Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Blinde von Sevilla

Der Blinde von Sevilla

Titel: Der Blinde von Sevilla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
Vom Netzwerk:
müssen, so aber würde Ramírez anfangen, seine Autorität zu untergraben, und sich mit den anderen Beamten darüber lustig machen, dass ihr Boss eine Mordermittlung mit einem 36 Jahre zurückliegenden Vorfall begann.
    »Ich bin gestern noch mal bei Eloisa Gómez gewesen«, sagte er jetzt.
    »Haben Sie irgendetwas aus ihr rausbekommen?«
    »Sie hat mir nicht angeboten, mir umsonst einen zu blasen, wenn Sie das meinen.«
    »Nicht nach Ihrer Behandlung von gestern Nachmittag«, sagte Falcón. »Ist sie zusammengebrochen?«
    »Sie wird nicht mit mir reden, selbst wenn sie es getan hat, und jetzt hat sie Angst.«
    »Dabei haben Sie sich doch so prima verstanden«, sagte Falcón. »Ich hatte gedacht, Sie würden sie zu sich nach Hause einladen.«
    »Vielleicht hätte ich geduldiger sein sollen«, sagte Ramírez. »Aber ich habe wirklich gedacht, dass sie ihn reingelassen hat und dass wir mit dem verbalen Holzhammer vielleicht zum Ziel kommen würden.«
    »Wir fangen mit der Umzugsfirma an«, wechselte Falcón das Thema. »Dann fahren wir mit einer Videokamera zu Jiménez Beerdigung und filmen die Trauergäste. Wir gleichen sie mit der Adressenliste ab und vernehmen sie dann später. Wir müssen uns ein genaues Bild seines Lebens machen können.«
    »Und was ist mit Eloisa Gómez?«
    »Pérez kann sie heute Nachmittag noch mal aufs Revier bringen. Dann sind fast 48 Stunden vergangen, seit sie bei Raúl Jiménez war. Wenn sie eine Komplizin des Mörders ist, wird er bis dahin Kontakt mit ihr aufgenommen haben, was ihren seelischen Zustand vielleicht verändert hat.«
    »Oder ihren Zustand im Ganzen«, sagte Ramírez. »Zum Schlimmeren.«
    Ramírez nahm die Videokamera, und sie fuhren zu Mudanzas Triana. Die Umzugsfirma hatte ihren Sitz in der Avenida Santa Cecilia, und dort sprachen sie mit dem Chef, Ignacio Bravo, der sich ihr theoretisches Szenario mit starren Augen anhörte, während er eine Ducados nach der anderen rauchte.
    »Zunächst einmal ist das völlig unmöglich«, sagte er. »Meine Arbeiter …«
    »Sie haben eine Aussage unterschrieben«, sagte Ramírez zu Tode gelangweilt und reichte ihm eine Kopie über den Tisch.
    Bravo las das Dokument, während er die Asche in die grobe Richtung eines Aschenbechers in Form eines Miniatur-Reifens schnippte.
    »Die werden gefeuert«, sagte er.
    »Erzählen Sie uns der Reihe nach, was Sie mit Señor und Señora Jiménez vereinbart haben«, sagte Falcón. »Anfangen können Sie damit, warum sie ausgerechnet in der Semana Santa umziehen wollten, obwohl das für die Restaurants doch die geschäftigste Zeit des Jahres sein muss.«
    »Und nicht gerade billig. Unsere Tarife verdoppeln sich. Das habe ich ihr alles erklärt, Inspector Jefe. Aber nächste Woche, wenn ihre Restaurants geschlossen bleiben, können wir nicht, weil wir ausgebucht sind … wie alle. Also hat sie das Geld bezahlt. Es war ihr egal.«
    »Wann haben Sie sich die Wohnung angesehen?«
    »Ich war letzte Woche dort, um mir die Einrichtung anzusehen, die Anzahl großer Möbelstücke, die Zahl der benötigten Kartons und so weiter. Am nächsten Tag habe ich sie angerufen, ihr erklärt, dass wir für den Umzug zwei Tage brauchen würden, und ihr den Preis genannt.«
    »Zwei Tage?«, fragte Ramírez. »Und wann haben Sie angefangen?«
    »Am Dienstag.«
    »Aber das wären dann ja drei Tage.«
    »Señor Jiménez rief an, um zu sagen, dass er sein Arbeitszimmer nicht vor Donnerstag abtransportiert haben wollte. Ich erklärte ihm, dass es dann mehr als das Doppelte kosten würde und dass wir den Umzug auch an zwei Tagen schaffen könnten. Doch er bestand darauf. Bei so etwas widerspreche ich reichen Leuten nicht; ich achte nur darauf, dass sie zahlen. Das sind die schlimmsten …«
    Er verschluckte den Rest des Satzes, als er den Blick der beiden Polizisten sah.
    »Wie viele Leute wussten von dieser Änderung des ursprünglichen Termins?«, fragte Falcón.
    »Ich weiß, worauf Sie hinauswollen«, sagte Bravo, nach wie vor verlegen. »Natürlich wussten alle Bescheid. Alle anderen Aufträge mussten schließlich umorganisiert werden. Sie glauben doch nicht, dass einer meiner Männer der Mörder ist?«
    »Was uns irritiert«, sagte Falcón, ohne auf die Frage einzugehen, »ist, dass der Mörder, vorausgesetzt unsere Theorie stimmt, von dieser Änderung gewusst haben muss. Er muss gewusst haben, dass Señor Jiménez eine weitere Nacht alleine in seiner Wohnung bleiben wollte. Das kann er nur von Señor Jiménez selbst oder

Weitere Kostenlose Bücher