Der Blumenkrieg
weg. »Es ist schändlich, was geschehen ist. Schändlich für meine Familie.«
»Okay, ich werde dich nicht zwingen. Aber wenn du mir soweit vertraust, daß du mich um Entschuldigung bittest, dann kannst du mir auch eine Familienschande anvertrauen. Und auch wenn Dowd nicht wirklich mein Großonkel war, habe ich ihn doch lange dafür gehalten und denke deshalb, daß ich einen Teil der Schande, von der du sprichst, mitzutragen habe.«
»Ich … ich habe einen ziemlichen Hunger«, wagte Wuschel einzuwerfen. »Ich war heute abend mit unserer Wirtin Mamsell Zwick aus, während Theo … gesungen hat. Sie hat mir dies und das gezeigt, mich mit Leuten bekannt gemacht. Getrunken wurde dabei nicht schlecht, aber nicht gegessen, und mir knurrt der Magen. Könnten wir gehen?«
Primel nickte. Er wirkte auf einmal viel entspannter, nicht mehr so steif. »Kommt. Bei Knopf wird es gute, einfache Kost geben. Genau das Richtige für einen, der mit einer Puck aus war.«
T rotz der vielen Leute kam der obere Raum des Brückenturms Theo diesmal größer vor als bei seinem ersten Besuch. Mindestens zwei Dutzend Elfen der verschiedensten Formen und Größen saßen auf dem Boden um einen mit Schüsseln und Bechern gedeckten Teppich herum, aßen und unterhielten sich. Der alte Goblin Riegel sprang bei ihrem Eintreten auf und überschlug sich fast zu ihrer Begrüßung.
»Ah, Junker Vilmos und Junker Segge, sehr gut, sehr gut. Und wir haben unseren Streit mit Junker Primel beigelegt, wie ich sehe. Hervorragend!« Er nahm Wuschel am Arm und geleitete ihn an einen freien Platz neben einer attraktiven jungen Elfe in zerschlissener Kleidung, aber mit prachtvollen schimmernden Flügeln, die sie dicht am Rücken angelegt hatte. Höflich wies er Primel an, sich neben Wuschel zu setzen, und nahm dann Theo am Arm. »Eine Ehre für dich, junger Herr. Knopf wünscht, daß du an seiner Seite sitzt.«
Auch wenn er einen Wachoger von der Größe eines Mittelklassewagens überzeugen mußte, ein Stück zu rücken und Platz zu machen, gelang es Riegel doch, Theo neben Knopf zu quetschen, bevor er davoneilte, um sich der nächsten Aufgabe anzunehmen.
»Bitte«, sagte Knopf, der wieder die Kutte anhatte, die Theo an eine Franziskanertracht erinnerte, »tu dich gütlich an unserem Tisch. Die Feldmäuse in Honig sind sehr gut.«
Theo versuchte, sein Lächeln beizubehalten. »Danke. Ich denke, ich bleibe erst mal bei Obst und Brot und … Ist das Käse?«
Knopf nickte. Aus der Nähe betrachtet war er einfach dieselbe kleine, unscheinbare Person, die Theo seinerzeit im Bus gesehen hatte. Es war schwer, dieses Bild mit dem Demagogen zusammenzubringen, der erst eine halbe Stunde zuvor mit der Menge gemacht hatte, was er wollte. »Darf ich dir aufgeben?«
»Danke, sehr freundlich, aber ich kann mir selbst nehmen.« Er machte sich daran, eine kleine melonenähnliche Frucht mit glänzender Schale aus einem Obstberg herauszupolken, ohne diesen zum Einsturz zu bringen. »Ich … ich bin etwas verwirrt. Als ich dich das erste Mal sah, da …« Er nahm sich ein Stück Brot aus einem geflochtenen Korb. »Wieso bist du mit dem Bus gefahren?«
Der Goblin schmunzelte. Seine Zähne waren gelb wie die eines alten Hundes und spitz. »Es ist, ähem, schneller, als wenn man zu Fuß geht.«
»Ja, schon, aber wie es sich hier darstellt, bist du ein bißchen zu wichtig, um einfach in einem städtischen Bus zu sitzen und Zettel an Leute wie mich auszuteilen.«
Das Schmunzeln wurde breiter. »Nach meinen Erkenntnissen, Junker Vilmos, wird man in Elfien nicht sehr viele Leute wie dich finden.«
»Zugegeben.« Der kleine Kerl war ein harter Brocken. Theo schaute den Tisch hinunter zu Wuschel, der sich gerade bemühte, irgendwelchen ernsten Ausführungen von Primel zu lauschen und gleichzeitig das Gespräch mit der attraktiven brünetten Elfe an seiner anderen Seite nicht abreißen zu lassen. Arme Apfelgriebs, dachte er. Wir sind deinem Andenken beide nicht besonders treu. Das machte ihm Gewissensbisse und festigte seine Entschlossenheit. »Hör zu, ich möchte lediglich gern wissen, erstens, was du hier veranstaltest, und zweitens, warum du mich eingeladen hast – wieso du dich überhaupt mit mir abgibst. Du bist offensichtlich eine wichtige Persönlichkeit.«
Knopf drehte sich zur Seite und flüsterte dem neben ihm sitzenden Oger etwas zu, der daraufhin Theo mit einem beinahe belustigten Ausdruck auf seinem Elefantengesicht betrachtete, bevor er wieder sein
Weitere Kostenlose Bücher