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Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus

Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus

Titel: Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
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wird in manchen Ohren so klingen, als gebe man zu, kleine Kinder zu fressen. Aber, so wie niemand wirklich kleine Kinder frißt, ist auch niemand wirklich ein Reduktionist in einer Weise, die es lohnen würde, dagegen zu sein. Der nichtexistente Reduktionist - von der Sorte, gegen die jeder ist, die aber nur in der Vorstellung existiert - versucht, komplizierte Dinge direkt anhand der kleinsten Teile zu erklären, in einigen extremen Versionen dieses Mythos sogar anhand der Summe der Teile! Der echte hierarchische Reduktionist erklärt ein komplexes Wesen auf jeder beliebigen Ebene in der Hierarchie der Organisation anhand von Wesen, die nur eine Ebene weiter unten in der Hierarchie liegen; Wesen, die ihrerseits wahrscheinlich so komplex sind, daß sie einer weiteren Reduktion auf ihre eigenen Bestandteile bedürfen. Es ist unnötig, darauf hinzuweisen - obwohl der mythische, kleine Kinder fressende Reduktionist in dem Ruf steht, dies zu leugnen -, daß die Arten von Erklärungen, die für hohe Ebenen der Hierarchie geeignet sind, völlig anders sind als die Arten von Erklärungen, die auf niedrigen Ebenen passen. Das war der springende Punkt bei der Erklärung von Autos anhand von Vergasern statt Quarks. Aber der hierarchische Reduktionist glaubt, daß Vergaser anhand kleinerer Einheiten - die anhand kleinerer Einheiten ..., die letztlich anhand der kleinsten zugrundeliegenden Partikel ... - erklärt werden sollten. Reduktionismus, in diesem Sinne, ist nur ein anderer Name für den ehrlichen Wunsch, zu verstehen, wie die Dinge funktionieren.
    Wir haben diesen Abschnitt mit der Frage begonnen, welche Art von Erklärung für komplizierte Dinge uns zufriedenstellen würde, und haben die Frage gerade unter dem Gesichtspunkt betrachtet: Wie funktioniert es? Wir kamen zu dem Schluß, daß das Verhalten eines komplizierten Dings anhand der Wechselwirkungen seiner Bestandteile erklärt werden sollte. Eine andere Frage ist es jedoch, wie das komplizierte Ding überhaupt erst einmal entstanden ist. Das ist die Frage, um die es in diesem Buch vor allem geht; so werde ich hier nicht viel mehr dazu sagen, nur erwähnen, daß dasselbe allgemeine Prinzip auch auf das Verständnis des Mechanismus anwendbar ist. Die Existenz eines komplizierten Dinges nehmen wir nicht als selbstverständlich hin, da es zu »unwahrscheinlich« ist. Es hätte nicht in einem einzigen Akt des Zufalls entstehen können. Wir werden seine Entstehung als eine Folge allmählicher, kumulativer, schrittweiser Veränderungen von einfacheren Dingen erklären, von uranfänglichen Objekten, die ausreichend einfach sind, um durch Zufall entstanden zu sein. Wie der »Riesenschritt-Reduktionismus« zur Erklärung des Mechanismus nicht taugt und durch eine Reihe kleiner schrittweiser Freischaufelungen von oben nach unten in der Hierarchie ersetzt werden muß, so können wir ein komplexes Ding nicht erklären als etwas, das in einem einzigen Schritt entstanden ist. Wir müssen auf eine Reihe kleiner Schritte zurückgreifen, die dieses Mal in zeitlicher Folge angeordnet sind.
    Sein großartig geschriebenes Buch The Creation beginnt der Oxforder Physiker und Chemiker Peter Atkins mit den Worten:
     
    »Ich werde unseren Geist auf eine Reise mitnehmen. Es ist eine Reise des Begreifens, die uns an den Rand von Raum, Zeit und Verstehen bringt. Auf ihr werde ich dafür eintreten, daß es nichts gibt, das nicht verstanden werden kann, daß es nichts gibt, das nicht erklärt werden kann, und daß alles außerordentlich einfach ist …Ein großer Teil des Universums bedarf keinerlei Erklärung. Elefanten, zum Beispiel. Nachdem Moleküle erst einmal gelernt haben, miteinander zu konkurrieren und andere Moleküle nach ihrem Bild zu schaffen, werden wir, wenn die Zeit reif ist, Elefanten und elefantenähnliche Dinge durch die Landschaft wandern sehen.«
     
    Atkins setzt die Evolution komplexer Dinge - die den Gegenstand dieses Buches bildet - als unvermeidlich voraus, nachdem erst einmal die geeigneten physikalischen Voraussetzungen geschaffen worden sind. Er fragt, was die physikalischen Mindestvoraussetzungen sind, was die Mindestplanung ist, die ein sehr fauler Schöpfer zu leisten hätte, wenn er will, daß eines Tages das Universum und später Elefanten und andere komplexe Dinge entstehen. Von seinem Standpunkt als Physiker lautet die Antwort, daß der Schöpfer unendlich faul sein darf. Die grundlegenden ursprünglichen Einheiten, die wir voraussetzen müssen, um die

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