünge!»
    «Die ganze Hamburger Polizei ist ihm doch auf den Fersen. Er soll den Wirt von der ‹Möwe› erstochen haben. Aber er war’s nicht, ganz bestimmt nicht.»
    Sören erinnerte sich. Dass der Wirt einer Hafenschänkeerstochen worden war, hatte er in der Zeitung gelesen. Der Name des mutmaßlichen Täters war ihm natürlich nicht geläufig. «Und warum sind Sie sich da so sicher?»
    «Er würde so etwas nie tun», antwortete die Frau und schüttelte energisch den Kopf, dass ihre Zöpfe hin und her flogen. «Der kann doch keiner Fliege was zuleide tun.»
    «Sie kennen diesen Steen also näher?»
    Sie nickte. «Wir sind verlobt.»
    «Hat er Ihnen gesagt, dass er es nicht war?»
    Die Frau schüttelte den Kopf.
    «Wie können Sie sich dann so sicher sein?»
    «Marten war sternhagelvoll in der Nacht, als es geschah. Sie haben ihn nach Hause gebracht. Er konnte nicht mal mehr laufen. Er erinnert sich an gar nix mehr.»
    «Wer sind
sie

    «Zwei Kumpane von Marten. Er sagt, sie waren angeblich dabei, und sie sagen nix. Aber er soll etwas für sie tun.»
    «Augenblick mal, ganz langsam. Alles der Reihe nach. Wer sind die beiden Zeugen? Kennen Sie ihre Namen?»
    «Der eine heißt Gustav», erwiderte die Frau. «Ich habe sie kurz gesehen, als sie bei Marten waren. Zwei üble Vögel. Ganz gemeine Sorte. Ich kenne mich da aus. Die wollen ihn zu irgendwas anstiften. Irgendein krummes Ding.»
    Sören rieb sich nachdenklich das Kinn. «Also wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, dann klingt es ja mehr danach, als wenn die beiden Kumpane die angebliche Tat beobachtet hätten und ihren Verlobten mit ihrem Stillschweigen erpressen wollten.»
    «Ja.»
    «Aber somit wäre er ja doch der Täter?» Sören fixierte die Frau.
    «Das sagen die beiden ja nur. Sie sagen, er hätte dem Wirt im Streit sein Messer in die Brust gerammt.»
    «
Sein
Messer?»
    Die Frau machte ein unglückliches Gesicht. «…   ist seither verschwunden. – Ich weiß, ich weiß, was Sie jetzt glauben», schob sie rasch nach, «aber so war’s nicht. Er konnte sich doch nicht mal mehr auf den Beinen halten. Wie soll man denn da einen erstechen können?»
    «Ich verstehe   …» Sören erhob sich und reichte der Frau ein Taschentuch. Die Tränen, die ihr über die Wangen liefen, waren nicht zu übersehen. «Ich würde gerne mit Ihrem Verlobten sprechen», meinte Sören, nachdem sie sich das Gesicht abgetupft hatte.
    Sie blickte zu Boden. «Ich hab aber nur zwanzig Mark», sagte sie leise.
    «Über Geld machen Sie sich augenblicklich mal keine Sorgen», entgegnete Sören beruhigend. «Am gescheitesten wäre es, er würde sich selbst der Polizei stellen. Ich begleite ihn als Anwalt   … Und ich verspreche Ihnen», fügte er hinzu, «dass ich ihn auch vor Gericht vertreten werde, sollte es zu einer Anklage kommen.»
    «Das ist sehr nett von Ihnen, aber es wird kaum möglich sein.» Sie zuckte hilflos mit den Schultern. «Marten ist untergetaucht. Ich weiß nicht, wo er sich versteckt hält.»
    Sören presste die Lippen aufeinander. «Ärgerlich», meinte er schließlich. «Wo arbeitet Ihr Verlobter? Wenn er gerade nicht untergetaucht ist?»
    «Er arbeitet als Stauer im Hafen. Aber seit drei Tagen ist er nicht zur Arbeit erschienen, dabei ist er in einer Gang. Ich habe schon bei de Lüd vonne Eck gefragt.Keiner weiß, wo er steckt. Ich mach mir solche Sorgen.»
    «Ich komme nochmal zu den beiden Zeugen. Hat Ihr Verlobter gesagt, was er für die beiden tun soll?»
    «Das ist ja das Furchtbare», entgegnete die Frau. «Er hat nur Andeutungen gemacht und gesagt, es käme ja nun nicht mehr drauf an.»
    «Genaues wissen Sie nicht?»
    «Nur einen Tag hat er genannt. Am 22.   August hätte der Spuk ein Ende. Mehr weiß ich nicht, und ich hab so Angst, dass der Spuk dann vielleicht erst richtig anfängt.»
    «Und so lange will er sich versteckt halten? Wovon lebt er in der Zwischenzeit?» Sören schlug im Kalendarium die entsprechende Seite auf. Bis zum 22.   August waren es noch neun Tage. «Ich weiß nicht, wie ich Ihnen helfen kann. Die einzige Möglichkeit, die ich sehe, ist, ein

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