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Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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begonnen: Der Schuhflicker war auf die Weide gekommen, um eine dringende Angelegenheit mit dem Ingenieur zu besprechen. Eine solche Strecke zu Fuß war für den hinkenden Gurewitsch mehr als schwierig, aber seine flammende Wut trieb ihn vorwärts. Er überraschte Dulnikker beim Blumenpflücken, die er zu einem Kranz winden wollte.
    »Herr Ingenieur, was geht denn schon wieder vor?«
    Die Tatsachen des neuen Skandals wurden schnell klar. Nach dem Unternehmen Gummistempel hatte Gurewitsch den unwiderstehlichen Drang verspürt, das Schatzamt des Dorfes zu überprüfen, zu welchem Zweck er den Barbier besuchte und dessen Rechnungsbelege mit einem Vergrößerungsglas prüfte. Ganz unten auf der Ausgabenliste fand er dabei folgende bescheidene Eintragung:    Gehaltsvorschuß    für den
    Kommunalwächter des Kommunalbüros - 45 örtliche Pfund.<
    »Haben Sie das gehört, Herr Ingenieur? Einen Vorschuß!« Der Schuhflicker war wild. »Und wer, glauben Sie, ist der ehrenwerte Wächter? Salmans Schwager!«
    »Keine Temperamentsausbrüche, wenn ich bitten darf!« Das Gesicht des Staatsmannes wurde rot wie die Mohnblumen in seiner Hand. »Versucht doch, meine Herren, die Angelegenheit mit Hassidoff persönlich zu regeln.«
    »Dazu bin ich nicht bereit, Herr Ingenieur«, erwiderte Gurewitsch. »Salman tritt beim Raufen mit den Füßen.«
    Dulnikker gab diese Gesellschaft von Schwächlingen vollkommen auf, die den ganzen Tag nichts taten, als kleinliche Intrigen auszuhecken. Am Abend berief er Hassidoff zu sich und ergoß den ganzen Zorn über ihn, der sich in den letzten Tagen in ihm aufgespeichert hatte.
    »Was soll das heißen?« schrie er ihn an. »Von dem Gebäude, das Ihr Büro werden sollte, ist nichts zu sehen als die Betonpfeiler, die wie einsame Felsvorsprünge in der Wüste dastehen. Und inzwischen haben Sie sich beeilt, Herr Hassidoff, ohne Rücksicht auf die Forderungen des Schuhflickers, Ihren Schwager zum Wächter des Nichtvorhandenen zu ernennen!«
    »Das verstehe ich nicht«, erwiderte der Barbier zornig. »Erst sagen Sie immer etwas, Herr Ingenieur, und dann ist es unmöglich zu erklären. Ich hasse Gurewitsch wie die Pest. Wohingegen mein Schwager eine Tochter bekommen hat und sehr nötig etwas zusätzliches Einkommen braucht. Warum also sollte ich mit dem Schuhflicker abrechnen?«
    »Erstens, meine Herren, versuchen Sie sich prägnanter auszudrücken! Ich glaube, dazu brauchen Sie kein IngenieurDiplom! Zweitens versuchen Sie, an Ihre Sicherheit zu denken. Was würde geschehen, wenn Gott behüte der Schuhflicker zum Bürgermeister gewählt würde?«
    »Er wird nicht gewählt«, versicherte ihm Frau Hassidoff, »dafür garantiere ich.«
    »Nehmen wir um des Arguments willen an, daß er doch gewählt wird. Was wird seine erste Aufgabe sein, wenn er das Amt betritt? Ihren ehrenwerten Schwager hinauszuschmeißen und seine eigenen Verwandten einzusetzen! Aber wenn ihr jetzt auf seine Familie Rücksicht nehmt, dann wird er auf euren Schwager Rücksicht nehmen, egal, wie die Dinge ausgehen. Ein bißchen Verständnis, meine Herren! Sie können ja in der politischen Arena kämpfen, aber Sie brauchen nicht zu Raubtieren zu werden.«
    Das Wasserwunder brachte die glückliche Lösung der Wächteraffäre mit sich. Dulnikker war auf der Weide draußen und verbrachte köstliche Stunden im Gespräch mit seinem Infiltrator. Bei Beginn ihres Gespräches erkundigte sich der Staatsmann in gebrochenem Englisch nach der ethischen Grundhaltung des Infiltrators und seiner Einstellung zu der Suezkanalkrise im allgemeinen und im besonderen. Da sich jedoch die Antworten des Arabers auf den immer wiederkehrenden Ausdruck »Ja, Effendi« beschränkten, wandte sich ihr Gespräch Dulnikkers Tätigkeiten und Lebenslauf zu, einschließlich vieler interessanter Einzelheiten aus der Periode seiner Jugend sowie einer Anekdote - um die neuen Grenzspannungen zu beleuchten - über einen gewissen Rabbi, dem gegenüber sich der Schächter beklagte, daß man ihm nicht erlaubt hatte, zu Rosh Hashanah Schofar zu blasen ...
    Es war schwierig, die Pointe ins Englische zu übersetzen, aber der Araber kommentierte trotzdem zweimal mit »Allah akbar« und deutete an, daß er bereit sei, dem Effendi ewig zuzuhören, die Sorge um seine Familie jedoch seine baldigste Heimkehr verlange. Dulnikker kaufte eine Dose Neskaffee, um ihn zu weiteren Besuchen auf der Wiese zu ermutigen. Daraufhin trennten sich die Angehörigen der beiden feindlichen Nationen, und

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