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Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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würde .«
    Später, als es den Kindern zu langweilig wurde, auf ein so massives Ziel zu schießen, nahm Dulnikker die hübschen Zwillinge auf den Schoß und erzählte ihnen stundenlang, was er in Äthiopien gesehen hatte, als er es jüngst besucht hatte, um Vorkehrungen für Fleischtransporte zu treffen. Als der Staatsmann die Erntetänze der Eingeborenen beschrieb, wackelte er mit den Hüften, klatschte rhythmisch in die Hände und begann sogar die Lieder der Feiernden zu summen. Die Kinder öffneten die Münder in ungezügelter Inbrunst, und ihre glänzenden Augen starrten den Staatsmann aus dem Meer der Sommersprossen in unverhüllter Ehrfurcht an.
    »Onkel«, erklärte Majdud, »ich schwöre, ich habe nie gewußt, daß du so ein Ingenieur bist!«
    Dulnikker hatte plötzlich ein seltsames Gefühl im Herzen, das ihm fast Tränen in die Augen trieb. Ein stilles Glück und das Empfinden höchsten Friedens wogte in ihm auf. >Der
    Mann, der eine ganze Generation herangezogen hatte<, hielt zum erstenmal in seinem Leben ein Kind auf dem Schoß.
    Eines Tages erlebte er eine große Überraschung. Der Infiltrator tauchte auf seinem Esel auf und übergab dem Effendi senior dessen Bestellung: drei Zeitungen, deren Seiten vergilbt vor Alter waren. Es waren amerikanische jiddische Blätter, die vor vielen Jahren veröffentlicht worden waren. Nichtsdestoweniger bezahlte Dulnikker sehr ansehnlich für sie, weil die hebräischen Buchstaben eine magische Wirkung auf ihn ausübten. Er übergab die archivreifen Blätter sofort der Obhut seines Ersten Sekretärs mit dem üblichen Befehl, freundlicherweise alles auszuschneiden, was sich direkt oder indirekt auf ihn bezog. Zev vermochte jedoch nur einen einzigen, kurzen Artikel zu finden, mit dem Titel >Forderung nach erhöhter Milchproduktion< und dem Untertitel: >Fachmann schlägt neues Melksystem vor<. Den überreichte er Dulnikker mit ernstem Ausdruck und sagte:
    »Das betrifft Sie direkt, Dulnikker.«
    Dulnikker nahm das Blatt in die Hand und studierte den Artikel gründlich.
    »Danke dir sehr.« Er gab seinem Sekretär die Zeitung zurück. »Wirklich sehr interessant. Bitte leg es ab, Zev, mein Freund, weil wir vielleicht die Möglichkeit haben, das neue System in ein paar Jahren hier anzuwenden.«
    Während Dulnikker und Zev in der Kunst des Kühehütens ermutigend schnell zu Fachleuten wurden, entwickelte sich das öffentliche Leben im Dorf selbst in nicht weniger befriedigendem Tempo. Bürgermeister de facto Hassidoff kam mit dem bäuerlichen Baumeister des Dorfes zu einem
    Übereinkommen, der das Bürgermeisterbüro sofort auf einer zentral gelegenen Stelle zu bauen begann, wenige kurze Schritte vom Wirtshaus entfernt, in Richtung Lagerhaus. Der Lastwagen der Tnuva kam mit Zementsäcken beladen an, die im Hof des Barbiers abgeladen wurden.
    Kaum waren die vier aufrecht stehenden Betonpfeiler ausgegossen worden, wurde die Fortsetzung der Bauarbeiten aus Geldmangel verschoben. Schon in diesem Frühstadium des Programms öffentlicher Bauten wurde es klar, daß die Einkünfte aus der Dreitürschranksteuer nicht für das ganze Bauprojekt, ja schlimmer noch, nicht einmal für einen kleinen Teil davon genügen würden. Angesichts des Vorhergehenden trat die Einstufungskommission zusammen und stimmte einhellig dagegen, >den zwölf Steuerzahlern keine zusätzliche einmalige Luxussteuer von sechs Pfund< aufzuerlegen.
    Die neue Anweisung wurde durch Steueraufseher Ofer Kisch und Hauptmann Mischa - Satan im Schlepptau - mit geziemender Eile durchgeführt, und am selben Abend blieb Elifas am Tisch des Staatsmannes stehen und dankte ihm mit ein paar herzlichen Worten für die rasche Entwicklung des Dorfes.
    »Nichts zu danken. Ich tue nur meine moralische Pflicht«, erwiderte der Staatsmann bescheiden, während Zevs leichtes Kichern seine Wut aufrührte. »Halten Sie sich ein Ziel vor Augen, Herr Hermanowitsch: Wahl in den neuen Rat!«
    »Herr Ingenieur« - Elifas wurde kühner -, »ich wollte Sie eben fragen, was ich tun soll. Der Barbier hat seine Anhänger, weil er der Bürgermeister ist, der Schuhflicker hat seine Clique, der Schächter ist fromm, und der Schneider macht sich Freunde durch die Steuern. Was aber kann ich tun?«
    »Ihr müßt die Wählerschaft für euch gewinnen.« Dulnikker legte ihm die Hand auf die Schulter. »Aber zuerst müssen Sie sich Ihre Stellung klar machen: Was ist Ihr öffentliches Ziel?« »In den neuen Rat gewählt werden.«
    »Absolut unparteiisch!«

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