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Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Herren, müssen Sie lernen, Reden zu halten!«
    »Nein, Herr Ingenieur, das kann ich wirklich nicht.«
    »Es wird Ihnen sehr schön gelingen! Natürlich nicht ohne Unterricht, das ist nicht zu leugnen. Aber der Haken dabei, Genossen, liegt darin, daß euch in diesem Dorf ein entsprechender ort fehlt, wo man öffentliche Reden halten könnte.«
    »Vielleicht auf der Straße?«
    »Auf der Straße kann man die Menge nicht zusammenhalten. Was not tut, ist ein Kulturzentrum mit einem vernünftigen Fassungsraum, nach den Gesetzen der Akustik erbaut. Ehrlich gesagt, ist mir eine solche Halle gleich von Anfang an abgegangen.«
    Der Provisorische Dorfrat nahm den Vorschlag eines >Kulturpalastes< (um die Wortprägung des Sekretärs zu benützen) bei der Gegenabstimmung durch einstimmige Enthaltung an und ging daran, für ihn ein großes Grundstück gegenüber dem Büro des Bürgermeisters bereitzustellen. Das zur Finanzierung des Projekts benötigte Geld? Der Rat suchte es von den zwölf >Dreitürniks< einzuheben, indem er jeden mit einer einmaligen Zwangssteuer von 30 Pfund belastete. Steueraufseher Kisch brachte jedoch seine Meinung vor, daß die Erhebung der neuen Steuerlast auf Schwierigkeiten stoßen würde.
    »Seien wir objektiv, meine Herren!« meinte auch der Vorsitzende. »Warum müssen wir darauf bestehen, nur von jenen wenigen Bürgern Steuern einzuheben?«
    »Sehr einfach, Herr Ingenieur.« Ofer Kisch klärte die Einstellung des gesamten Rats: »Diese Burschen kennen wir bereits, wir brauchen unseren Weg zu ihnen nicht zu suchen. Möglich, daß Satan sie ein-, zweimal gebissen hat. Aber das Wichtigste: Sie sind über das erste Stadium hinaus, wo sich der Steuerzahler aufführt, als ziehe man ihm die Haut ab. Diese Leute sind bereits an die Steuern gewöhnt, Herr Ingenieur, und ich habe keine Lust, mit neuen wieder von vorne anzufangen. Wozu soll ich?«
    »Schön«, meinte Dulnikker, »aber sie werden im Lauf der Zeit wirtschaftlich schwach werden und verarmen.«
    »Was meinen Sie damit?« protestierte Gurewitsch. »Sind sie Kinder? Keine Sorge, Herr Ingenieur, alles könnte bestens laufen, wenn es nicht die abnormalen Leute gäbe, die das Bürgermeisteramt versehen ...«
    »Selber abnormal!« schrie Frau Hassidoff. Und ihr Gatte fügte genußreich hinzu: »Schwein!«
    »Platzen sollste!«
    Dulnikker schlug mit seinem Hammer wild auf den Präsidialtisch und verwarnte seinen Sekretär, daß >indiskretes Gelächter das Zeichen mangelnder Geistigkeit< sei. Das half ihm jedoch nicht, die Wut des beleidigten Barbiers zu besänftigen.
    »Ich sage Ihnen auf der Stelle, warum sie nicht bereitwillig zahlen!« schimpfte der kleine Mann. »Weil sie Zemach Gurewitsch aufhetzt!« »Nu und?« explodierte der Schuhflicker. »Hetz sie also selber auf!«
    »Nein«, erklärte der Barbier, »ich tu’ etwas anderes! Ich werde eine Gummistampiglie bestellen!«
    Allmählich wurde die Sache den übrigen Räten klar. Salman Hassidoff behauptete, daß niemand gern zahle, wenn er für sein Geld keine anständige Quittung bekomme. Wenn man zum Beispiel die Tnuva bezahlte, brachte einem der Chauffeur immer eine Quittung, die oben und unten abgestempelt war, und sogar das Datum war draufgestempelt. Wenn der Rat eine offiziell gestempelte Quittung ausgeben könnte, dann würde sich die Haltung der Steuerzahler sofort vollkommen ändern. Das Argument des Barbiers klang sehr überzeugend.
    »Das ist eine gute Idee«, begeisterte sich Elifas. »Was mich betrifft, könnt ihr dem Chauffeur sagen, er soll eine Gummistampiglie mit Blumen rundherum bestellen.«
    »Ich verlasse mich in Angelegenheiten des Geschmacks nicht auf den Chauffeur«, fing der Barbier wieder zitternd an und rückte näher zu seiner Frau. »Ich glaube«, fügte er hinzu, »ich werde gezwungen sein, selbst zu fahren .«
    Einen kurzen Augenblick hing tödliche Stille über dem Ratszimmer. Selbst die Katzen hörten wegen des plötzlichen Schweigens auf, zwischen den Beinen der Abgeordneten herumzustreifen, und starrten verwirrt zu den Leuten hinauf. Der Schuhflicker war der erste Rat, der reagierte. Schäumend vor Wut sprang er auf den Tisch und donnerte auf den erschrockenen Barbier hinunter:
    »Zum Teufel! Du, Salman Hassidoff, wirst keine Dorfgelder zu Reisen benützen, das verspreche ich dir!«
    »Ich fahre«, flüsterte der Barbier unsicher. »Ich werde fahren!«
    »Das wirst du nicht!«
    »Doch.«
    »Nein!«
    »Doch.«
    Krach! Mit ohrenbetäubendem Lärm brach der

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