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Der blinde Passagier

Der blinde Passagier

Titel: Der blinde Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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tatsächlich gelang ihm jetzt beim Aufschlag ein As.
    Als die Stunde vorbei war, schwitzte der Chefredakteur des Abendblattes, als käme er aus dem Dampfbad.
    „Ich bedanke mich“, sagte er, warf sich sein Handtuch um den Hals und gab Herrn Pohmann über das Netz weg die Hand. Daraufhin kletterte er wieder in seinen Trainingsanzug und in seinen Mantel zurück. Zuletzt bezahlte er bei dem Trainer seine Stunde und drückte auch dem Ball jungen Schimmelpfennig zwei Mark in die Hand.
    „Du kannst wieder bis zum Klosterstern mitfahren, wenn du willst“, schlug Dr. Liesegang vor. Er hatte Peter schon mehrmals bis zur Stadt mitgenommen.
    Herr Dr. Liesegang fuhr einen weißen Ford, der breit auf der Straße lag und eine ganze Menge Chrom spazierenführte. Kaum hatte der Zeitungsmann die Zündung eingeschaltet, stellte er auch schon den Scheibenwischer und das Autoradio an. Nach einer Weile war ein Kinderchor aus Bayern zu hören, der Weihnachtslieder sang.
    „Na, junger Mann, wie geht’s uns denn so rundherum?“ wollte Dr. Liesegang wissen und gab Gas. Er war noch krebsrot im Gesicht und dampfte unter seinem pelzgefütterten Kamelhaarmantel so, daß seine Brillengläser schon wieder anliefen. Da drückte er auf einen Knopf, und die Seitenfenster öffneten sich ein wenig.
    „Gestern gab’s noch eine Klassenarbeit, die sich gewaschen hatte“, gab Peter Auskunft. „Aber ab morgen haben wir ja für drei Wochen Winterferien.“
    „Schüler müßte man sein”, seufzte Herr Liesegang. Er fuhr ziemlich vorsichtig, weil die Straßen spiegelglatt waren. Die Straßenreinigung kam offensichtlich mit dem Streuen nicht mehr mit.
    „Sag mal, Schimmelfritze, hast du dir eigentlich schon mal so im stillen überlegt, was du eines Tages werden willst?“
    „Halten Sie sich fest!“ empfahl Peter Schimmelpfennig. „Ich fotografiere, hab’ sogar eine eigene Dunkelkammer, und im Deutschen liege ich immer so auf dem zweiten oder dritten Platz. Deshalb, und weil ich mir’s so spannend vorstelle, will ich mal zu einer Illustrierten oder zur Zeitung. Genau wie Sie. „
    „Schon wieder so ein Wahnsinniger!“ Dr. Liesegang lachte. „Gibst du mir mal Feuer?“ Er hatte sich eine dicke, helle Zigarre aus dem Handschuhfach geangelt und hielt Peter eine Zündholzschachtel hin. „Du rauchst ja wohl noch nicht?“
    „Nein, danke“, sagte Peter und hielt die Zündholzflamme unter das Ende von Dr. Liesegangs Zigarre. „Bitte sehr.“
    „Ich kann dich nur warnen! Eine Zeitung frißt dich glatt auf! Das ist wörtlich zu nehmen.“ Der Chefredakteur bediente den Blinker, weil er jetzt gleich nach links einbog. „Jeden Tag reißt sie ihr Maul auf und will mit Meldungen, Nachrichten und Schlagzeilen gefüttert sein. So nebenbei frißt sie dann auch noch deine Nerven mit.“
    „Aber es macht auch Spaß, oder nicht?“
    „Ja, wenn was los ist, wenn was passiert.“ Dr. Liesegang ließ den Zigarrenrauch als kleine Ringe in die Luft steigen. „Aber sehr oft ist eben nichts los oder nicht genug. Zum Beispiel jetzt. Es ist trostlos. Das einzige, was passiert, ist, daß die Preise für die Weihnachtsgänse in die Höhe klettern.“
    Die Ampel an der Kreuzung zur Flottewellstraße sprang auf Rot, und der Ford kam hinter einem Lastwagen der städtischen Gaswerke zu stehen.
    „Die meisten Leute kaufen eine Zeitung nur, wenn die Schlagzeilen auf der ersten Seite aufregend sind. Aber wir können uns doch die Sensationen nicht aus den Fingern saugen! Und im Augenblick ist einfach Sauregurkenzeit.“ Dr. Liesegang gab Gas und schlängelte sich an dem Wagen der Gaswerke vorbei. „Bei Schnee und Glatteis bleibt jeder vernünftige Bankräuber zu Hause. Und die Herren Politiker besuchen zu Weihnachten nur Waisenhäuser und Kinderheime. Es ist, um auf die Bäume zu klettern.“
    „Vielleicht sollten Sie einfach ein bißchen nachhelfen, wenn so gar nichts los ist“, schlug Peter Schimmelpfennig vor.
    „Du meinst, ich geh’ einfach auf die Straße, rede den Nächstbesten an und sage: .Ach, würden Sie vielleicht so freundlich sein und da drüben von dem Hochhaus runterspringen? Mir fehlt noch ein Selbstmord für die zweite Seite?“ Peter Schimmelpfennig krümmte sich vor Lachen. Schließlich meinte er: „Es muß ja nicht gleich ein Selbstmord sein. Aber zum Beispiel könnte doch jemand auf den Händen von Berlin nach Freiburg marschieren. Wäre das nichts?“
    „Aber er muß dabei noch Mundharmonika spielen und gleichzeitig mit dem Bauch Schillers

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