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Der blaue Vogel kehrt zurück

Der blaue Vogel kehrt zurück

Titel: Der blaue Vogel kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arjan Visser
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vier Gramm Kristall zurückgelassen zu haben, dass es mir selbst kaum begreiflich war. Als ich den Diamanten gefunden hatte – oder besser gesagt, als Naki ihn für mich gefunden hatte –, hatte ich sofort gewusst, was zu tun war. Dieser Moment für sich genommen war wunderbar gewesen, doch bereits kurze Zeit später hatte eine innere Unruhe an mir zu nagen begonnen. Ich hatte gehofft, sie würde sich legen, sobald ich den kostbaren Stein bei einem Händler abgegeben hätte, doch dem war nicht so. Auf der Rückreise, während der endlos langen Busfahrt von Rio nach Belo Horizonte, gaukelte ich mir vor, dass ich zur Ruhe käme, sobald der Stein Brasilien verlassen hatte. Ich vertraute darauf, dass Brander zügig und fachgerecht vorgehen würde. Seinen überstürzten Aufbruch aus den Niederlanden hatten wir mit keinem Wort erwähnt, doch ich war mir sicher, er wusste, dass er mir etwas schuldete. Er würde mich nicht noch einmal im Stich lassen.
    Als ich zurückkam, fragte Nana mich zum ersten Mal, seit wir zusammen waren, ob ich ein gutes Geschäft gemacht hätte. Ich wurde rot.
    An dem Abend, an dem ich ihr die Ohrringe schenkte, sagte ich: »Jetzt verstehst du vielleicht meine Geheimniskrämerei.«
    Sie legte den Schmuck an und baute sich herausfordernd mit gekreuzten Beinen vor mir auf.
    »Wunderschön«, sagte ich.
    »Ist das alles?«, fragte sie nach einer Weile.
    Ich zog sie an mich, doch sie entwand sich mir.
    »Sonst fährst du nie nach Rio. Hattest du diesmal mehr im Fluss gefunden?«
    »Ich habe den Rest des Steins verkauft und das Geld Seno und seiner Familie nach Amsterdam geschickt.«
    Nana sagte, das sei eine gute Tat, und sie nahm diese Worte nie zurück, auch dann nicht, als sich unser Glück in den folgenden Jahren wendete.
    Sie trat vor den Spiegel und drehte den Kopf hin und her. »Das sind meine schönsten Ohrringe.«
    Dieser Meinung war nicht nur Nana; alle machten ihr Komplimente. Die Diamanten waren wundervoll geschliffen, es brauchte kaum Licht, um sie erstrahlen zu lassen. Aber sie brachten kein Glück. Nach einer Woche entzündeten sich ihre Ohrlöcher, und dem war auch mit einer neuen Fassung – erst einer goldenen, dann einer silbernen – nicht abzuhelfen. Um sie zu trösten und mich wieder aufzubauen, sagte ich: »Bewahre sie für besondere Anlässe auf.«
    In jenen Momenten musste ich an den großen Diamanten denken, doch an anderen Tagen wollte ich nicht an ihn erinnert werden.
    Brander schickte mir, wie versprochen, die Belege für alle von ihm getätigten Transaktionen. Und in einem kurzen Begleitbrief beteuerte er, »die verehrte Dame, die fragliche Empfängerin« habe nicht erfahren, wer »ihr Gönner« sei. Zufrieden räumte ich die Papiere in die unterste Schreibtischschublade.
    Zwei oder drei Jahre später bekam ich eine Postkarte aus Amsterdam. Sie zeigte das Hotel Linda. Auf der Rückseite stand: »War auf Geschäftsreise in der Hauptstadt. Hier sieht man, wie die Begünstigte ihre Penunzen angelegt hat. Freundl. Gr., Max Brander.«

13
    Nach dem letzten Schluck Tee überlege ich, ob ich hinter den Tresen gehen und mir einfach noch ein Glas nachschenken soll, wie ich es die Stammkunden von Sal Meijer habe tun sehen, doch wie die meisten Dinge, die mit einer körperlichen Anstrengung einhergehen, muss ich auch diese Idee schnell wieder fallen lassen. Es stimmt, dass Gedanken allein einen schon ermüden können. Versuche, dir nicht mehr so viel vorzunehmen, Jonah, denk dir lieber nichts aus, was du sowieso nicht in die Tat umsetzen kannst. Hier zu sein ist aufregend genug.
    »Meneer Maurits«, sage ich, »hätten Sie eine Ingwerschnecke für mich?«
    »Soll ich sie ein bisschen warm machen?«
    Ist mir völlig egal. »Gerne. Oh, und dürfte ich Sie noch etwas fragen?«
    »Natürlich.«
    »Kennen Sie Bobby Delmonte?«
    »Delmonte … Sagt mir nichts. Wie alt?«
    »Wie ich, Ende achtzig.«
    »Nein. Tut mir leid. Aber ich frag mal Mok. Mok weiß alles.«
    Maurits geht zu dem Tisch am Fenster und spricht mit einem der Männer dort. Sie sehen alle zu mir herüber. Der Mann nickt, steht auf und schlendert wie ein Cowboy auf mich zu. »Sie suchen Bobby Delmonte?«
    »Ja.«
    »Mein Vater kannte ihn. Ein Schacherer, schmucker Bursche, immer gut gekleidet. Ich glaube, er konnte auch ganz gut boxen.«
    Ich muss ein Lachen unterdrücken. »Stimmt, das ist er.«
    »Der ist nach Israel gegangen. Gott weiß, wann. Keine Ahnung, ob er noch lebt. Gut möglich. Die waren ganz schön zäh, die

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