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Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Schächter, dem nicht erlaubt worden war, Schofar zu blasen, von Huliganen und Wahlen, Bankkrediten, Shimshon Groidiss’ Komplotten, Prestige, Entwicklung und mehr desgleichen. Eines Nachts, endlich, endlich, öffnete die Frau den Mund und sprach zu ihrem Ritter in einem Ton, der unbändiges Staunen verriet:
    »Herr Dulnikker, niemand hier ahnt ja, wer Sie sind! Sie sind ein so großer Mann, daß ich wünschte, Majdud und Hajdud würden wie Sie werden. Manchmal flehe ich den Himmel an: Was für eine gute Tat habe ich vollbracht, daß Sie irrtümlich mein Zimmer betraten? Warum liebt mich der Himmel so sehr?«
    »Das werden wir kaum herausfinden«, meinte Dulnikker, »deshalb verschwenden wir keine Zeit damit, darüber nachzudenken. Ich muß Sie bitten, Madame, mich nicht jeden Augenblick zu unterbrechen ...«
    Als der Herr Ingenieur und sein persönlicher Krankenwärter früh an jenem Morgen das Vieh hinausführten, stand die Einwohnerschaft offenen Mundes an den Toren des Dorfes. Die beiden freiwilligen Kuhhirten trugen geborgte Kleidung, die ihnen eine äußerst originelle Erscheinung verlieh. Besonders ins Auge fallend waren dank der kurzen Hosen ihre marmorweißen Beine. Dulnikker hatte sich ein buntes Tuch um den Hals geschlungen, und beide trugen Knotenstöcke aus Mischas Sammlung. Die Hirtenstäbe gerieten ihnen immer wieder zwischen die Füße, wenn sie laufen mußten, und laufen mußten sie, weil die ungeduldigen Kühe schnurstracks zur Wiese stürmten, während Dulnikker mit erstickter Stimme heulte: »Hoiss! Rennt nicht! Hoiss! Halt!«
    Kein Wunder, daß die beiden zusammenbrachen, als sie die Herde endlich eingeholt hatten. Sie streckten sich auf dem grasigen Abhang des kleinen Hügels aus und spürten mit geschlossenen Augen die rote Sonne durch die Lider, als sie sanft jede Zelle ihres Körpers überflutete.
    »Siehst du, Zev«, erklärte der Staatsmann nach langem Schweigen, »wir sind erschreckend außer Form. Kannst du erraten, mein Freund, was uns das zu tun verpflichtet?«
    »Sicher.« Zev beschattete seine Augen vor der Sonne. »Wir müssen heimfahren.«
    »Da haben wir die neue Generation!« Dulnikker kochte vor Wut. »Typisch - sie will nur eines: Bequemlichkeit, sonst nichts! Glaubst du wirklich, ich amüsiere mich in diesem Dorf?«
    »Ja, Dulnikker. Für Sie ist es großartig.«
    »Na und? Stört dich das vielleicht? In dem Fall, schwöre ich, bleibe ich mit dir hier bis zu dem Tag, an dem ich - oder du stirbst!«
    Das beendete ihre fruchtlose Debatte, und beide schläfrigen Männer ergaben sich dem Kuß der Mutter Sonne. Sie lagen regungslos in dem frischgrünen Gras, und der Staatsmann war nur selten gezwungen, seinen Krankenwärter loszuschicken, um eine streunende Kuh zurückzujagen - weil ja der Schäferhund, dessen Aufgabe das natürlicherweise war, im Augenblick im Dienst der kommunalen Steuerabteilung stand.
    Dulnikker erwachte, weil ihn jemand leicht an der Schulter rüttelte. Er öffnete schläfrig benommen ein Auge, riß jedoch sofort auch das andere auf und öffnete den Mund zu einem heiseren Aufschrei. Ein ältlicher Araber, in einen ländlichen Kumbas und einen Kafija gekleidet, beugte sich über den erschrockenen Staatsmann und flüsterte etwas durch seinen struppigen Schnurrbart. Dulnikker, ehemaliger Partei sprecher im Unterausschuß für Minderheitenprobleme, versuchte sich schnell aus den Armen seines Angreifers zu befreien und zu fliehen, mit dem einzigen Erfolg, daß er auf dem Gras ausrutschte und flach auf den Rücken fiel. Zev, den das Aufkreischen des Staatsmannes geweckt hatte, langte nach seinem Knotenstock, aber der Araber war schneller. Er griff in seine Ledertasche und zog eine kleine Blechbüchse heraus.
    »Kafaj, Amerika«, sagte er mit einem herzlichen Grinsen. »Amerika, Kafaj.«
    Die beiden Kuhhirten waren sprachlos. Nachdem der Araber noch mehrmals »Kafaj, Amerika« wiederholt hatte, flüsterte Dulnikker seinem Sekretär zu: »Wus sugt er?«
    »Warum reden Sie jiddisch, Dulnikker?« fragte der Sekretär leise. Und der Staatsmann flüsterte zurück: »Damit er mich nicht versteht.« An diesem Punkt ging Dulnikker jedoch die Geduld aus, und er schrie Zev an: »Warum, mein Freund, mußt du dir in einer solchen Zeit philologische Überlegungen leisten? Geh zu ihm hinüber und finde heraus, was er will! Du hast in der Schule Arabisch gehabt!«
    Der Sekretär erhob    sich    und ging zu dem    Araber, der mit
    orientalischem Gleichmut    auf das

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