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Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Dulnikker zog den befreienden Schluß, daß er nur etwas gegen die feudalistischen arabischen Gebieter, nicht jedoch gegen das Volk hatte.
    Das plötzliche Auftauchen des Barbiers brachte den Staatsmann von seinem orientalischen Gipfel herunter. Salman Hassidoff hatte seinen Karren am Rande der Weide geparkt und bahnte sich seinen Weg durch die Kühe geradewegs zu Dulnikker. Der durstige Bürgermeister ließ sich neben dem Staatsmann ins Gras fallen und beschrieb das Wasserwunder in allen seinen Einzelheiten.
    »Deshalb sagte meine Frau, daß wir jetzt von uns irgend etwas Gutes tun und unseren Feinden vergeben müßten und solche Sachen, sonst werden wir bis zur Regenperiode überhaupt kein Wasser mehr bekommen«, endete der Barbier leicht verwirrt, »daher bitte, Herr Ingenieur, sagen Sie dem Schuhflicker, daß für seine Familie ein kleiner Posten frei wäre, weil ich nicht einmal für ein ganzes Faß Wasser mit ihm reden würde.«
    So geschah es, daß Zemach Gurewitschs Vetter mitten in der Trockenperiode zum Wächter des zu bohrenden Dorfbrunnens mit einem Gehalt von 25 örtlichen Pfund bestellt wurde. Aber der Bürgermeister setzte eine Probezeit fest: Falls der Brunnen nicht innerhalb von zehn Jahren gegraben würde, könnte der Chef des Dorfrats die Ernennung zurückziehen.
    Der Schächter spähte hinter seinen Vorhängen auf die anwachsende Menge hinaus, die sich in unheilvollem Schweigen vor seinem Haus versammelte. Seine Scheu vor der Öffentlichkeit wuchs, obwohl nicht alle Bauern ihre Mistgabeln mitgebracht hatten. Einige Dutzend hatten nur ihre geballten Fäuste. In dieser Nacht, nach einem Tag, der vollkommen locker gewesen war, hatte auch der Schächter kein Auge zugetan, sondern war an seinen Wasserhahn geheftet dagesessen und hatte funkelnagelneue, eigenschöpferische Gebete zum Himmel emporgesandt, in denen er den Schöpfer zu überzeugen suchte, daß er, der Schächter, das Wunder einzig um seinetwillen bewirkt habe. So daß es für den Allerheiligsten richtig sei, endlich etwas wegen der verflixten Pumpenreparatur zu unternehmen.
    Aber der Wasserhahn blieb grausam, rüde still. Der fröstelnde Ja’akov Sfaradi erkannte, daß ihn wahrscheinlich nur eine feste Haltung vor Schwierigkeiten bewahren konnte. Daher öffnete er die Tür und stellte sich in dem strahlenden Morgen dem Mob, die Arme über der Brust gekreuzt und mit einem tiefen Vorwurf in den Augen.
    »Was wollt ihr von mir?« fragte er. Aber seine Stimme rutschte aus und kam von ihrem Kurs ab. »Ich bin bloß ein Schofar in der Hand des Herrn.«
    Nein. Es war sicherlich kein Akt der Klugheit gewesen, in diesem Stadium der Ereignisse einen Schofar zu erwähnen. Die Männer verengten den Kreis um den Schächter, und die Mistgabeln in ihren Händen begannen über den bevorstehenden einseitigen Zusammenstoß hämisch erfreut zu funkeln.
    »Hör zu schwätzen auf, Ja’akov«, murmelten die Bauern krächzend aus trockenen Kehlen. »Du hast im vorhinein gewußt, daß es kein Wasser geben würde! Und was schlimmer ist, sehr wahrscheinlich hast du einen Handel mit Gott abgeschlossen, um uns festzunageln!«
    »Ihr werdet das Herz des Allerheiligsten nicht mit Drohungen erweichen, sondern nur mit vollständiger Reue«, rügte sie der Schächter. Laut fügte er hinzu: »Polizei! Polizei!«
    Aber Mischa hatte wegen Durstes Urlaub von seinen Pflichten genommen und konnte nichts für den körperlichen Schutz des belagerten Dorfmitglieds tun. Ja’akov Sfaradi war ganz allein. Seine verschreckten Augen schossen herum und sahen nur große Gefahr, die - um der Sache auf den Grund zu gehen - nur auf die unerwartete Einberufung des jüngeren Grünwald in Haifa zu Reserveübungen zurückzuführen war.
    »Jetzt geht jedermann heim« - der Schächter gürtete seine zitternden Lenden - »und faste bis morgen früh, als wäre Jom Kippur. Der Schächter hat gesprochen.«
    Sowie der Schächter den Mund zutat, packten rohe Finger seinen Kragen, die entzauberten Angehörigen seiner Herde reichten ihn straßauf, straßab weiter und begleiteten seinen Durchzug mit Schlägen, Fußtritten und Stößen.
    »Wartet nur, wartet nur, ihr Antisemiten!« kreischte Ja’akov Sfaradi ben Schlesinger. »Wartet nur, ihr Sünder, ihr werdet schon sehen, was euch der Allerheiligste antun wird! Ihr werdet schon sehen!«
    Aber es nützte nichts. Blinde Wut verdrängte, was an spärlichem frommen Gefühl sie hatten. Die Dorfbewohner ließen erst davon ab, den Schächter Spießruten

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