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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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würde ich euch alle auffordern, euch mir anzuschließen.«
    Vielen der Goblins in der Menge war das Entsetzen über die Enthüllung von Knopfs zweitem Namen immer noch ins Gesicht geschrieben – anscheinend war das eine große Sache, obwohl Theo darin nur eines von vielen verwirrenden Details in dem Wust von Mythen, Propaganda und merkwürdigen Konditionalsätzen sehen konnte. Doch selbst unter diesen Goblins waren etliche, die sich rasch wieder fingen und die von Leidenschaft beflügelt begannen, den vollen Namen zu rufen. Ein Blick in ihre Gesichter zeigte deutlich, daß hier weitaus mehr geschah als radikale blumenfeindliche Stimmungsmache, ob Theo das nun begriff oder nicht.
    »Dreck-Laus-Knopf! Dreck-Laus-Knopf!« Der Ruf wurde lauter, doch er war jubelnd, nicht drohend, und andere außer den Goblins stimmten jetzt darin ein. Das kurze Aufflackern von Fanatismus war vorbei – Theo hatte ihn ringsherum gefühlt wie trockenen Zunder, hatte gewußt, wenn der kleine Goblin den Leuten ein Angriffsziel genannt hätte, wären sie ohne Rücksicht auf Konsequenzen gegen dieses Ziel angestürmt –, aber die Flamme war nicht gänzlich erloschen. Die versammelte Elfenschar fühlte sich stark und einig. Sie schrien einander zu, stritten sogar laut, aber es gab auch Gelächter und scherzhaftes Prahlen, Umarmungen zwischen Elfen verschiedener Art und Verwünschungen der abgehalfterten Blumensippen, und hier und da wurde unter den feurigen Sternen auch Musik gemacht und getanzt. Als Theo langsam aus seinem Traumzustand herauskam, sah er, daß Goblins und andere mit Körben durch die Menge gingen und hartes Brot und Flußfische austeilten.
    Eine hoch aufgeschossene Gestalt tauchte vor ihm auf. »Knopf hatte recht. Er sagte, du wärst hier. Er hat scharfe Augen.« Es war Primel, der junge Elfenfürst, der ihm erst Stunden zuvor einen Dolch an die Kehle gehalten hatte. Theos erste Reaktion hätte sein müssen, vor ihm zurückzuzucken, doch nach dem Geistkraut, das er mit den Musikern geraucht hatte, verspürte er einen großen Abstand zu den Dingen, sah alles nicht mehr so verbissen.
    »Was willst du?« Seltsamerweise war es Wuschel, der hart und abwehrend klang.
    »Zuallererst einmal möchte ich euch sagen, daß Knopf nach euch gefragt hat. Er und einige andere werden zusammen essen, und er hätte gern, daß ihr kommt und das Brot mit ihm teilt.« Primel zögerte. »Des weiteren möchte ich mich bei dir entschuldigen. Ich … ich habe die Welt, aus der ich komme, doch nicht so weitgehend hinter mir gelassen, wie ich dachte, und als ich vor zwei Tagen hörte, daß mein Vater umgekommen war, da … da erinnerte mich das an Verpflichtungen ihm gegenüber, die ich früher einmal stark empfand, Verpflichtungen dem Namen der Familie gegenüber, obwohl ich gegen sie Stellung bezogen hatte, sehr zu seinem Leid und meinem Kummer.« Er senkte den Kopf, als wartete er auf den Scharfrichter.
    Mein Gott, begriff Theo, nachdem etliche lange Sekunden vergangen waren, er will wirklich, daß ich ihm vergebe. Er wartet darauf.
    »Du hast versucht, ihn zu töten«, sagte Wuschel.
    »Jeder Mann meines Standes hätte dasselbe getan«, entgegnete Primel mit einem Anflug zornigen Stolzes. »Ich bin einer der wenigen, die innehalten und sich anhören würden, wieso sie im Unrecht sein könnten. Ich bin vielleicht der einzige, der kommen und sich entschuldigen würde.«
    Und das stimmte vermutlich: Das ganze Gebaren des Elfs ließ keinen Zweifel daran, daß Primel etwas unglaublich Schwieriges tat, daß er straff gespannt war wie eine Klaviersaite. Falls er ihn zurückstieß, fürchtete Theo nicht, daß der Elfenfürst ihn angriff – der Zeitpunkt dafür war verstrichen –, aber er hatte den Verdacht, Primel selbst könnte eine tiefe Wunde davontragen.
    Es ist schwer, Flexibilität zu lernen, dachte Theo. Es ist schwer, jemandem zu vertrauen. Er kannte das Gefühl aus eigener Erfahrung, etwa wenn er mit Cat gestritten hatte und völlig außerstande gewesen war, einen Millimeter nachzugeben.
    »Wenn du mir versprichst, mir zu sagen, was du über meinen … was du über den Mann weißt, den ich für meinen Großonkel gehalten habe«, sagte Theo, »dann verzeihe ich dir gern. Nein, ich verzeihe dir in jedem Fall, ohne Bedingungen. Aber ich würde gern erfahren, was dich an diesen Ort gebracht hat – und auch, was du über Eamonn Dowd weißt.«
    Etwas wie ein dankbares Lächeln huschte über Primels androgyn schönes Gesicht, doch es war gleich wieder

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