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Der blonde Vampir

Der blonde Vampir

Titel: Der blonde Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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gegen Sie. Ich will bloß ein kleines Geschäft mit Ihnen machen. Niemand soll dabei zu Schaden kommen…«
Ich atme ein, langsam und tief. Ich brauche Sauerstoff, aber zur Not kann ich eine Stunde überleben, ohne zu atmen. Jetzt lasse ich die Luft langsam entweichen, bevor ich weiterspreche, und im Raum wird es deutlich kühler. Riley erzittert.
»Beantworten Sie meine Frage«, fordere ich nur.
Er hustet. »Es gibt keine solche Person.«
»Sie sollten besser nach Ihrer Waffe greifen.«
»Wie bitte?«
»Sie werden sterben. Und ich nehme an, daß Sie lieber kämpfen, statt sich kampflos Ihrem Schicksal zu ergeben.«
»Miss Perne…«
»Ich bin fünftausend Jahre alt.«
Er kneift die Augen zusammen. »Was?«
Ich schenke ihm einen dieser tiefen, unverschleierten Blicke, wie ich sie in der Vergangenheit nur verwendet habe, um zu töten. »Ich bin ein Vampir«, sage ich sanft. »Und ich habe die Schnauze voll von Ihnen.«
Er glaubt mir. Plötzlich glaubt er jede Horrorgeschichte, die er gehört hat, seit er ein kleiner Junge war. Das alles muß wahr gewesen sein: die Toten, die nach dem warmen, lebenden Fleisch hungern; die knochige Hand, die nachts aus dem Wandschrank kommt; die Monster, die aus einem anderen Teil der Wirklichkeit plötzlich auftauchen, um den Menschen zu zeigen, daß sie die wahren Herrscher sind.
Er greift nach seiner Pistole. Zu langsam, viel zu langsam.
Ich schwinge mich mit solcher Kraft aus meinem Stuhl, daß ich einen Augenblick lang in der Luft schwebe. All meine Sinne sind jetzt hellwach und arbeiten auf Hochtouren. Im Laufe der Jahrtausende habe ich die Fähigkeit entwickelt, bedrohliche Situationen in Zeitlupe zu erleben. Aber das bedeutet nicht, daß ich langsamer werde – im Gegenteil. Mr. Riley sieht nur einen Luftwirbel, der auf ihn zurast. Er erkennt nicht, daß ich es bin, die sich bewegt. Ich habe mein Bein angespannt, um zu einem vernichtenden Stoß auszuholen.
Mein rechter Fuß schnellt vor. Meine Hacke trifft ihn mitten auf der Brust. Ich höre seine Knochen bersten, als er rückwärts zu Boden stürzt. Er hat es nicht geschafft, seine Waffe zu ziehen. Obwohl ich mich mit aller Kraft abgestoßen habe, lande ich sicher auf den Füßen. Riley liegt zu meinen Füßen auf dem Boden, neben sich den umgekippten Stuhl. Er ringt nach Luft, dabei rinnt Blut aus seinem Mund. Ich habe nicht nur seinen Brustkorb zerschmettert, sondern auch seine Herzwand, und er wird sterben. Aber nicht gleich. Ich knie neben ihm nieder und lege meine Hand auf seine Stirn. Oft spüre ich etwas wie Liebe für meine Opfer.
»Mike«, sage ich sanft. »Warum haben Sie nicht auf mich gehört?«
Er bekommt nicht genug Luft. Er erstickt am eigenen Blut – ich höre es in seinen Lungen rauschen –, und fast bin ich versucht, meine Lippen auf seine zu legen und seinen Lebenssaft zu trinken. Es ist eine Versuchung, der ich nur schwerlich widerstehen kann. Aber ich schaffe es.
»Wer?« röchelt er.
Ich streiche noch immer über seinen Kopf. »Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt. Ich bin ein Vampir. Sie hatten keine Chance gegen mich. Es ist nicht fair, aber so ist es nun mal.« Ich lehne mich über ihn und flüstere sanft in sein Ohr: »Sagen Sie mir die Wahrheit, und ich werde Ihre Schmerzen beenden. Wer hat Sie auf mich angesetzt?«
Er starrt mich mit riesigen Augen an. »Slim«, murmelt er.
»Wer ist Slim? Ein Mann?«
»Ja.«
»Sehr gut, Mike. Wie kann ich ihn erreichen?«
»Nein.«
»Aber ja, Mike.« Ich streichle seine Wange. »Wo finde ich diesen Slim?«
Er beginnt zu schluchzen. Die Tränen, das Blut – all das ist ein trauriger Anblick. Sein ganzer Körper zittert. »Ich will nicht sterben«, stöhnt er. »Mein Junge…«
»Sagen Sie mir etwas über diesen Slim, und ich werde mich um Ihren Jungen kümmern«, erkläre ich. Tief drinnen bin ich ziemlich weich. Schließlich hätte ich genausogut sagen können, daß ich seinen guten Jungen aufstöbern und ihm die Haut vom Leibe ziehen würde, wenn er nicht endlich über Slim redet. Aber Riley hat so starke Schmerzen, daß er mich kaum noch versteht, und plötzlich tut es mir leid, daß ich so hart zugestoßen habe, anstatt die Wahrheit langsam aus ihm herauszupressen. Ich habe ihm ja gesagt, daß ich mich schlecht beherrschen kann, wenn man mich ärgert, und das stimmt eben.
»Helfen Sie mir«, bettelt er und erstickt fast dabei.
»Tut mir leid. Ich kann nur töten, nicht heilen, und Sie sind zu schwer verletzt.« Ich hocke auf dem Boden und sehe mich im Büro um.

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