Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
energisches Kauen aufnahm. »Ich habe ihm gesagt, daß du derjenige bist, der heute abend mit den Goblins gesungen hat. Du bist bereits in aller Munde. Du fragst mich, warum ich dich eingeladen habe? Wie ich schon vorhin auf der Brücke sagte, ist es vielleicht bald an der Zeit, daß in einigen wichtigen Geschichten die Leerstellen geschlossen werden. Du bist noch keinen Tag hier, und doch hast du bereits eine sehr kraftgeladene Leerstelle gefunden, die du schließen konntest. Deinesgleichen und meinesgleichen machen sonst nicht zusammen Musik.«
    »Echt?« Er war geschmeichelt und ein wenig nervös. Anscheinend hatte er nicht einfach nur gejamt, er hatte irgendeinen hochbedeutsamen kulturellen Brückenschlag vollbracht. Theo war plötzlich sehr dankbar, daß er das nicht vorher gewußt hatte. »Okay, du hast es geschafft, mich wieder abzulenken. Und irgendwann würde ich mich auch sehr gern über Musik unterhalten …«
    »Dann mußt du mit Riegel sprechen. Er war einmal ein Sänger der heiligen Höhen.«
    »… aber im Moment hätte ich gern Auskunft über etwas anderes.« Er holte tief Luft. »Bitte, wenn mein hartnäckiges Fragen nicht zu unhöflich ist: Was geschieht hier? Wer bist du?«
    Knopfs Lachen war frei und ungezwungen. »Ich bin genau der, den du vor dir siehst: Dreck Knopf.« Er machte eine ernste Miene. »Nein, ich habe vergessen, daß ich die Geheimhaltung sein lassen wollte. Ich bin Dreck Laus Knopf. Ich bin ein Geschichtenerzähler.«
    »Und die Geschichten, die du erzählst, hören sich an, als wolltest du eine Revolution anzetteln. Das macht dich ziemlich wichtig.«
    »Was hier geschieht, ist wichtig. Ich bin nur zufällig zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt hergekommen. Aber wichtig sind die anderen, die ebenfalls hier sind, und die Gründe, die sie an diesen Ort geführt haben.«
    Ein Mittelding zwischen einem Erweckungsprediger und einem Politiker, dachte Theo. Er scheint von beiden das Beste zu vereinen, aber wie zum Teufel soll ich das mit Sicherheit wissen, zumal hier völlig andere Regeln gelten? »Wollt ihr Widerstand gegen Nieswurz und seine Freunde leisten? Denn wenn ja, bin ich vielleicht doch am richtigen Ort. Den Schweinen bin ich noch was schuldig.«
    »Mehr als du denkst, würde ich vermuten.« Mit seinem typischen Räuspern wandte Knopf seine Aufmerksamkeit wieder der triefenden, glasierten Feldmaus auf seinem Teller zu und klemmte diese zwischen zwei Scheiben Brot.
    Theo wollte nicht sehen, wie die Maus verspeist wurde, und konzentrierte sich daher darauf, sich den Magen mit weniger ausgefallenen Leckerbissen zu füllen. Er schenkte sich einen Becher Wein ein, der nach Orangen und Zimt roch, und bot dann den Krug Knopf an, doch der schüttelte den Kopf. Theo trank den ganzen Becher leer, bevor er sich ermannte, die nächste Frage zu stellen. »Ich habe vorhin jemand getroffen, der gerade zu dir wollte … einen ziemlich merkwürdigen Typ namens Nessel …«
    Knopf blickte auf, lächelte, nickte. »Ein guter Freund von mir, ja. Du wirst ihn öfter zu sehen bekommen, denn du wohnst mit ihm in einem Zelt.«
    »Wie bitte? Er ist der andere Mitbewohner? Es hieß, es wäre jemand namens Stracki.«
    »Stracki Nessel, ja. So heißt er.«
    Bei der Erinnerung an den ungerichteten Blick war Theo gar nicht wohl zumute. »Wir sind mit dem in einem Zelt? Mit dem Langen? Dem … Psycho?«
    Knopf sah aus, als wollte er laut lachen, doch er hatte seine Gesichtsmuskeln gut unter Kontrolle. Nur das amüsierte Funkeln seiner Augen verriet ihn. »Du hast ihn also kennengelernt. Gut.«
    Theo schnaubte. »Ein Grund mehr für meine Frage. Was ist mit ihm? Er sagte nämlich, er würde eine Person kennen, die ich auch kenne – er würde ihre Stimme in seinem Kopf hören.«
    »Ist das zufällig jemand aus der, ähem, Familie Stechapfel?«
    »Ja!«
    Knopf nickte. »Ich will dir ein wenig von Stracki Nessel erzählen.«
    »Ist das wieder eine Geschichte mit Löchern drin?«
    »Das mußt du selbst beurteilen. Aber da es so etwas wie eine Geschichte mit einem wahren Anfang oder einem wahren Schluß nicht gibt, müssen sie alle einen Kreis beschreiben, und wenn sie einen Kreis beschreiben, dann ergibt sich daraus, daß sie alle einen gewissen … Freiraum in der Mitte haben.«
    Theo winkte kapitulierend ab. »Stracki Nessel. Die Stechäpfel.«
    »Genau. Er arbeitete für die Stechäpfel, mein Freund Stracki, sofern das Wort Arbeit nicht zu schönfärberisch ist. Weißt du etwas darüber, wie in Elfien Kraft

Weitere Kostenlose Bücher